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Zwei pointierte Kurzgeschichten des großen Utopisten der Moderne, Aldous Huxley, in einem Band Aldous Huxley, einer der großen englischen Erzähler und Utopist der Moderne, schrieb zahlreiche Kurzgeschichten. Die in diesem Band enthaltenen Erzählungen zeigen Huxley auf der Höhe seiner Meisterschaft. 'Das Bankett für Tillotson' ist eine geschliffene Satire auf Kultursnobs. In 'Der grüne Tunnel' zeigt sich Huxleys psychologischer Scharfblick, seine Lust an der Pointe. In allen Geschichten erweist sich Huxley als glänzender Unterhaltungsschriftsteller, der die Tradition eines Wilde, eines Shaw, eines Maugham fortsetzt.
Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans 'Die Gesellschaft auf dem Lande' seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.
Autorentext
Aldous Leonard Huxley, geboren 1894 in Godalming/Surrey, in Eton erzogen, studierte nach einer schweren Augenkrankheit englische Literatur in Oxford und war ab 1919 zunächst als Journalist und Theaterkritiker tätig. 1921 begann er mit der Veröffentlichung seines ersten Romans "Die Gesellschaft auf dem Lande" seine literarische Laufbahn. Von 1938 an lebte er in Kalifornien. Huxley starb 1963 in Hollywood.
Leseprobe
I
Der junge Spode war kein Snob; dazu war er zu gescheit, zu durch und durch anständig. Er war kein Snob; aber er fühlte sich doch sehr erfreut bei dem Gedanken, dass er ganz intim, nur zu zweit, mit Lord Badgery zu Abend essen werde. Es war ganz entschieden ein Ereignis in seinem Leben, ein Schritt vorwärts, so fühlte er, zu jenem endgültigen Erfolg, dem gesellschaftlichen, materiellen, literarischen, den zu erringen seine feste Absicht gewesen war, als er nach London kam. Die Eroberung und Gefangennahme Badgerys war eine fast unerlässliche strategische Maßregel auf diesem Feldzug.
Edmund, siebenundvierzigster Baron Badgery, war ein direkter Nachkomme jenes Edmunds mit dem Beinamen Le Blayreau und einem Dachs im Wappen, der im Gefolge Wilhelms des Eroberers auf englischem Boden landete. Von Wilhelm dem Roten baronisiert, waren die Badgery eine der wenigen altadeligen Familien, welche die Rosenkriege und alle die anderen Wechselfälle der englischen Geschichte überdauert hatten. Sie waren ein vernünftiges, zeugungsfreudiges Geschlecht. Kein Badgery hatte je in irgendeinem Krieg gekämpft. Kein Badgery hatte sich je in irgendeine Art von Politik eingelassen. Sie waren es zufrieden gewesen, zu leben und sich ruhig fortzupflanzen, in einem riesigen, von einem dreifachen Graben umgebenen, zinnenbekrönten normannischen Schloss, aus dem sie nur ausritten, um nach ihren Ländereien zu sehen und die fälligen Pachten einzutreiben. Im achtzehnten Jahrhundert, als das Leben verhältnismäßig sicher geworden war, begannen sich die Badgery in die zivilisierte Gesellschaft hinauszuwagen. Aus bäuerischen Landjunkern erblühten sie zu Grandseigneurs, Gönnern der Künste, »Virtuosi«. Ihr Landbesitz war sehr ausgedehnt, sie waren reich; und mit der zunehmenden Industrialisierung nahm auch ihr Reichtum zu. Dörfer auf ihrem Grund und Boden verwandelten sich in Fabrikstädte, unvermutete Kohle wurde unter ihren unfruchtbaren Bergheiden entdeckt. Um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts gehörten die Badgery bereits zu den reichsten englischen Adelsfamilien. Der siebenundvierzigste Baron verfügte über ein jährliches Einkommen von mindestens zweihunderttausend Pfund. Der großen Tradition der Badgery getreu, hatte er weder mit Politik noch mit Krieg etwas zu tun haben wollen. Er beschäftigte sich mit Bildersammeln; er nahm ein Interesse an Theateraufführungen; er war der Freund und Gönner von Schriftstellern, von Malern und Musikern, mit einem Wort eine Persönlichkeit von beträchtlicher Bedeutung in der besonderen Welt, in der Erfolg zu haben der junge Spode sich in den Kopf gesetzt hatte.
Spode hatte erst vor kurzer Zeit die Universität verlassen. Simon Gollamy, der Chefredakteur der Review of the World (der »besten aller möglichen Welten«), hatte ihn kennengelernt - er war stets auf dem Auslug nach jungen Talenten -, hatte Möglichkeiten in dem jungen Mann gewittert und ihn zum Kunstkritiker an seinem Blatt gemacht. Gollamy liebte es, sich mit jungen, belehrbaren Leuten zu umgeben. Schüler zu haben, schmeichelte seiner Eitelkeit, und er fand es überdies leichter, seine Zeitung mit gelehrigen Mitarbeitern zu leiten, als mit Männern, die vom Alter widerspenstig gemacht und hartgesotten waren. Spode hatte sich auf seinem neuen Posten nicht übel bewährt. Jedenfalls waren seine Artikel verständig genug gewesen, um das Interesse Lord Badgerys zu erregen. Letztlich verdankte er ihnen die Ehre, heute Abend im Eßzimmer von Badgery House zu sitzen.
Gestärkt durch mehrere Weinsorten und ein Glas alten Kognaks, fühlte sich Spode etwas zuversichtlicher und unbefangener, als er sich den ganzen Abend gefühlt hatte. Badgery war ein recht beunruhigender Gastgeber. Er besaß die bestürzende Gewohnheit, den Gegenstand jedes Gesprächs zu wechseln, das länger als zwei Minuten gedauert hatte. Spode war sich, zum Beispiel, entsetzlich belämmert vorgekommen, als sein Gastgeber ihn mitten in einer, wie er