Kartonierter Einband (Kt), 236 Seiten
Tiefpreis
CHF15.75
Auslieferung erfolgt in der Regel innert 2 bis 4 Werktagen.
In this volume of the Erfurter Schriften zur jüdischen Geschichte, the ensemble of medieval material evidence in Erfurt, with its unique representation of Jewish culture in Central Europe, is placed in the local and contemporary historical context of ritual objects and ritual events for the first time accompanied by insights into the hitherto rather undiscovered Rudolstadt Judaica collection. This is an exciting and sensually fascinating process that opens up something new. It gains in multidimensionality through an explicitly interdisciplinary perspective. It is the attempt to see anew, beginning with the ritual object rather than the ritual itself. Taking up the concept of a »new materialism« in the social and historical sciences, the particular ritual object is perceived, not beginning with the idea of it, but as reality. The ritual objects discussed here address the sensually concrete existence of things in the context of their pragmatic use: the Erfurt wedding ring, Hebrew gravestones, Torah scrolls, a tuning key, belts, candleholders, a prayer tablet, a mizrach. They all have a high symbolic value and at the same time a unique aesthetic appeal. Nevertheless, the coexistence of objects is linked to their embedding in writing, tradition, and contextualization. By emphasizing in particular the Jewish ritual object in its use, the present volume celebrates the cultural richness and identity of the Jewish communities past and present.
Leseprobe
Die internationale Konferenz »Ritual Objects in Ritual Contexts«, die eine Kooperation zwischen dem Research Centre »Dynamik ritueller Praktiken im Judentum in pluralistischen Kontexten von der Antike bis zur Gegenwart «, der Beauftragten für die UNESCO-Welterbe- Bewerbung der Stadt Erfurt, der Heidecksburg Rudolstadt und den 27. Tagen jüdischer Kultur in Thüringen war, fand vom 6. bis zum 8. November 2019 in Erfurt und Rudolstadt statt. Thema waren rituelle Objekte aus beiden Städten, die in ihren historischen und rituellen Kontexten untersucht wurden. Wie geben rituelle Objekte Informationen über zeitgenössische Rituale, wo sind sie in die Entstehungsgeschichte eines Rituals einzuordnen, und inwiefern geben sie Auskunft über die Orts- und Zeitgeschichte? Die meisten Vorträge der Konferenz erscheinen nun in überarbeiteter Form in dieser Publikation, nachdem sie von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Konferenz, die aus verschiedenen akademischen und geografischen Kontexten kamen, eingehend erörtert, diskutiert und aufgrund der Thematik der Konferenz auch am Objekt in Erfurt und in Rudolstadt überprüft wurden. Hinzu kommen einige Beiträge, die nicht auf der Konferenz Thema waren, aber schon vorher vorgestellt und diskutiert wurden. In Erfurt hat sich ein bedeutendes Ensemble mittelalterlicher Sachzeugnisse aus der ehemaligen jüdischen Gemeinde erhalten, das in seiner Aussagekraft über die jüdische Kultur in Mitteleuropa weltweit einmalig ist. Einige der Objekte, etwa der jüdische Hochzeitsring aus dem Erfurter Schatz oder hebräische Grabsteine vom ehemaligen jüdischen Friedhof, wurden erst in den vergangenen Jahrzehnten wieder entdeckt, andere wie der Erfurter Judeneid oder die Torarollen sind der Forschung seit langem bekannt. Alle sind außergewöhnliche Zeugnisse der mittelalterlichen jüdischen Geschichte und spielten gleichzeitig eine wichtige Rolle in Ritualen und Zeremonien der jüdischen Gemeinde. Die Rudolstädter Judaica-Sammlung gehört zu den kulturgeschichtlich wertvollsten Beständen im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg. Über 35 Objekte aus dem 18. Jahrhundert zeugen vom religiösen Leben der kleinen jüdischen Gemeinde vor Ort. Rezipiert wurde diese Sammlung bisher jedoch kaum. Als Bestand im Magazin des Schlosses Heidecksburg war sie nach 1945 nicht mehr im öffentlichen Bewusstsein. Erst nach der friedlichen Revolution von 1989 war ein fachlicher Austausch über die Bedeutung der Judaica-Sammlung