Temporäres Denkmal

Der StudienVerlag gratuliert! Franz Wassermann gewinnt für das Projekt TEMPORÄRES DENKMAL - Prozesse der Erinnerung das Förderstipendium der ANNI UND HEINRICH SUSSMANN STIFTUNG für 2010. Das "Temporäre Denkmal" setzt den Opfern der NS-Euthanasie ein Erinnerungszeichen: Jenen 360 Frauen, Männern und Kindern, die zwischen 1940 und 1942 aus der damaligen "Heil- und Pflegeanstalt für Geistes- und Nervenkranke" in Hall in Tirol nach Hartheim bzw. Niedernhart deportiert und dort ermordet worden sind. Seit dem erstmaligen Erscheinen dieses Buches haben sich die "Prozesse der Erinnerung" vielfältig entwickelt: Neue Denkmäler entstanden, Biografien und Erinnerungsstücke von deportierten und ermordeten Menschen wurden gesammelt. Dieses Fortleben des Gedenkens und Aufarbeitens ist in dieser erweiterten Neuausgabe umfassend dokumentiert und dargestellt. Durch ihr Konzept verweisen diese "Prozesse der Erinnerung" auf Gegenwart und Zukunft, indem parteiisch eine Haltung zu den "Euthanasie"-Opfern eingefordert und Ansprüche an die Gesellschaft skizziert werden, die oft genug am Umgang mit "abweichendem Verhalten" zu scheitern drohen. Das "Temporäre Denkmal" provoziert und polarisiert, erzählt Geschichten und entwickelt Bilder; es klärt, weckt Emotionen und wirft mehr Fragen auf, als es Antworten gibt. Es ist ein Kunstwerk: "Es ist nicht das Ziel, ein dauerhaftes Monument zu errichten, in der Hoffnung, das Denkmal würde hinterher schon etwas bewegen. Die Manifestation sollte in den Menschen stattfinden durch die aktive Auseinandersetzung mit Ort, Raum, Zeit." (Franz Wassermann)

Klappentext
Es ist ein "Temporäres Denkmal", das der Innsbrucker Künstler Franz Wassermann den Opfern der NS-Euthanasie gesetzt hat. Jenen rund 360 Opfern, die die von der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Hall in die Vernichtungsanstalt Hartheim/OÖ bzw. nach Linz-Niederhart deportiert worden und ermordet worden sind. Temporär, weil sich Erinnerung wie Gedenkpraxis verändern. Temporär, weil sich im zweijährigen Projektverlauf vieles verändert hat. Franz Wassermann hat sein Denkmal in verschiedenen Prozessen angelegt: Er hat die Heimatgemeinden der Opfer aufgefordert, Straßen oder Plätze nach ihren ermordeten MitbürgerInnen zu benennen. Er hat der Tilak ein Konzept für einen Park der Erinnerung am Gelände des heutigen Psychiatrischen Krankenhauses Hall vorgeschlagen. Und er hat schließlich in einer Erinnerungsaktion die Namen der Opfer auf einem Ärztekittel verewigt. Als letzten Prozess realisiert er mit dieser Publikation die Dokumentation des Kunstprojekts. Aber nicht nur: Der Historiker Oliver Seifert stellt den neuesten Stand der Forschung über die Ereignisse in der Haller Heil- und Pflegeanstalt dar, sein Kollege Herwig Czech gibt einen Überblick über die NS-Euthanasie in Österreich. Kunstkritik üben der Kurator Hubert Salden und die Kritikerin Angelica Bäumer. Sie fragen nach der Verantwortung und Möglichkeiten der Kunst in der Erinnerungsarbeit. Franz Wassermann schreibt die gesellschaftliche Verantwortung in der Geschichtsbearbeitung groß. So hat er in sein Kunstprojekt nicht nur 190 Heimatgemeinden, die Tilak und viele Interessierte eingebunden, er arbeitet auch interdisziplinär. Die Zusammenarbeit mit Experten sowie der Presse war für ihn Teil des Projekts.