Tiefpreis
CHF19.20
Sofort lieferbar.
Robin steht unter Erwartungsdruck. Nicht nur von seiner Familie und der Schule, vor allem auch von sich selbst. Er will es gut machen, er will, dass seine Mutter froh ist. Aber er ist ein Kind: Mit Freunden und beim Spielen vergisst er manche Dinge, die anderen wichtig sind. Und er ist von ADHS betroffen die äußeren Reize dringen ungefiltert in sein Gehirn, er nimmt anders wahr. Das wird in der Geschichte von den vier Gestalten versinnbildlicht: Vier innere Stimmen, die Robin sagen, was er machen soll. Die alle durcheinander reden und sich nicht einig sind. Halte dich an die Regeln, dann klappt das schon, verlangt Iris. Banu widerspricht: Geh deinen eigenen Weg! Ihr streit ärgert Odin: Ich hau gleich alles kurz und klein!, was wiederum Noah, der vermitteln möchte und Harmonie braucht, verunsichert. Robin Ruhelos ist kein Sachbuch und noch weniger ein Buch um Kinder zurechtzubiegen! Es ist die warmherzige Geschichte eines kreativ überschäumenden Jungen, der es gerne allen recht machen würde. Die Innensicht des Protagonisten gibt uns die Möglichkeit, sein Handeln als Entscheidungen aufgrund seiner ungefilterten Erlebnisse zu sehen. Er wirkt verrückter als andere, gehetzter, empfindsamer, fantasievoller. Besonders eben und gerade darum wie (fast) jedes Kind. Mit einem Nachwort für Eltern und Lehrpersonen von Dr. Martin Winkler, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, ärztlicher Leiter der Caduceus-Klinik Bad Bevensen. www.ADHSspektrum.com
Autorentext
Ruedi Ernst ist gelernter Landwirt, Kaufmann, Sozialpädagoge und Jobcoach und legt nun sein Debüt als Kinderbuchautor vor. Er lebt und arbeitet im Kanton Luzern, Schweiz, und hat drei erwachsene Söhne. www.navi.coach
Leseprobe
Das perfekte Birchermüesli Robin stellt die größte Glasschüssel auf den Tisch. Normalerweise ist die für den Salat. Robin findet, dass dafür auch die kleine Schüssel reichen würde. Aber Mama sagt, dass Salat gesund ist und er darum in die große Schüssel gehört. Robin mag keinen Salat, weil in der Sauce so viel Essig ist. Also nur logisch, dass er davon ein saures Gesicht bekommt. Aber jetzt ist es gut, dass die Schüssel groß ist. Weil jetzt ist sie für das Birchermüesli. Und Birchermüesli ist das Beste, was es auf der Welt gibt. Und das findet nicht nur Robin. Das sagen auch Iris und Banu und sogar Odin. Wenn es Birchermüesli gibt, sitzen alle friedlich wie sonst nie auf der Bank neben der Feuerstelle und sind einfach glücklich. Das ist das Schönste für Robin. Wenn alle zufrieden sind. Und sich alle lieb haben. Darum ist das Birchermüesli so wichtig. Außerdem soll es eine Überraschung für Mama sein. Sie ist oft müde nach der Arbeit und sicher froh, wenn sie heute Abend nicht kochen muss. »Du kannst bis hier mit Haferflocken füllen«, sagt Robin und zeigt mit dem Finger etwa in die Mitte der Schüssel. »So viel?«, fragt Dejan misstrauisch. Dejan ist Robins bester Freund und ein richtiger Fußballstar. Der wird mal so berühmt wie Ronaldo. Aber von Birchermüesli versteht er gar nichts. »So viel«, sagt Robin. »Und dann Milch und Jogurt dazu.« Dejan verzieht das Gesicht, aber er gehorcht. Schließlich sind sie bei Robin zu Hause und hier sagt er, wie es läuft. Robin hat inzwischen die Orangen geschält. Die weiße Haut ist nicht überall abgegangen, aber das macht nichts. Wenn sie erst geschnitten sind, dann schmeckt man das Bittere nicht mehr heraus. Er holt sich ein Brett und das scharfe Messer: volle Konzentration jetzt. Nur nicht in die Finger schneiden. Sonst wird Mama saurer als die Zitrone, die noch auf dem Tisch liegt. Eigentlich darf Robin das scharfe Messer nicht benutzen. Aber mit dem scharfen Messer fühlt er sich wie ein Fernsehkoch. Einer, der Punkte und Sterne kriegt und zwei Millionen Follower hat. Das ist die Sache wert. Robin wird bestimmt Koch, wenn er groß ist. Dann kann er sich den ganzen Tag in der Küche aufhalten und naschen, so viel er will. Er hat dann lauter superscharfe Messer. Und Birchermüesli wann