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Im Dezember 1926 verschwindet Agatha Christie spurlos. Eine groß angelegte Suchaktion beginnt, an der sich sogar Arthur Conan Doyle beteiligt. Doch Christie, deren jüngstes Buch 'Alibi' gerade zum Welterfolg lanciert, bleibt verschwunden. Erst elf Tage später wird sie in einem Hotel gefunden, in das sie sich unter dem Namen der Geliebten ihres Mannes einquartiert hat. Bis heute weiß niemand, was damals geschah. Was, wenn Christie an einen bösartigen Widersacher geraten ist? Was, wenn sie erpresst worden ist? Was, wenn die Königin der rätselhaften Morde selbst gezwungen worden ist, ein Verbrechen zu begehen? Auf intelligente und unterhaltsame Weise erzählt Andrew Wilson in einer Mischung aus Fakten und Fiktion von einem rätselhaften Fall, in dem die größte Krimiautorin der Welt selbst zur Protagonistin wird.
Andrew Wilson ist ein britischer Journalist. Er schreibt unter anderem für die Zeitungen Guardian, Daily Mail und Sunday Times und hat bereits erfolgreiche Biografien über Patricia Highsmith, Sylvia Plath und Alexander McQueen veröffentlicht. Mit dem Leben und Werk von Agatha Christie setzt sich Wilson seit vielen Jahren auseinander. Nach 'Agathas Alibi', in dem Wilson das mysteriöse Verschwinden der berühmten Krimiautorin literarisch umsetzt, ist 'Agathas Auftrag' sein zweiter Roman über die Queen of Crime.
Vorwort
Eine Liebeserklärung an die Queen of Crime
Autorentext
Andrew Wilson ist ein britischer Journalist. Er schreibt unter anderem für die Zeitungen Guardian, Daily Mail und Sunday Times und hat bereits erfolgreiche Biografien über Patricia Highsmith, Sylvia Plath und Alexander McQueen veröffentlicht. Mit dem Leben und Werk von Agatha Christie setzt sich Wilson seit vielen Jahren auseinander. Nach "Agathas Alibi", in dem Wilson das mysteriöse Verschwinden der berühmten Krimiautorin literarisch umsetzt, ist "Agathas Auftrag" sein zweiter Roman über die Queen of Crime.
Leseprobe
Wohin ich auch blickte, immer hatte ich das Gefühl, sie zu sehen, eine Frau, die als apart, ja sogar schön beschrieben wurde. Was allerdings niemals die Worte gewesen wären, die ich gewählt hätte.
Sah ich dann noch einmal zur Handschuhtheke oder Parfümauslage hinüber, war sie es natürlich nie, sondern immer nur irgendeine andere dunkelhaarige Frau, die versuchte, das Beste aus sich zu machen. Dennoch hinterließ jedes dieser flüchtigen Trugbilder eine kleine Narbe auf meinem Herzen. Ich beschloss, nicht mehr an sie zu denken, würde einfach so tun, als gäbe es die Situation gar nicht, doch dann fiel mein Blick auf eine andere blasse Brünette, der dumpfe Schmerz in meiner Brust flammte erneut auf, und mir wurde flau im Magen.
Als ich mich in Archie verliebt hatte, da hatte ich dieses Gefühl mit einer weißen Taube verglichen, die aus meiner Brust zu entkommen versuchte. Jetzt, wo dieses Biest Archie den Kopf verdreht hatte, stellte ich mir vor, dass die Taube mit einer Halskette aus Stacheldraht erdrosselt worden war und langsam in mir verweste.
Der ferne Klang einer Weihnachtslieder spielenden Blaskapelle hob für einen Augenblick meine Stimmung. Ich hatte Weihnachten immer über alles geliebt und war fest entschlossen, es dieses Jahr, wenigstens Rosalind zuliebe, genauso festlich und fröhlich angehen zu lassen wie sonst auch.
Ich ging zur Puppentheke hinüber, wo mich eine ganze Galerie von weißen Porzellangesichtern mit leeren blauen Augen anstarrte, nahm eine Puppe mit strohblondem Haar in die Hand und strich ihr über die blasse, glatte Wange. Lustig, dass ich meine Tochter nach meiner alten Puppe benannt hatte, ein Spielzeug, das ich als Kind vergötterte, mit dem ich aber fast nie spielte. Schon damals zog ich es vor, meine eigenen Geschichten zu erfinden. Rosalind hatte meine Einbildungskraft nicht geerbt, was wahrscheinlich auch besser so war, denn obwohl meine Fantasie auch ihre Vorteile hatte, hinterließ sie in mir zuweilen doch ein ausgelaugtes, fast schon elendes Gefühl.
Als ich die Puppe auf die Theke zurückstellte und gerade ihren schwarzhaarigen Zwilling mit den dicken Brombeeraugen in die Hand nehmen wollte, spürte ich ein Stechen im Genick. Mir sträubten sich die Nackenhaare, und ein Schauer durchrieselte mich. Überzeugt, dass ich beobachtet wurde, drehte ich mich um, begegnete jedoch lediglich den freundlichen Blicken älterer, in adrette Tweedkostüme gekleideter Damen. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass in den »Stores« in der Victoria Street nie irgendetwas Schreckliches passieren würde.
Schon seit meiner Kindheit kam ich hierher, als Oma B. mit mir immer Bänder und Knöpfe einkaufen ging. Danach spendierte mir meine Großmutter jedes Mal ein herrliches Erdbeereis. Doch jetzt stimmte irgendetwas ganz und gar nicht. Dieses Angstgefühl, das ich verspürte, war rein körperlich. Mein Mund wurde trocken, meine Kehle zog sich zusammen. Mein Atem ging schneller. Ich griff mir an den Hals, um den Kragen meiner Bluse zu lockern, doch es half nichts. Noch immer hatte ich das Gefühl, jemand würde mich beobachten und wollte mir etwas antun.
Als kleines Mädchen hatte ich unter Albträumen gelitten, in denen ein bewaffneter Mann vor mir auftauchte. Er sah, so erzählte ich es meiner Mutter und meiner Schwester Madge, wie ein französischer Soldat mit einer Muskete aus. Doch es war nicht der Anblick des Gewehrs, der mir Angst eingejagt hatte. Vielmehr versetzte mich etwas anderes in Unruhe, etwas an seiner Art, seinem Wesen. Er war der Inbegriff des Bösen, eine Macht, die, das wusste ich damals schon, nur allzu real war. Manchmal hatte ich Träume, in denen ich auf Ashfield, dem Familiensitz in Torquay, am Esstisch saß, aufblickte und sah, dass sich sein Geist in den Körper meiner geliebten Mutter oder in den meiner Schwester gestohlen hatte. Jetzt konnte ich den heißen, säuerlichen Atem des bewaffneten Mannes nahezu auf meinem Nacken spüren.
Ich ste