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Peter Smith hat ein bewegtes Leben als Unternehmensberater, Lehrer für Kunstgeschichte und britischer Geheimdienstler hinter sich und beschließt nun, in mittleren Jahren, dem verregneten England den Rücken zu kehren und sich zusammen mit seinem Windhund Arthur im schönen Arles zur Ruhe zu setzen. Schluss mit Trubel und Nebelwetter, sein knurriges Temperament sehnt sich nach Sonne, köstlichem französischem Essen und Ruhe. Doch genau die ist ihm nicht vergönnt: Kaum hat Smith das berühmte römische Amphitheater nach einem Stierkampf verlassen, wird ihm plötzlich ein Schlag auf den Hinterkopf versetzt. Als er wieder zu sich kommt, findet er sich unter einer auffallend gut gekleideten Leiche wieder. Ohne es zu wollen, stolpert er mitten hinein in einen mysteriösen Mordfall, ein Netz aus Intrigen und eine provenzalische Verschwörung ...
Anthony Coles lebt, genau wie seine Hauptfigur, seit einigen Jahren in Arles. Und genau wie Peter Smith ist auch er Kunsthistoriker, der an renommierten Universitäten auf beiden Seiten des Atlantiks unterrichtet hat. Für den Geheimdienst war er allerdings nie tätig, sondern, etwas prosaischer, auf dem internationalen Wirtschaftssektor. Er hat zwei erwachsene Töchter und einen Windhund namens Arthur. 'Ein Gentleman in Arles - Mörderische Machenschaften' ist sein erster Roman.
Autorentext
Anthony Coles lebt, genau wie seine Hauptfigur, seit einigen Jahren in Arles. Und genau wie Peter Smith ist auch er Kunsthistoriker, der an renommierten Universitäten auf beiden Seiten des Atlantiks unterrichtet hat. Für den Geheimdienst war er allerdings nie tätig, sondern, etwas prosaischer, auf dem internationalen Wirtschaftssektor. Er hat zwei erwachsene Töchter und einen Windhund namens Arthur. "Ein Gentleman in Arles - Mörderische Machenschaften" ist sein erster Roman.
Leseprobe
Es war viel kleiner als in seiner Erinnerung. So war es immer. Wie früher, wenn er den renommierten Lord's Cricket Ground in London aufgesucht hatte, damals noch hartnäckig bemüht, gesellschaftsfähig zu sein. Auch der war ihm jedes Mal winzig vorgekommen wie ein Dorf-Spielfeld, obwohl auf den Tribünen achtundzwanzigtausend Zuschauer Platz fanden. Allerdings schien das Stadion im Laufe des Spiels heimlich zu wachsen, bis es zum Ende hin in seiner Wahrnehmung enorme Ausmaße angenommen hatte. Mit dem Rugbystadion in Twickenham ging es ihm genauso. Anfangs hatte er das Phänomen auf den stetigen, über den Tag verteilten Alkoholkonsum geschoben. Schließlich erinnerte er sich nicht daran, das Lord's oder die Spielstätte in Twickenham jemals nüchtern verlassen zu haben. Bei den corridas in der Arena hingegen trank er ausschließlich Wasser, unterlag hier aber dennoch dieser altbekannten Sinnestäuschung.
Von Stierkämpfen hielten Peter Smiths englische Freunde wenig bis nichts - auch jene nicht, die sich je nach Arles bequemt hatten. Aber weil es davon ohnehin nur sehr wenige gab, kümmerte ihn das nicht weiter. Für ihn waren die Stierkämpfe aus der Stadtkultur nicht wegzudenken. Natürlich gab es auch hier Leute - und davon sicherlich nicht wenige -, die diese Spektakel ablehnten oder sogar verabscheuten, aber die meisten liebten sie leidenschaftlich, und der Rest übte sich in Toleranz, die, typisch für provenzalische Verhältnisse, nicht zuletzt auch geschäftliche Gründe hatte. Stierkämpfe lockten Touristen, und Touristen füllten Restaurants, Bodegas und Hotels. Die frenetische Begeisterung von zwanzigtausend offenbar sachkundigen Zuschauern wiederum hatte schon so manchen skeptischen Besucher zum glühenden Fan bekehrt oder ihm zumindest das zähneknirschende Zugeständnis abgerungen, dass es so schlimm/blutig/grausam wie befürchtet dann doch nicht gewesen sei und irgendwie sogar ein bisschen an Ballett erinnere.
Auch jetzt kam Smith die Arena ziemlich klein vor und - es war halb zwei an einem sonnigen Septembertag - sengend heiß. Man konnte die Hitze buchstäblich sehen. Außerdem war der Ort momentan noch fast leer. Abgesehen von den knalligen Plakaten draußen an der Umzäunung, die Touristen davon abhielt, ohne zu zahlen das Gebäude zu betreten, wies nichts darauf hin, dass in drei Wochen die Feria beginnen würde. In der Stadt würde es dann vor Besuchern nur so wimmeln, und die Arena schier bersten vor Lärm, Leidenschaft, Kunst und Tod, wenn in acht Kämpfen an die achtundvierzig Stiere zur Strecke gebracht werden würden. Die okzitanische Sprache würde fast ebenso häufig zu hören sein wie Französisch oder Englisch. Noch aber wirkte alles ziemlich heruntergekommen und zugegebenermaßen regelrecht deprimierend. Die grandiose Fassade mit ihren doppelstöckigen Rundbogenarkaden war vom Innenraum aus nicht zu sehen. Lediglich ein paar Touristen schlenderten ziellos in der Hitze umher. Eine kleine Gruppe von Japanern umringte einen genervten Fremdenführer, der seinen Regenschirm wie ein signum militarum in die Luft hielt.
Selbst die Japaner waren ungewöhnlich leise und lauschten dem immer gleichen Geschwafel. Nein, dachte er, der mit einem Ohr zuhörte, es hatte nie aus drei Geschossen bestanden wie das Kolosseum in Rom; nein, hier wurden nie Christen umgebracht; nein, Gladiatoren waren keine gewöhnlichen, untrainierten Kriminellen, die zur Unterhaltung des gallorömischen Publikums kaltblütig abgeschlachtet wurden; ja, bei den Kämpfen in der Arena werden die Stiere getötet, alles andere wäre eine Beleidigung für das Tier. Nein, die hiesige Arena ist nicht kleiner als die von Nîmes. Letztere ist nur besser in Schuss und sieht größer aus. Die in Arles ist sogar drei Meter länger und sechs Meter breiter, was zwar kaum zu Buche schlägt, aber für die arlesianische Gesellschaft, in der Größe zählt, doch wichtig ist. Dass die To