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Es gibt keine Theologie ohne Schmerz und Sehnsucht. Was Henning Luther im 20. Jahrhundert als wesentlich für die Theologie konstatiert, erinnert an Martin Luthers Ausführungen über die Buße: Die Theologie kann nur einen büßenden Glauben bedenken, dessen Grunddynamik im stetigen Übergang von Reue in fiducia besteht. Im 16. wie im 20. Jahrhundert wurde glaubende Existenz durch die Existentiale von Schmerz und Reue, Sehnsucht und glaubendem Vertrauen beschrieben Ausdrücke einer Theologie der Buße. Wie aber kann heute von der Buße gesprochen werden? Ist sie noch eine sinn- und heilerschließende Glaubenspraxis? Und wie ermöglichen neue Sprechweisen eine neue praktische Theologie der Buße? Die Arbeit geht diesen Fragen in einer breit angelegten Untersuchung des Begriffs und Phänomens Buße nach.
Autorentext
Anne Helene Kratzert, Dr. theol., Jahrgang 1978, studierte Evangelischen Theologie in Leipzig, Cheltenham/UK, Berlin und Heidelberg. Derzeit ist Kratzert Pfarrerin der Badischen Landeskirche und in Karlsruhe tätig. Sie ist Mitglied der Gesellschaft für evangelische Theologie und wurde mit der vorliegenden Arbeit 2013 von der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg promoviert.
Inhalt
INHALT Vorwort 5 1 Einleitung 13 1.1 Ziel der Arbeit 13 1.2 Warum eine Theologie der Buße? 19 1.2.1 Erkennen 20 1.2.1.1 Die Postmoderne 20 1.2.1.2 Individualisierung 23 1.2.2 Kommunizieren: Fur eine praktische Theologie evangelischer Buße 29 1.2.2.1 Die Schuld individualisierter Existenz 31 1.2.2.2 Moderne Bußen: Innere Reinheit, Lebenshilfe und Ratgeber 34 1.3 Christliche Buße als Ausstieg aus autopoietischen Kreislaufen 38 2 Die Reue als Ursprung der Buße 41 2.1 Luthers Kritik am Ablass 41 2.1.1 Die Entwicklung des Ablassinstituts bis 1517 42 2.1.2 Luthers 95 Thesen uber den Ablass: Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum (1517) 45 2.2 Die Liebe zu Gott und die Liebe zur Gerechtigkeit: Der Sermo de poenitentia (1518) und der Widmungsbrief an Johannes von Staupitz (30. Mai 1518) 52 2.2.1 Der amor iustitiae et dei und das neue Leben des Gerechtfertigten 52 2.2.2 Der amor iustitiae et dei in der theologischen Literatur 62 2.2.2.1 Reinhard Schwarz 63 2.2.2.2 Susanne Hausammann 64 2.2.2.3 Steffen Kjeldgaard-Pedersen 66 2.2.3 Zusammenfassung und Ausblick 67 2.3 Die zuvorkommende Gnade: Die Leipziger Disputation (1519) 71 2.4 Das Gesetz: Die Assertio omnium articulorum 73 2.5 Die Selbsterkenntnis des Menschen als Sunder und der Ursprung der Buße in Christus: Der Sermon von der Betrachtung des heiligen Leidens Christi (1519) 80 2.6 Gesetz und Evangelium: Die rezeptionsorientierte Bedeutungsdimension der Begriffe Gesetz und Evangelium: Die Predigt uber Lk 5, 111 (1537) und die Schrift »Wider die Antinomer« (1539) 84 2.7 Praxisausblick: Gesetz, Evangelium und Buße als Aufgaben der Seelsorge? Die seelsorgerische Dimension der Predigt von Gesetz und Evangelium 97 2.8 Resumee 100 3 Das innere Geschehen der Buße 107 3.1 Buße: Ereignisdimension des Glaubens 107 3.1.1 Buße: Erzitternder und getrosteter Glaube: Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche (1520) 108 3.2 Das Menschenbild in der Buße: Die relationale Ontologie der Person in ihrer Bedeutung fur die Buße 114 3.2.1 Der Mensch: Ens relationale 114 3.2.2 Die Konstitution des Menschen als innerer und außerer, geistlicher und fleischlicher Mensch 118 3.2.3 Die geistliche Entscheidungssphare 119 3.2.3.1 Nisus und affectus 120 3.2.3.2 Passio und rapi 121 3.2.4 Das Horen des Wortes 122 3.2.5 Der exzentrische, responsorische und eschatologische Charakter des Person-Seins 123 3.2.6 Exkurs: Intentionalitat als Strukturprinzip menschlichen Seins (Melanie Beiner) 127 3.3 Das Gottesbild in der Buße 131 3.3.1 Der deus absconditus 133 3.3.1.1 Der deus absconditus in der Heidelberger Disputation (1518) 134 3.3.1.2 Der deus absconditus in der Schrift De servo arbitrio (1525) 136 3.3.1.3 Deus absconditus und deus revelatus 145 3.3.2 Der deus absconditus: Chiffre der gottlichen Drohung in der Buße 150 3.3.3 Der deus absconditus und das Gesetz 153 3.3.4 Das Handeln Gottes unter dem Gegenteil 156 3.3.5 Kampf mit Gott Festhalten am Wort: Gott im Gewissen uberwinden 156 3.3.6 Resumee und Praxisausblick 159 3.4 Christologische Dimensionen der Buße 160 3.4.1 »Ist nu das nit ein froliche wirtschafft ... ?