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Huxleys Beschäftigung mit Bewußtseinserweiterung durch Drogen begann bereits in den 1930er Jahren. Moksha, ein Wort aus dem Sanskrit, bedeutet 'Befreiung'. Die hier versammelten Reden, Essays, Interviews und Briefe widmen sich dem Bereich der visionären Erfahrungen und der Befreiung des Geistes. Im Mai 1953 experimentierte Aldous Huxley erstmalig mit Mescaline, bis zu seinem Tod sollten ihn Erfahrungen mit bewusstseinserweiternden Drogen begleiten. Dabei werden Bereiche der Psychologie, der Medizin, der Ökologie, der Literatur und der Politik gestreift. Was Huxley letztlich vorschwebt ist 'eine Technik, die dem Menschen dazu verhilft, sein transzendentales Erlebnis in der Sphäre der ?anderen Welt dieser Welt? nutzbringend anzuwenden'.
Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans 'Die Gesellschaft auf dem Lande' seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.
Autorentext
Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans "Die Gesellschaft auf dem Lande" seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.
Leseprobe
KAPITEL 2
1931
Auf der Suche nach einem neuen Lustgefühl
Aldous Huxley
Huxley lebt an der französischen Riviera und beobachtet die Sitten und Gewohnheiten einer genusssüchtigen Gesellschaft, für die Alkohol und Kokain die bevorzugten Drogen sind, als er in diesem kurzen Essay - einem Nebenprodukt der Arbeit an Schöne neue Welt - im Ton spielerischer Ironie eine »himmlische, weltverändernde Droge« beschreibt, die Wissenschaftler der Zukunft entdecken könnten.
Die Wissenschaft des 19. Jahrhunderts entdeckte die Methode des Entdeckens, und unser Zeitalter ist folgerichtig das Zeitalter der Erfindungen. Ja, das Zeitalter der Erfindungen; wir werden nicht müde, diese Tatsache zu verkünden - und dennoch ist es noch keinem gelungen, ein neues Lustgefühl zu erfinden.
Kürzlich, während eines Aufenthalts an der französischen Riviera, einer Gegend, die in den Reiseprospekten als die eigentliche Heimat des Vergnügens angepriesen wird, ging mir diese merkwürdige und ziemlich bedrückende Tatsache zum ersten Mal auf. Rund fünfundsechzig Kilometer entlang der Mittelmeerküste - von der italienischen Grenze bis zu den Bergen von Esterel - haben sich in ein ungeheures Vergnügungsgebiet verwandelt. Oder, um genauer zu sein: man hat daraus einen ungeheuren, weit auseinandergezogenen Vorort gemacht - den Vorort von ganz Europa und den beiden Amerikas -, der sich hier und da zu städtischen Kernen wie Menton, Nizza, Antibes, Cannes konzentriert. Die Franzosen haben eine hohe Begabung für Eleganz, aber auch für Hässlichkeit. Es gibt keine scheußlicheren Vororte auf der ganzen Welt als die rund um die französischen Städte. Die ausgedehnte banlieue der Riviera macht keine Ausnahme von der Regel. Die chaotische Verkommenheit dieser sich lang hinziehenden bürgerlichen Slums ist glücklicherweise einzigartig. Die Städte sind natürlich sehr viel gelungener als die mit ihnen verbundenen Vororte. Eine gewisse, auf gefällige und absurde Weise altmodisch-kitschige Großartigkeit ziert Monte Carlo; Nizza ist weiträumig, hell und lebendig; Cannes feierlich-pompös, so als sei es sich seiner teuren Eleganz bewusst. Und alle sind sie mit den ausgefeiltesten und teuersten Möglichkeiten ausgestattet, um ihren Gästen Vergnügungen zu bieten.
Während ich mich amüsierte, oder vielmehr versuchte, mich inmitten dieses Vergnügungsbetriebs zu amüsieren, kam ich zu dem niederdrückenden Schluss, dass es keine neuen Vergnügungen gibt. Der Gedanke kam mir, wie ich mich erinnere, an einem düsteren Winterabend, als ich aus dem Restaurant des Ambassadeurs in Cannes heraustrat und in einen dieser heulenden halb alpinen, halb maritimen Winde geriet, die an bestimmten Tagen die Croisette und die Promenade des Anglais zu einer unangenehm genauen Nachahmung der Wuthering Heights machen. Ich stellte plötzlich fest, dass wir, soweit es Vergnügungen betrifft, nicht besser dran sind als die Römer oder die Ägypter. Galilei und Newton, Faraday und Clerk Maxwell haben, was das betrifft, umsonst gelebt. Die großen, die moderne Vergnügungsindustrie beherrschenden Aktiengesellschaften können uns nichts bieten, was sich wesentlich von den Zerstreuungen unterscheidet, die einst die Konsuln dem römischen Volk offerierten, oder von dem, was Trimalchios' Kuppler für das Amüsement der gelangweilten und übersättigten Reichen zur Zeit Neros inszenieren konnten. Und das, obwohl es mittlerweile Kino, Grammofon, Radio und alle möglichen anderen Mittel zur Unterhaltung der Menschheit gibt. Die Apparate, die diese Unterhaltung vermitteln, sind zweifellos ganz modern; nichts Ähnliches hat es früher gegeben. Aber daraus folgt noch nicht, dass die Art der Unterhaltung, die sie reproduzieren und verbreiten, ebenfalls modern ist. Sie ist es keineswegs. Diese neuen Geräte machen einzig und allein Drama, Pantomime und Musik - womit sich die Menschheit seit undenklichen Zeiten unterhalt