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Spaziergänge mit Windhund Arthur, genussvolle Speisen in pittoresk gelegenen Restaurants - so hat sich Peter Smith seinen Ruhestand vorgestellt. Doch dann wird ein junger Polizist bei einer angeblich ungefährlichen Observierung erschossen. Der Großvater des Getöteten glaubt diese Version nicht und bittet den ehemaligen Geheimdienstler Smith um Hilfe. Verdächtig erscheint dem Agenten im Ruhestand sofort, dass der Leichnam eingeäschert wurde. Schneller als ihm lieb ist, findet sich Smith in einem Durcheinander verschiedenster Interessen wieder und entdeckt eine provenzalische Verschwörung.
Anthony Coles lebt, genau wie seine Hauptfigur, seit einigen Jahren in Arles. Und genau wie Peter Smith ist auch er Kunsthistoriker, der an renommierten Universitäten auf beiden Seiten des Atlantiks unterrichtet hat. Für den Geheimdienst war er allerdings nie tätig, sondern, etwas prosaischer, im internationalen Wirtschaftssektor. Er hat zwei erwachsene Töchter und einen Windhund namens Arthur. 'Ein Gentleman in Arles - Mörderische Machenschaften' ist sein erster Roman.
Autorentext
Anthony Coles lebt, genau wie seine Hauptfigur, seit einigen Jahren in Arles. Und genau wie Peter Smith ist auch er Kunsthistoriker, der an renommierten Universitäten auf beiden Seiten des Atlantiks unterrichtet hat. Für den Geheimdienst war er allerdings nie tätig, sondern, etwas prosaischer, im internationalen Wirtschaftssektor. Er hat zwei erwachsene Töchter und einen Windhund namens Arthur. "Ein Gentleman in Arles Mörderische Machenschaften" ist sein erster Roman.
Leseprobe
Der alte Mann war nicht bei der Sache und mit seinen Gedanken ganz woanders. Normalerweise hätte sich Gentry schwergetan, den gerissenen alten Vogel zu schlagen, aber heute spielte sein Gegner unkonzentriert und fahrig. Über die drei Jahre, die sie sich in einer hinteren Ecke des ziemlich verlotterten Café de Paris gleich unterhalb des Place Voltaire auf eine Partie Dame und ein kleines Schwätzchen zusammensetzten, hatte er, Gentry, die cleveren Züge des Gegners zu schätzen gelernt. Marcel Carbot mochte weit über achtzig sein - was für die notorisch langlebigen Arlesianer nicht besonders ungewöhnlich war -, spielte aber wie ein junger Berserker und ließ Gentry häufig noch älter aussehen. Carbot bestand darauf, um Geld zu spielen. Das sei Ehrensache. Zur Gewinnausschüttung kam es allerdings nie. Sei's drum , dachte Gentry mit einem kleinen inneren Lächeln. Die Bilanz würde für ihn wenig vorteilhaft ausfallen.
Diesmal wollte das Gespräch zwischen ihnen nicht wirklich in Schwung kommen, und das war selten der Fall. Der alte Mann erzählte sonst gern von seiner Jugend in Arles, vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Es waren Geschichten, denen Gentry gern zuhörte. Heute aber war er ungewöhnlich still, und Gentry sah sich genötigt, ein paar Fehler seines Gegners zu übersehen, damit das Spiel ein bisschen länger dauern würde.
"Marcel, alter Freund, es geht mich vielleicht nichts an, aber du scheinst heute nicht ganz bei der Sache zu sein. Was ist los?"
Der alte Mann lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und ließ die Schultern hängen. "Tut mir leid, David. Ja, du hast recht. Ich bin heute keine gute Gesellschaft und ein schlechter Gegner."
"Warum? Sag's mir, wenn du willst."
Der alte Mann seufzte. "Mein Enkel Jean-Claude - ich habe dir doch schon von ihm erzählt, oder?"
"Ja, natürlich. Ist der nicht bei der Gendarmerie?"
"Nun ja. Vor Kurzem wurde er zur DST versetzt."
Gentry verspürte sofort ein leises Unbehagen. Er wusste mehr über die Direction de la Surveillance du Territoire, den französischen Dienst für Terrorismusbekämpfung, als sein Freund ahnte; und vieles von dem, was er wusste, war nicht gut. Also ging er nicht weiter darauf ein. Aber der Alte redete von sich aus weiter, und Gentry erkannte, dass dessen Augen feucht wurden.
"Vor vier Tagen ist er ums Leben gekommen. Angeblich bei einer Übung."
Gentry erinnerte sich, dass sein Freund immer mit großem Stolz über den Jungen und seine Karriere gesprochen hatte. Es war in der Familie der Carbots Tradition, Militärdienst zu leisten. Sein Sohn hatte im Algerienkrieg gekämpft und war posthum mit dem Croix de Guerre ausgezeichnet worden. Seine Leiche wurde nie gefunden. Vor vielen Jahren war auch Marcel mit der sehr seltenen Médaille militaire dekoriert worden. Beide, er und sein Sohn, hatten die Fourragère tragen dürfen. Dass er nun auch noch seinen Enkel verloren hatte, musste furchtbar schmerzlich für ihn sein.
"Mein herzliches Beileid, Marcel. Ich weiß, wie stolz du auf ihn warst. Wenn es dir recht ist, würde ich gern an der Beerdigung teilnehmen."
Gentry wusste, dass die Familie des Jungen im Norden Frankreichs lebte, er aber zu seinen Wurzeln in der Provence zurückgekehrt war, um ein hiesiges Mädchen zu heiraten und mit ihr eine eigene Familie zu gründen. Worüber der Großvater sehr glücklich gewesen war.
"Danke, mein Freund. Die Beisetzung wird in Paris stattfinden, wie man mir gesagt hat. Ich fahre mit dem Zug dorthin. Über Begleitung würde ich mich freuen. Wenn es dir keine Umstände macht."
"Ach was, natürlich komme ich mit."
Der Alte hob den Kopf und lächelte dankbar, die Augen jetzt voller Tränen.
"Er ist schon eingeäschert worden. Es wird nur eine Trauerfeier geben."
Gentry hoffte, dass ihm der alarmierende Gedanke, der ihm spontan in den Sinn k