und wie er will. Der Himmel auf Erden. Er setzt einen ersten Schnitt. Die Orange zerfällt in zwei Hälften. Die eine ist größer als die andere. Das ist nicht schlimm, so lange die Stücke genau richtig sind. Dieses Messer darfst du nicht benutzen. Deine Mama hat's verboten! Iris hat ihren Platz bei der Schaukel verlassen, um ihm über die Schulter zu schauen. So ungeschickt, wie du bist, werden das sowieso keine richtig schönen Stücke!, mischt sich Banu ein. Sie schaut ihm nun über die andere Schulter. Ist ja nicht so wichtig, wie klein oder groß die Stücke sind, versucht es Noah. Doch da poltert Odin von der Schaukel herüber. Von wegen egal! Er wütet: Das ist doch das Wichtigste, dass die Stücke genau richtig sind. Oder willst du etwa eine Bircherpampe essen, so wie seine Mama sie macht? Das will natürlich keiner. Robin am allerwenigsten. Und er muss es wissen. Er ist nämlich Birchermüesli-Experte. Nicht nur, dass er das beste Birchermüesli im Universum macht, er hat auch den Bichermüesli-Qualitäts-Test erfunden. Wenn er einen eigenen Internet-Kanal hätte, dann hätte ihm allein diese Erfindung eine Million Follower eingebracht. Robin hat da nämlich viel ausprobiert, bis das Birchermüesli so der Hammer ist wie heute. Der Test geht so: Wenn das Müesli fertig ist, steckt man den großen Schöpflöffel hinein. Aber nicht ganz, sondern nur halb. Wenn der Löffel aufrecht stecken bleibt, dann ist das Müesli genau richtig. Robin freut sich schon jetzt auf den Moment, in dem er den Test durchführen kann. Das ist das Beste am Birchermüesli machen: Dieser Moment, in dem sich entscheidet, ob alles perfekt ist. Der Löffel muss so fest steckenbleiben, dass es richtig Kraft braucht und schmatzt, wenn man ihn wieder herauszieht. Wenig Milch, dafür viel Haferflocken und Früchte und Rosinen braucht es dafür. Vor lauter Vorfreude läuft ihm schon jetzt das Wasser im Mund zusammen. Aber plötzlich wird die Orange in seinen Fingern rot und zu spät spürt Robin einen scharfen Schmerz im Daumen. Bravo! Jetzt hat er sich geschnitten!, ruft Iris. Hilf du besser mal, du blöde Ziege, hol ein Pflaster!, zickt Banu. Robin freut sich, dass Banu sich für ihn einsetzt. Aber noch lieber hätte er, wenn sich die beiden nicht streiten würden. Mit ihrem Gezanke locken sie Odin herbei. Haltet die Schnauze, ihr blöden Hühner!, brüllt er. Robin versucht, sich Hühner mit Schnauzen vorzustellen. Ob sie dann auch ein Fell hätten? Die Vorstellung bringt ihn zum Lachen. Er sucht in der Schublade nach Pflaster. Da schaut Ronja zur Küchentür herein. »Alles klar bei euch, Jungs?«, fragt sie. Ronja ist schon groß und die beste Schwester der Welt. Sie holt ein Pflaster aus dem Bad und klebt es auf seinen Daumen. Dann geht sie wieder. Aber das Pflaster wird schnell ganz rot. Robin klebt noch ein zweites darüber. Es hat Lastwagen drauf und Traktoren. Mama kauft ihm immer noch die Kinderpflaster von früher. Robin mag die Pflaster. Aber bevor er in die Schule geht, muss er sie wieder abmachen. Dass Dejan sie sieht, ist nicht schlimm. Dejan ist sein bester Freund. Der lacht ihn nie aus. Der steht zu ihm wie ein Fels. »Jetzt brauchen wir Äpfel. Viele Äpfel«, sagt Robin. Er lässt gleich drei über den Tisch kullern. Dejan ist zwar ein toller Stürmer, aber ein miserabler Torwart. Er fängt nur zwei Äpfel auf. Der dritte landet mit einem saftigen Geräusch auf dem Küchenboden. »Das kannst du besser!«, sport Robin ihn an und lässt gleich noch zwei weitere Äpfel über den Tisch rollen. Dejan erwischt nur einen davon. Der zweite war aber auch ein 1-A-Schuss in die linke Ecke. Unhaltbar. »So viele Strafstöße kriegst du nicht in einem Spiel«, mault Dejan und pfeffert die drei Äpfel, die er gehalten hat, zurück. Robin fängt den einen mit einem gewagten Hechtsprung nach rechts. Dabei verfehlt er den zweiten Apfel, der schmatzend am Kühlschrank abprallt. Robin will gerade zu einer Flanke ansetzen, die zu einem garantiert unhaltbaren Abschluss führt, da öffnet sich die Küchentür. »Robin!« Es ist Mama. »Um Himmel…