Eine junge Frau kämpft um ihr Glück. Nürnberg, 1621: Annas großer Stolz ist die Papiermühle ihres Vaters: Doch nun steht sie kurz vor dem Bankrott. Ihr Vater ist resigniert, aber Anna will die Familientradition nicht aufgeben. Ein harter Kampf, der durch Bartholomäus, ihren ärgsten Konkurrenten, nur noch erschwert wird. Denn dieser versucht mit allen Mitteln, sie in den Ruin zu treiben. Dann taucht dessen Bruder Johann auf, er ist viel attraktiver, als Anna lieb ist, macht ihr den Hof und warnt sie vor Bartholomäus. Aber kann sie ihm trauen? Historie, die lebendig wird: Liebe und Intrigen zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
Andrea Bottlinger wurde 1985 in Karlsruhe geboren. Sie hat in Mainz Buchwissenschaften, Komparatistik und Ägyptologie studiert und lebt und arbeitet inzwischen als freie Lektorin und Autorin in Heilbronn.
Eine junge Frau kämpft um ihr Glück.
Nürnberg, 1621: Annas großer Stolz ist die Papiermühle ihres Vaters: Doch nun steht sie kurz vor dem Bankrott. Ihr Vater ist resigniert, aber Anna will die Familientradition nicht aufgeben. Ein harter Kampf, der durch Bartholomäus, ihren ärgsten Konkurrenten, nur noch erschwert wird. Denn dieser versucht mit allen Mitteln, sie in den Ruin zu treiben. Dann taucht dessen Bruder Johann auf, er ist viel attraktiver, als Anna lieb ist, macht ihr den Hof und warnt sie vor Bartholomäus. Aber kann sie ihm trauen?
Historie, die lebendig wird: Liebe und Intrigen zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
Autorentext
Andrea Bottlinger wurde 1985 in Karlsruhe geboren. Sie hat in Mainz Buchwissenschaften, Komparatistik und Ägyptologie studiert und lebt und arbeitet inzwischen als freie Lektorin und Autorin in Frankfurt.
Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane "Das Geheimnis der Papiermacherin" und "Die Kompassmacherin" lieferbar.
Leseprobe
Kapitel 1
Blut färbte den frisch gepressten Bogen Papier rosa. Wie sollte sie das bloß ihren Kunden erklären, fragte sich Anna, bevor ihr aufging, dass das wirklich nicht ihr erster Gedanke sein sollte. Ganz gleich, wie schwer die letzten Wochen gewesen waren. Schuldbewusst wandte sie ihre Aufmerksamkeit Kurt zu, der die blutige Hand fest an seine Brust presste. Sein Gesicht war kreidebleich, und er schwankte leicht. Anna fluchte auf eine Art, die ihre verstorbene Mutter sicher nicht gutgeheißen hätte.
Hinter der Presse, in der der halb fertige und nun blutbesudelte Papierbogen steckte, trat Heinrich hervor, der alte Mühlenbaumeister, den Annas Vater eingestellt hatte, als er noch ernsthaft am Erfolg seines Geschäfts interessiert gewesen war. Er musste die Stimme über das Geräusch der Stampfer erheben, die Tag und Nacht nicht stillstanden. »Es tut mir leid.« Sein Blick huschte immer nur kurz zu Kurts Hand. »Es ist meine Schuld, ich habe nicht aufgepasst.«
Anna war sich nicht ganz sicher, ob sich diese Worte an sie oder an Kurt richteten. Der Arbeiter schwankte stärker, und starrte mit geweiteten Augen auf seine zerquetschten Finger hinab, als könne er noch nicht ganz glauben, was eben geschehen war. Heinrich packte stützend seinen Ellenbogen, beinah wäre er gefallen.
Anna nickte müde. Sie waren alle abgelenkt. Drei Jahre waren seit dem Ständeaufstand 1618 in Böhmen vergangen. Seitdem beobachteten sie alle mit steigender Nervosität die Heere der Reste der Protestantischen Union, der Katholischen Liga und wer wusste inzwischen schon noch, wer sonst alles Interessen in diesem Krieg hatte, während sie mal näher und mal weiter entfernt an Nürnberg vorbeizogen. Nun hatten sich die Gefolgsleute des Grafen Ernst von Mansfeld, von dem es hieß, er habe bereits weite Landstriche in Hessen-Darmstadt verwüstet, um sein Heer zu ernähren, in Fürth einquartiert. Seitdem strömten Flüchtlinge in die Stadt. Die Lumpen und Stoffreste, die sie in der Papiermühle benötigten, um frische Bögen herzustellen, wurden jetzt für andere Dinge gebraucht. Was sie früher in die Faulgrube und dann unter die Stampfer geworfen hatten, wurde dieser Tage noch getragen, solange es irgendwie ging. Und danach nutzte man die Lumpen noch als Verbände für die vielen Kranken und Verwundeten, die der Krieg vor sich hertrieb. Keiner von ihnen wusste, wie lange sie noch Arbeit haben würden.
»Ihr bringt ihn besser zu einem Bader.« Anna blickte von Heinrich zu Kurt und den anderen Männern, die um die Presse herumstanden. Sie deutete auf den breit gebauten Jackel, der immer ein bisschen schuldbewusst dreinblickte, selbst wenn er nichts getan hatte. »Du gehst mit Kurt. Der Rest von euch kehrt an die Arbeit zurück! Mein Vater bezahlt euch nicht fürs Maulaffen feilhalten!«
Während Jackel Kurt aus der Mühle brachte, räusperte Heinrich sich. »Wenn Kurt und Jackel weg sind, fehlt uns ein Mann an den Bütten und einer an der Presse.«
Anna nickte. »Ich springe an den Bütten ein. An der Presse müsst ihr einfach härter arbeiten. Wir haben morgen eine Ladung Packpapier auszubringen. Das kann nicht warten.« Zumindest nicht, wenn Anna weiter darauf hinweisen wollte, dass ihr Vater die Männer für irgendetwas bezahlte.
»Und was machen wir mit dem versauten Bogen?«, fragte Heinrich.
Anna musterte den Fleck auf dem graubraunen Papier. Ein ganzer Bogen. Er hatte sie teure Lumpen gekostet. »Wir stellen hier kein Schreibpapier her«, entschied sie. »Niemand muss wissen, dass es Blut ist.«
Anna war in der Papiermühle ihres Vaters Josef Pecht aufgewachsen. Als Kind war das Geräusch der Stampfer, die Lumpen und Wasser zu einem Hadernbrei zerstießen, oft genug ihr Schlaflied gewesen. Die Bewegungen, mit denen sie das Sieb in die Bütte senkte, es schwenkte, den Hadernbrei herausschöpfte, all das hatte sich so tief in ihr Körpergedächtnis eingegraben, dass ihre Gedanken abschweifen konnten, während sie Bogen