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Jahrzehntelang drehte sich Karins Leben nur um ihren Mann Sten und die zwei Kinder. Nach ihren eigenen Bedürfnissen hat nie jemand gefragt - nicht einmal sie selbst. Während Sten sich langsam von seinem Schlaganfall erholt, wird Karin klar, dass es so nicht weitergehen kann. Zur großen Überraschung und auch Missbilligung ihrer Familie und Freunde bucht sie spontan einen sündhaft teuren Kurs bei einem schwedischen Sternekoch - die erste verrückte und gänzlich eigennützige Aktion in ihrem Leben. Doch das ist erst der Anfang. Dort lernt sie außerdem Monika kennen, die genau der Typ Frau ist, der Karin gerne wäre: lebensfroh, mutig, unabhängig. Die beiden gründen zusammen den 'Dienstagsklub', der für Karin der ersehnte Gegenpol zu ihrem langweiligen Alltag wird. Als sich schließlich auch eine neue Liebe anbahnt, schafft es Karin, aus ihrem alten Leben auszubrechen. Sie lässt sich scheiden und gründet zusammen mit Monika ein Cateringunternehmen. Aber zahlt sich ihr Mut zur Veränderung aus?
Anna Fredriksson arbeitete viele Jahre als Drehbuchautorin für Film- und TV-Produktionen in Schweden, u.a. für die Wallander-Filme. Außerdem war sie als Lektorin und Verlegerin tätig. Sie lebt in Stockholm mit ihrem Mann und drei Söhnen.
Vorwort
Es ist nie zu spät, ein neues Leben zu beginnen!
Autorentext
Anna Fredriksson arbeitete viele Jahre als Drehbuchautorin für Film- und TV-Produktionen in Schweden, u.a. für die Wallander-Filme. Außerdem war sie als Lektorin und Verlegerin tätig. Sie lebt in Stockholm mit ihrem Mann und drei Söhnen.
Leseprobe
Zwei Tage hatte es ununterbrochen geschneit, aber gerade hat es aufgehört. Vor dem Küchenfenster ist die Welt in Stille versunken, eingebettet in tiefsten Winter. Die Reihenhausgärtchen sind dunkel, doch die Schwärze dringt trotzdem nicht ganz bis zum Haus vor, denn Karin hat kleine Laternen in den Apfelbaum gehängt und Teelichter darin angezündet. Auf den Zaunpfosten brennen kleine Windlichter.
Sie holt die Keramikschüssel mit dem Salat, die im Flur steht, wo es am kühlsten ist, ohne richtig kalt zu sein. Sie hat nichts Besonderes gekocht, einfach nur für einen ganz normalen Sonntagabend. Sie hebt den Deckel an und wirft einen prüfenden Blick auf den Fleischeintopf, der schon seit drei Stunden auf dem Herd steht und vor sich hin köchelt. Ein herrlicher Duft steigt aus dem Topf, und sie rührt einmal leicht um. Hinter der Glasscheibe des Ofens sieht man die Fächerkartoffeln in der Auflaufform. Sie sind an der Oberseite schön goldbraun gebacken und warten darauf, herausgeholt zu werden.
Der Flickenteppich ist faltig zusammengeknautscht vom Toben der Kinder. Karin zieht ihn im Vorübergehen glatt. Sie mag das bisschen Chaos, das sie jedes Mal stiften, wenn sie zu ihr kommen. Im Frühling, wenn es etwas wärmer geworden ist, werden sie wieder in den Skansen gehen, die ganze Familie. Sie werden sich die Bären anschauen, die gerade aus dem Winterschlaf aufgewacht sind, und die Bärenjungen, die noch ganz kleine weiche Pelzknäuel sind. Und danach gibt es Waffeln. Auch dieses Jahr wird wieder so ein Tag kommen.
Aus dem Wohnzimmer hört man die Stimmen der Familie. Karin stellt sich auf die Schwelle und schaut hinein. Hektor und Valdemar lümmeln auf dem Sofa, die Fernbedienung in der Hand, wie hypnotisiert von den kleinen Männchen, die eine Slalompiste hinunterschießen. Fredrika sitzt vor ihnen auf dem Boden. Das blonde Haar hat sie hochgesteckt, so dass ihr schmaler Nacken zu sehen ist. Sie sieht aus wie ein junges Mädchen, nicht wie die dreiunddreißigjährige Mutter zweier Kinder.
»Na, wie läuft's?«, fragt Karin, einfach, um etwas zu sagen.
»Gut«, antwortet Valdemar, ohne den Blick vom Bildschirm loszureißen.
Ihre Enkel werden langsam groß, sie sind sechs und vier Jahre alt. Hektor ist hochgewachsen und schlaksig, er ist im Sommer einige Zentimeter in die Höhe geschossen. Seit er im Herbst seine Brille bekommen hat, sieht er noch älter aus. Valdemar ist immer noch das moppelige Nesthäkchen, das gerade mal das Kleinkindstadium verlassen hat. Mit einer Spielkonsole kann er trotzdem problemlos umgehen.
Sten sitzt in seinem Sessel, die Hand mit dem Glas ruht auf der Lehne - zu besonderen Anlässen gönnt er sich immer einen Gin Tonic vor dem Essen, aber nie mehr als einen. Christian sitzt auf dem Sofa. Keiner von ihnen macht mit, aber trotzdem verfolgen alle gespannt das Spiel. Sten macht Scherze mit den Kindern, und Christian johlt jedes Mal los, wenn etwas passiert.
»Essen ist gleich fertig«, sagt Karin.
Sten blickt auf und schaut sie an. Er lächelt ruhig, wie immer, wenn er zufrieden im Kreise der Familie sitzt. Er hat Jeans und ein Jeanshemd an, eine von lauter ähnlichen Uniformen, die er seit den Siebzigerjahren trägt. Die Brille ragt aus seiner Brusttasche.
»Das riecht wirklich herrlich«, sagt er, im gleichen Tonfall wie immer.
Karin antwortet mit einem Lächeln, und Sten wendet sich wieder dem Bildschirm zu. Niemand nimmt mehr Notiz von ihr. Sie bleibt noch einen Augenblick wie ein fremder Zuschauer an der Tür stehen, dann verlässt sie das Wohnzimmer.
In der Küche zündet sie Kerzen an, die in einem schweren Messingkerzenständer auf dem Küchentisch stehen. Eine nach der anderen. Dann legt sie die Streichholzschachtel aufs Fensterbrett und genießt einfach einen Moment das weich gedämpfte Licht. Wenn Sten in die Küche kommt, wird er sagen, dass sie doch die Deckenlampe anmachen soll, weil er sonst nicht sieht, was er isst, und