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Der 1. Norddeutsche Archivtag Themenheft 1. Nordeutscher Archivtag 20. bis 21. Juni 2000 in Hamburg, hg. v. Rainer Hering (= Auskunft. Mitteilungsblatt Hamburger Bibliotheken. 20. Jahrgang Dezember2000 Heft 4) Als Sonderausgabe der Zeitschrift Auskunft ist die Tagungsdokumentation des 1. Norddeutschen Archivtages, der vom 20. bis 21. Juni 2000 in Hamburg stattgefunden hat, erschienen. Fast alle Vorträge konnten abgedruckt werden und wurden um zusätzliche wichtige Diskussionsbeiträge ergänzt. Die Initiatoren der Veranstaltung haben die Ergebnisse sehr schnell der Öffentlichkeit präsentieren wollen. Dies unterstreicht ihre Pläne zur langfristigen Etablierung dieses Archivtages auf Länderebene, der bisher in Norddeutschland fehlte. Bereits in Hamburg war die Freude über die überaus positive Reaktion - gut 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sprechen für sich - den Verantwortlichen anzumerken. Dies spiegeln nun auch das einleitende Vorwort und die ebenfalls abgedruckten Grußworte. Es ist hier nicht zu diskutieren, was so spezifisch "norddeutsch" an der Veranstaltung war; der Einleitungsvortrag zur norddeutschen Archivlandschaft von Reiner Witt verdeutlicht aber, dass die Archive in Norddeutschland vor ähnlichen Problemen stehen wie fast alle Archive. Der Abendvortrag von Hans Wilhelm Eckardt über die konkrete Situation am Hamburger Staatsarchiv bildet hier die ideale Ergänzung. Insgesamt waren die drei Arbeitssektionen des Archivtages vor allem der archivischen Praxis gewidmet. Die "Auskunft' hat leider auf eine Gliederung des Heftes, für die sich die Sektionen angeboten hätten, verzichtet. Hier sollen die behandelten Bereiche zur Orientierung jedoch genannt werden. Die Vorträge der 1. Arbeitssitzung beschäftigen sich mit dem Thema "Archivgut als Ware'. In seinem Beitrag problematisiert Gerhard Pfennig das ganze Spektrum der Verwertung von Bildquellen im Archiv. Seine Ausführungen zum Problemfeld digitalisierter Bilder orientieren sich dabei an aktuellen Erfahrungen. Hans-Heinrich Ebeling berichtet über die Erfahrungen mit der Internetpräsentation des Stadtarchivs Duderstadt. Das Stadtarchiv betritt hier Neuland, entsprechend sind die Schwierigkeiten. In der 2. Sektion, Norddeutsche Projekte zur Erschließung archivischer Quellen, stellt Bernd Kappelhoff vor dem Hintergrund eigener Forschungen zur frühneuzeitlichen Wirtschaftsgeschichte norddeutscher Städte ein von der VW Stiftung gefordertes, ehrgeiziges Projekt zur sachthematischen Inventarisierung archivischer Quellen zum Seeverkehr und den damit zusammenhängenden Waren- und Kulturströmen in Norddeutschland vom 16-19. Jahrhundert vor. Menge, Spektrum und geographische Streuung der Überlieferung begründen vor allem die forschungspraktische Seite eines solchen sachthematischen Inventars. Wenn es um Norddeutschland geht, darf ein Thema zur "Hanse" nicht fehlen. In Jürgen Bohmbachs Beitrag geht es allerdings um einen hansischen Archivführer, der von der 1978 begründeten "Neuen Hanse" in Auftrag gegeben wurde. Peter Gabrielsson widmet sich einem anderen für Norddeutschland bedeutsamen Thema, nämlich der Auswanderung und hier der Digitalisierung der Auswandererlisten des Auswandererhafens" Hamburg. Sein Beitrag zeigt, wie man mit unkonventionellen Ideen ein Projekt in die Tat umsetzen kann, das verschiedenste Interessen zusammenbringt: Öffentlichkeitsarbeit, Genealogie, Sozialdienste, Neue Medien und das Archiv. Auch die 3. Arbeitssitzung steht ganz im Zeichen archivpraktischer Fragen, in diesem Fall den Archivierungsmodellen, die immer stärker ein unverzichtbares Mittel zur Aufgabenbewältigung in der Archivarbeit werden, wie Birgit Kehne in ihrem einleitenden Beitrag überzeugend darlegt. Breit diskutiert sie die Skala der Möglichkeiten, die Archivierungsmodelle bieten, um nicht nur der zunehmenden Flut von Massenakten Herr zu werden. Am Beispiel des niedersächsischen Archivierungsmodells "Kriminalpolizei" zeigt dann Jan Lokers den konkreten Nutzen eines solchen Modells, ohne die Probleme auszublenden. Weitere Beispiele bringen Rainer Hering für die Hamburger Schulunterlagen, Kerstin Letz für Lübecker Schulunterlagen und Irmgard Mummenthey für das Archivierungsmodell zu Hamburger Krankenakten. Den Band beschließt Andreas Ropcke mit einer prägnanten Schlussbewertung und der Einladung zum 2. Norddeutschen Archivtag 2003 in Schwerin. Heiner Schüpp aus: ARCHIV-NACHRICHTEN Niedersachsen, Heft 4/2000, S. 135-136 Sächsisches Archivblatt Heft 1/2002, Seite 25
Autorentext
Der Historiker Prof. Dr. Rainer Hering ist Privatdozent an der Universität Hamburg und Leiter des Landesarchivs Schleswig-Holstein in Schleswig.
