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Als Kathryns geliebter Ehemann Jack bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben kommt, wird über Selbstmord gemunkelt. Doch Kathryn will das nicht glauben und versucht der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei tut sich ein furchtbarer Verdacht auf ...
Anita Shreve, geboren 1946 in Massachusetts, verbrachte einige Jahre als Journalistin in Afrika und bereiste weite Teile Kenias, bevor sie in die USA zurückkehrte und Schriftstellerin wurde. 'Die Frau des Piloten' und der für den Orange Prize nominierte Roman 'Das Gewicht des Wassers' waren große internationale Erfolge. Es folgten zahlreiche weitere Romane, die weltweit millionenfach verkauft wurden. Anita Shreve verstarb Ende März 2018 im Alter von 71 Jahren in New Hampshire.
Vorwort
Die Farbe der Erinnerung
Autorentext
Anita Shreve, geboren 1946 in Massachusetts, verbrachte einige Jahre als Journalistin in Afrika und bereiste weite Teile Kenias, bevor sie in die USA zurückkehrte und Schriftstellerin wurde. "Die Frau des Piloten" und der für den Orange Prize nominierte Roman "Das Gewicht des Wassers" waren große internationale Erfolge. Es folgten zahlreiche weitere Romane, die weltweit millionenfach verkauft wurden. Anita Shreve verstarb Ende März 2018 im Alter von 71 Jahren in New Hampshire.
Leseprobe
SIE HÖRTE EIN KLOPFEN und dann ein Hundegebell. Ihr Traum brach ab, schlitterte hinter eine Tür, die sich schloß. Es war ein guter Traum, warm und nah, und sie bedauerte es. Sie kämpfte mit dem Wachwerden. In dem kleinen Schlafzimmer war es dunkel, hinter den Jalousien noch kein Licht. Sie tastete nach der Lampe, fingerte am Messingfuß und dachte dabei: Was? Was?
Das beleuchtete Zimmer erschreckte sie, wirkte unnatürlich, falsch, wie ein Notaufnahmeraum um Mitternacht oder ein einzelnes Büro in einem verdunkelten Wolkenkratzer. Sie dachte in schneller Reihenfolge: Mattie. Dann: Jack. Dann: Nachbar. Dann: Autounfall. Aber Mattie lag im Bett, oder? Kathryn hatte ihr Gute Nacht gewünscht, hatte ihr nachgesehen, wie sie durch den Flur ging, in ihr Zimmer, und die Tür fest schloß, beinah zuknallte, eine eindeutige Aussage, haarscharf an einer Ermahnung vorbeigezielt. Und Jack wo war Jack? Sie kratzte sich seitlich am Kopf, fuhr sich durchs schlafzerdrückte Haar. Jack war wo? Sie brauchte einen Moment, bis sie sich an den Dienstplan erinnerte: London. Zurück heute nachmittag um halb zwei. Sie war sich sicher. Oder hatte sie es falsch in Erinnerung, und er hatte wieder seine Schlüssel vergessen?
Sie setzte sich auf und stellte die Füße auf die eiskalten Dielen. Sie hatte nie verstanden, wieso Holz in einem alten Haus im Winter so vollständig auskühlte. Die schwarzen Leggings waren ihr die Waden hochgerutscht, und die aufgerollten Ärmel des Oberhemds, in dem sie geschlafen hatte, ein altes weißes Oberhemd von Jack, hatten sich selbständig gemacht, die Manschetten hingen ihr über die Fingerspitzen. Sie hörte das Klopfen nicht mehr, und sekundenlang dachte sie, sie habe es sich nur eingebildet. Habe es geträumt, wie sie manchmal Träume hatte, die ineinander übergingen. Sie griff nach der kleinen Uhr auf dem Nachttisch und blickte darauf. Zehn nach drei. Sie betrachtete das schwarze Zifferblatt mit den Leuchtziffern aus der Nähe und stellte dann die Uhr so fest auf die Marmorplatte, daß das Batteriefach aufsprang und die Batterie unters Bett rollte.
Jack war doch in London, sagte sie sich wieder. Und Mattie war im Bett.
Dann klopfte es wieder, dreimal schlug es hart auf Glas. Ein kleiner Schreck fuhr ihr von der Brust in den Magen und blieb dort. In der Ferne begann der Hund wieder, ein kurzes, rauhes Gekläff.
Vorsichtig ging sie Schritt für Schritt über den Boden, als setze eine zu schnelle Bewegung etwas in Gang, das noch nicht begonnen hatte. Sie öffnete die Schlafzimmertür, das Schloß klickte leise, und dann ging sie die hintere Treppe herab. Sie dachte an ihre Tochter oben und daß sie vorsichtig sein sollte.
Sie durchquerte die Küche und warf durch das Fenster über der Spüle einen Blick auf die Auffahrt, die ums Haus herum führte. Sie konnte einen dunklen Wagen erkennen. Sie bog in den engen hinteren Flur, wo die Fliesen noch kälter als die Dielen waren eisig unter den Fußsohlen. Als sie das Licht über der Hintertür anknipste, sah sie durch das kleine Oberlicht in der Tür einen Mann.
Er ließ sich die Überraschung durch das plötzliche Licht nicht anmerken. Langsam drehte er den Kopf zur Seite, mied den Blick durch die Scheibe, als wolle er nicht unhöflich wirken; als spiele Zeit keine Rolle, und es sei nicht frühmorgens um zehn nach drei. In dem grellen Licht wirkte er blaß. Er hatte staubig blondes Haar, kurzgeschnitten und an den Seiten zurückgebürstet; schwere Augenlider und leichte Geheimratsecken. Er trug einen Mantel mit aufgestelltem Kragen und zog die Schultern hoch. Nur einmal bewegte er sich eilig