«: Die communicatio idiomatum als soteriologische Mitte der Rechtfertigung 162 3.4.2 » ... quod sua passio efficax«: Das wirksame Leiden Christi 167 3.4.3 Gesetz und Leiden Christi 168 3.4.4 Stellvertretung und cognitio sui im Kreuz: Der Mensch als Objekt der Passion 172 3.4.5 Der Mensch als auctor passionis 177 3.4.6 Zwischenergebnis: Der glaubige Vollzug des Karfreitag als das Grundereignis der Buße 180 3.4.7 »...nostri in consolationem«: Der Trost des Kreuzes 186 3.4.8 »exemplum vel consolatio ... «: Mit Christus im Resurrexit 189 3.4.9 Vor-Bild und Ruck-Blick: Die Bewertung von Bußaktivitat vor dem Hintergrund des Verstandnisses Christi als exemplum 194 3.5 Pneumatologische Dimensionen der Buße 195 3.5.1 Das Wirken des Heiligen Geistes als Evidentwerdung der res des Kreuzeszeichens: Eine pneumatologische Relekture 196 3.5.2 Buße: Gottes- und Selbstbewusstsein 199 3.5.3 Buße: Transitus mentis 202 3.5.4 Buße: Geistliche Realitat 209 3.5.5 Buße: Transmutatio mentis et affectus 214 3.5.5.1 Der Begriff des Affekts 215 3.5.6 Die Etablierung einer neuen Selbstgewissheit in der Buße (nach Eilert Herms) 217 3.5.7 Buße: Leben in der Heiligung 219 4 Das außere Geschehen der Buße 227 4.1 Die Beichte 227 4.1.1 Das Sundenbekenntnis: Der konsekutive Zusammenhang von Sundenbekenntnis und Sundenerkenntnis 228 4.1.2 Inhalt und Form des Beichtbekenntnisses 233 4.1.2.1 Die offenkundig druckenden Sunden 233 4.1.2.2 Ohrenbeichte und offene Schuld 236 4.2 Die Absolution 239 4.2.1 Die Wirksamkeit der Absolution allein aus Glauben 239 4.3 Schlusselamt und allgemeines Priestertum 243 4.4 Die mutua consolatio fratrum und das mutuum colloquium als Kennzeichen evangelischer Gemeinschaft 245 4.5 Abschließende Betrachtung: Ein evangelisches Bußsakrament? 249 5 Spuren der Buße in der Theologie Henning Luthers 257 5.1 Einleitung 257 5.2 »Identitat und Fragment« 267 5.2.1 Erste Spur: Buße als Bewusstsein eigener Fragmentaritat 276 5.2.2 Zweite Spur: Buße als Moglichkeit eines Lebens als Fragment 279 5.2.3 Dritte Spur: Buße und die Asthetik des Fragments 281 5.3 »Schmerz und Sehnsucht« 285 5.3.1 Vierte Spur: Buße als Erlosungsbedurftigkeit im Alltag 287 5.4 »Der fiktive Andere« und »Das unruhige Herz« 289 5.4.1 Funfte Spur: Buße als Leben im Urteil des »fiktiven Anderen« 295 5.5 »Ich ist ein Anderer« 297 5.5.1 Sechste Spur: Praktische Theologie als Diakonie 302 5.6 »Die Lugen der Troster«, »Identitat und Fragment«, Predigten 305 5.6.1 Siebte Spur: Der Bußruf 307 5.6.1.1 Der Glaube als Ruf in die Buße: »Die Lugen der Troster« 307 5.6.1.2 Das Fragment als Asthetik des Bußrufes: »Identitat und Fragment« 312 5.6.1.3 Der Bußruf als Einladung ins Himmelreich: Die Predigten 313 5.7 Fazit 319 6 Sieben Bausteine zu einer praktischen Theologie evangelischer Buße 323 6.1 Lehre, Predigt, Seelsorge: Mut zur Authentizitat! 324 6.2 Erfahrung von Gericht, Zorn und Gnade: Mut zum personalen Gott! 326 6.3 Mut zu einer christologisch verantworteten Theologia crucis! 328 6.4 Unvollendet: Mut zum Fragment! 330 6.5 Das Ich und das Ende: Mut zur Eschatologie! 330 6.6 Das Gesprach mit dem (fiktiven) Anderen: Mut zur Beichte! 332 6.7 Metanoeite: Mut zur Umkehr Mut zu Gott! 333 7 Literaturverzeichnis 335 Quellen 335 Hilfsmittel und Sekundarliteratur 336