wieder möglich geworden. Anfang der 1990er Jahre erfolgte ein Anstoß für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dieser wertvollen Sammlung durch eine erste Publikation. Die Diskussionen während der Konferenz zeigten, dass die Fragen der Terminologie und des Ritualverständnisses nicht vorschnell beantwortet werden können und weiter in der Forschung diskutiert werden müssen. Unterschiedliche Perspektivierungen und Kontextualisierungen tragen dazu bei, dass die Frage nach Ritualen auch in den Bereichen des Rechts, der Performanz, der Kunst, der Literatur usw. relevant bleibt und unbedingt eine interdisziplinäre Herangehensweise erfordert, wie sie bei der Konferenz »Ritual Objects in Ritual Contexts« gegeben war. Hinzu kommen die unterschiedlichen Kommunikationsbedingungen, die sich in den verschiedenen Kontexten wie einer großstädtischen oder kleinstädtischen Gemeinde manifestieren. Auch die große Bandbreite an Materialität (Textilien, Stein, Holz, Metall usw.) und an Akteuren und Herstellern von rituellen Objekten zeigt, dass das Thema nicht ohne weiteres behandelt und abgeschlossen werden kann. Positiv hervorgehoben werden kann, dass die Vorträge dieser Konferenz von Objekten ausgingen und nicht von Ritualen und sich erst dann der Theoriebildung widmeten. Diese Herangehensweise erwies sich als fruchtbare Methode, obwohl die objektfokussierte Betrachtung von Ritualen innerhalb der Forschungslandschaft noch am Anfang steht. Die Herausgeberinnen danken an dieser Stelle dem BMBF, der das Research Centre in den Jahren 2015-2020 großzügig unterstützt hat, sowie der Thüringer Staatskanzlei und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen für die finanzielle Unterstützung zur Erstellung dieses Bandes. Ein besonderer Dank geht auch an Thomas R. Blanton IV, der das muttersprachliche Lektorat übernommen hat.
Inhalt
01 Editorial Claudia D. Bergmann and Maria Stürzebecher Pag. 8 02 Ritual Objects from Medieval Erfurtburg und München The Erfurt Judeneid between Pragmatism and Ritual: Some Aspects of Christian and Jewish Oath-Taking in Medieval Germany Andreas Lehnertz Pag. 12 Paleographic and Halakic Aspects of the Erfurt Torah Scrolls Mark Farnadi-Jerusálmi Pag. 32 The Erfurt Bronze Lamp: Jewish or Christian? Vera Henkelmann Pag. 42 Some Thoughts on the Petersberg »Menorah« and the History of Seven-Branched Lampstands in Medieval Europe Steven Fine Pag. 52 Filling Patterns with Lament: Medieval Jewish Husbands Mourning Michael Brocke Pag. 60 The Medieval Jewish Wedding Ring from the Erfurt Treasure: Ceremonial Object or Bride Price? Maria Stürzebecher Pag. 72 Amor Vincit Omnia: Medieval Jewish Love and Romance in Light of the Erfurt Girdle Ido Noy Pag. 80 The Silver Key from the Erfurt Treasure: Suggesting a Context Merav Schnitzer Pag. 94 03 Ritual Objects from the Jewish Congregation in Rudolstadt (nineteenth twentieth century) Jewish Life in Rudolstadt: On the Cultural History of a Small Residence Town Lutz Unbehaun Pag. 104 From Dessau to Rudolstadt: Idea and Reality of Jewish Ritual Buildings around 1800 Simon Paulus Pag. 110 The Mikvaoth and the Cemetery of the Jewish Community in Rudolstadt Lars Krausse Pag. 118 The Five Torah Binders from Rudolstadt: And Yet Another One Naomi Feuchtwanger-Sarig Pag. 124 The Handwritten Notes in Books and Manuscripts of the Judaica Collection Rudolstadt Rebecca Ullrich Pag. 138 A Prayer Tablet for Simhath Torah in the Rudolstadt Judaica Collection: First Thoughts on an Ongoing Investigation of a Ritual Object Hermann SImon Pag. 148 A Mysterious Mizrach from Rudolstadt Judith Frishman Pag. 152 Prayers of the Jewish Community in Rudolstadt for the Local Gentile Rulers Martha Stellmacher Pag. 162 04 Ritual Objects in Ritual Contexts Theoretical and Systematic Perspectives Multifaceted Relationships: Ritual Objects and Ritual Agents in the Hebrew Bible and in Cognate Literature Claudia d. Bergmann Pag. 174 Ritual Objects and Strategies of Sacralization within Religious Communication Jörg Rüpke Pag. 200 Liturgical Vestments in Modern Times Benedikt Kran…