Inhalt
INHALT Beiträge Rainer Hering Der 1. Norddeutsche Archivtag in Hamburg Hans-Dieter Loose Begrüßung Senator Dr. Willfried Maier Grußwort Reimer Witt Tradition, Innovation und Perspektiven Die norddeutsche Archivlandschaft in einer sich wandelnden Welt Gerhard Pfennig Archivbestand und Urheberrecht Der Text befasst sich mit den urheberrechtlichen Dimensionen der Archivarbeit; beschrieben werden zunächst die urheberrechtlichen Grundlagen, Persönlichkeits- und Verwertungsrechte, Ausnahmevorschriften (Zitatrecht etc.), Schutzfristen und Rechtserwerb, soweit sie für die Archivarbeit wichtig sind. Erwähnt werden auch Probleme des Schutzes der Persönlichkeitsrechte - Recht am eigenen Bild - und des Datenschutzes. Schließlich werden einzelne Arbeitsschritte im Umgang mit geschütztem Material im Hinblick auf ihre urheberrechtliche Relevanz dargestellt. Hans-Heinrich Ebeling Das digitale Archiv Duderstadt - Aspekte der Internetpräsentation Hans Wilhelm Eckhardt Zufriedene Kunden oder "zufriedene" Akten? Ein Archiv im Dienst von Bürgern, Stadt und Staat Im Staatsarchiv Hamburg sind 10.000 Meter Archivalien nicht hinreichend erschlossen und stehen der Benutzung daher nur eingeschränkt zur Verfügung. Die Ursachen für die Rückstände liegen in der besonderen Situation als Stadt- und Staatsarchiv mit sehr benutzungsintensiven Beständen, in den überdurchschnittlichen Akten-Ablieferungen der letzten Jahre und in einem 20-prozentigen Personalabbau. Mit einer Akzentverschiebung innerhalb der Kernaufgaben soll Kapazität für die Erschließung von Archivgut gewonnen werden. Bernd Kappelhoff Sachthematische Inventarisierung archivalischer Quellen zum Seeverkehr und den damit zusammenhängenden Waren- und Kulturströmen in Norddeutschland vom 16. bis zum 19. Jahrhundert Jürgen Bohmbach Alte Hansestädte und ihre Überlieferung Der Versuch eines populären Inventars hansischer Quellen Seit 1980 besteht die "Neue Hanse" als Wiederbelebung der historischen Hanse. Innerhalb dieses auf Tourismus und wirtschaftliche Kooperation gerichteten Bundes nordwesteuropäischer Städte, die sich jedes Jahr zu einem aufwendigen Hansetag und Volksfest treffen, besteht seit 1997 eine Arbeitsgruppe Hansischer Archive. Ihr Ziel ist u.a., die Bedeutung der Archive gerade bei der Vermarktung der Hansischen Städte hervorzuheben. Ein Instrument ist das Projekt eines Hanseführers als populäres Inventar Hansischer Quellen in schriftlicher wie dinglicher Form. Peter Gabrielsson Das Projekt "Link To Your Roots" Die digitale Erschliessung der Auswandererlisten im Staatsarchiv Hamburg In der Zeit von 1850 bis 1934 haben annähernd 5 Millionen Auswanderer Europa über den Hamburger Hafen verlassen. Sie sind in den noch heute im Staatsarchiv Hamburg erhaltenen Auswanderer- oder Passagierlisten registriert worden. Zur digitalen Erschliessung dieser Listen ist das Projekt Link to your Roots 1999 von der Staatlichen Pressestelle, der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales, dem Staatsarchiv und Sponsoren der IT-Branche realisiert worden. In dem Projekt haben 27 schwerbehinderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf vier Jahre befristete Arbeitsplätze gefunden. Mittelfri…