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Seine Analysen basieren auf einem bemerkenswerten, fast übernatürlichen Verständnis der menschlichen Natur und sind auch heute erschreckend aktuell. Aldous Huxley ist zu Recht ein prophetisches Genie und eine der wichtigsten literarischen und philosophischen Stimmen des 20. Jahrhunderts. In 'Wiedersehen mit der schönen neuen Welt' stellt Huxley seine Thesen auf den Prüfstand.
Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans 'Die Gesellschaft auf dem Lande' seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.
Vorwort
Dreißig Jahre nach Erscheinen der »Schönen neuen Welt« kommentierte Huxley sein Werk.
Autorentext
Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans "Die Gesellschaft auf dem Lande" seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.
Leseprobe
ÜBERORGANISIERUNG
Die kürzeste und breiteste Straße zum Albtraum der »schönen neuen Welt« führt, wie gesagt, über Übervölkerung und die beschleunigte Vermehrung der Menschheit - zwei Milliarden achthundert Millionen heute, fünf Milliarden fünfhundert Millionen um die nächste Jahrhundertwende, wobei der größte Teil der Menschheit vor der Wahl zwischen Anarchie und totalitärer Kontrolle stehen wird. Aber der wachsende Bevölkerungsdruck auf die verfügbaren Rohstoffe und Nahrungsmittel ist nicht die einzige Kraft, die uns dem Totalitarismus zutreibt. Dieser geheime biologische Feind der Freiheit ist mit unermeßlichen Kräften verbündet, welche gerade durch diejenigen Fortschritte der Technologie entstehen, auf die wir am stolzesten sind. Mit Recht stolz sind, kann man hinzufügen; denn diese Fortschritte sind die Früchte von Schöpferkraft und beharrlicher harter Arbeit, von Logik, Fantasie und Selbstlosigkeit - mit einem Wort, moralischer und intellektueller Tugenden, für welche man nur Bewunderung hegen kann. Aber es ist nun einmal auf dieser Welt so, dass niemand je etwas bekommt, ohne dafür zu bezahlen. Jene erstaunlichen und bewundernswerten Fortschritte mussten erkauft werden. Ja, sie müssen, wie die letztes Jahr gekaufte Waschmaschine, noch immer weiter bezahlt werden, und jede Rate ist höher als die vorhergehende. Viele Historiker, viele Soziologen und Psychologen haben ausführlich und mit großer Besorgnis über den Preis geschrieben, welchen die westliche Welt für den technischen Fortschritt zu zahlen hatte und weiter zahlen wird. Sie weisen zum Beispiel darauf hin, dass die Demokratie kaum in Gesellschaften blühen kann, in denen die politische und wirtschaftliche Macht immer mehr konzentriert und zentralisiert wird. Der Fortschritt der Technologie aber hat gerade zu dieser Konzentration und Zentralisierung der Macht geführt und führt auch weiterhin dazu. Je leistungsfähiger die Maschinerie der Massenproduktion gemacht wird, desto mehr neigt sie dazu, komplizierter und kostspieliger zu werden - und wird so dem beschränkt bemittelten Unternehmer immer weniger erreichbar. Überdies kann Massenproduktion nicht ohne Massendistribution funktionieren; aber Massendistribution wirft Probleme auf, welche nur von den größten Erzeugern befriedigend gelöst werden können. In einer Welt der Massenproduktion und der Massendistribution ist der »kleine Mann« mit seinem ungenügenden Umlaufvermögen sehr benachteiligt. Im Wettbewerb mit dem »großen Mann« verliert er sein Geld und schließlich seine bloße Existenz als unabhängiger Erzeuger; der »große Mann« hat ihn verschlungen. Während der »kleine Mann« verschwindet, wird immer mehr wirtschaftliche Macht von immer weniger und weniger Leuten ausgeübt. Unter einer Diktatur wird die Großindustrie, welche durch die weiterentwickelte Technologie und den durch sie bedingten Ruin der Kleinunternehmen ermöglicht wurde, vom Staat dirigiert - das heißt, von einer kleinen Gruppe von Parteiführern und den Soldaten, Polizisten und Beamten, welche deren Befehle ausführen. In einer kapitalistischen Demokratie wie den USA wird die Großindustrie von der Machtelite, wie Prof. C. Wright Mills sie genannt hat, dirigiert. Diese Machtelite beschäftigt unmittelbar mehrere Millionen des Arbeitsheeres des Landes in ihren Fabriken, Büros und Lagerhäusern, beherrscht noch mehr Millionen, indem sie ihnen Geld leiht, damit sie ihre Erzeugnisse kaufen, und beeinflusst, indem sie über die Medien der Massenkommunikation verfügt, die Gedanken, Gefühle und Handlungen so gut wie jedermanns. Um die Worte Winston Churchills zu parodieren: Noch nie sind so viele so stark von so wenigen manipuliert worden. Wir haben uns wahrhaftig weit entfernt von Jeffersons Ideal einer wirklich freien Gesellschaft, bestehend aus einer Stufenfolge sich selbst regierender Einheiten - »den elementaren Republiken der Wahlbezirke, den Grafschaftsrepubliken, den Staatenrepubliken und der Republik