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Die Seife beim Händewaschen genau zehn Mal drehen. Auf keinen Fall auf die Fugen der Bodenplatten treten. Auch im Winter mit dem Sommerröckchen nach draußen. Solche Ticks und Rituale sind bei Kindern weit verbreitet und völlig normal. Wenn sie aber das Alltagsleben der Familie beeinträchtigen weil sie viel Zeit in Anspruch nehmen oder zu Konflikten führen , dann helfen Bücher dabei, das Problem erlebbar zu machen und zu thematisieren: Bücher aus der Reihe "insBesondere Kinder". "Kaya Kompliziert" ist kein Sachbuch und noch weniger ein Buch um Kinder zurechtzubiegen! Es ist die abenteuerliche Geschichte eines selbstbestimmten Mädchens auf dem Weg zu mehr Handlungsfreiheit. Die Protagonistin ist Vorbild und Projektionsfläche zugleich, manchmal verrückter, manchmal vernünftiger als andere Kinder. Besonders eben und gerade darum wie (fast) jedes Kind.
Vorwort
Nachwort für Eltern »Kaya kompliziert« ist ein liebevoll gestaltetes Kinderbuch, das sich mit Zwangsstörungen im Kindesalter auseinandersetzt. Kinder im Alter zwischen drei und elf Jahren zeigen vielfältige Entwicklungsrituale und abergläubisches Verhalten. Das ist Teil einer normalen Entwicklung. Gewohnheiten und Rituale vermitteln Struktur und Sicherheit. Kinder lernen so, ihre Ängste besser zu bewältigen. Rituale am Morgen und am Abend helfen zudem, den Alltag besser zu strukturieren. Vor allem in Zeiten, in denen Kinder mit Veränderungen und Übergängen konfrontiert sind, stellen zwanghafte Verhaltensweisen wie bestimmte Verabschiedungs- und Gute-Nacht-Rituale nicht unbedingt die Vorboten einer Zwangsstörung dar. Sie können auch harmlos sein, und die gemeinsame Ausübung kann Freude bereiten. Bei Kaya ist es aber anders. Schon längst sind es nicht mehr nur kleine Rituale, sondern ganze Muster und Ketten, die sich von morgens bis abends durch ihren Tag ziehen. Die Beziehung zur Mutter ist belastet und mündet in einen großen Streit. Kaya bleibt bedrückt, traurig und verängstigt zurück, und auch Mama kann kaum schlafen. Vor allem wenn Kinder einen übermäßig bedrückten Eindruck machen, sich von Freunden und der Familie zurückziehen, stundenlang mit scheinbar unsinnigen Handlungen beschäftigt sind und weniger zugänglich wirken, ist es Zeit zu handeln. Zwangsstörungen beginnen bei Kindern häufig im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren, selten auch zwischen drei und sechs Jahren. Wir gehen davon aus, dass ungefähr ein bis vier Prozent der Kinder eine Zwangsstörung entwickeln. Wie bei Erwachsenen zeigen sich häufig Wasch- und Putz-, aber auch Kontroll-, Wiederholungs-, Ordnungs- und Zählzwänge. Bei den Zwangsgedanken finden sich Ängste vor Verschmutzung, Verseuchung, eigenen und fremden Verletzungen, Vorstellungen von Aggressivität und Gewalt sowie religiöse Zwangsgedanken. Kaya hat vor allem sogenannte Just-right-Zwänge, bei denen sich Socken oder Pullis genau richtig anfühlen müssen. Kayas Verhalten, das aus ihrer Perspektive zunächst spielerisch aussieht und in kleine, nachvollziehbare Geschichten verpackt ist, wirkt von außen merkwürdig, unverständlich und übertrieben. Kayas Ängste bleiben unentdeckt. Fantasievoll führt die Autorin hier die wesentlichen Prinzipien in der Behandlung von Zwangsstörungen ein. Die Helferin wird in Form einer Drachin vorgestellt: Jette, die Angst vor dem Fliegen hat und deshalb nicht fliegen kann, soll Kaya darin unterstützen, ihre Ängste zu überwinden und sich von den Zwängen zu befreien. Schritt für Schritt machen sie sich auf den Weg, immer das Ziel vor Augen und ganz fokussiert. Kaya kann sich nach und nach überwinden, unangenehme Gefühle auszuhalten, und bemerkt, dass Angst und Anspannung nachlassen. Sie lernt, sich auf anderes zu fokussieren und nicht ständig in sich hineinzuspüren. So kann sie auch die falschen Socken anziehen. Sie fasst immer mehr Mut, glaubt an sich und wird belohnt, indem sie ihr Ziel erreicht: morgens wieder im eigenen Bett aufzuwachen und von Mama geherzt zu werden. Auf dem Weg hat sie gelernt, den Zwängen zu widerstehen. Was in der Geschichte einfach wirkt, ist bei Kindern mit Zwangsstörungen harte Arbeit. Quasi über Nacht und fast von allein verschwinden Zwänge nicht. Im Gegenteil: Unbehandelt können sie sich ausdehnen und noch mehr Leid verursachen. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern, die bemerken, dass ihr Kind unter Zwängen leidet, rasch professionelle Hilfe suchen. Die Symptome bei Kindern werden häufig ungewollt durch das Verhalten der Erwachsenen beeinflusst. So kann es schnell passieren, dass ein hilfreich gedachtes Verhalten zur Verstärkung des Zwanges beiträgt oder Familienbeziehungen sich durch häufigen Streit verschlechtern. Darum werden in der Therapie Eltern und Geschwister einbezogen und angeleitet, sich von dem betroffenen Kind nicht in die Zwangshandlungen einbinden zu lassen. Das Kind selbst lernt, wie Kaya, sich mit den gefürchteten Situationen oder Gegenständen auseinanderzusetzen und sich der Angst zu stellen, ohne danach Zwangshandlungen auszuführen oder die Situation zu vermeiden. Natürlich entstehen dadurch negative Gedanken, Gefühle (z. B. Angst oder Ekel) oder auch körperliche Symptome. Diese werden am Anfang in Begleitung mit der TherapeutIn so lange ausgehalten, bis sie von selbst nachlassen. So lernen die Kinder, dass die gefürchtete Konsequenz nicht eintritt. Sie gewöhnen sich langsam an die Situation. Nach und nach wird diese Intervention in den häuslichen Alltag eingeführt und durch die Eltern angeleitet. Das Üben zu Hause und in Alltagssituationen ist besonders wichtig, um den Zwang in seine Schranken zu weisen. Das Ziel der Behandlung ist, dass das betroffene Kind wieder »Chef« seines Lebens wird und nicht der Zwang den Alltag bestimmt. Kaya findet mit Unterstützung der Drachin Jette ihren Weg. Das Buch kann betroffenen Kindern und ihren Eltern Mut machen, sich selbst auf den Weg zu begeben und dem Zwang den Kampf anzusagen. Verfasst vom Team der Spezialsprechstunde für Tic- und Zwangsstörungen Psychiatrische Universitätsklinik Zürich Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Neumünsterallee 3, 8032 Zürich
Autorentext
Noëmi Sacher, 1980 in Schwyz geboren, studierte Germanistik, Volksliteratur und Kunstgeschichte in Zürich und schloss mit einer Arbeit über Bestsellerforschung am Beispiel von Dan Brown ab. Absolvierte dann die Schule für Angewandte Lingistik in Zürich. Sie schreibt historische Romane, Fantasy und Kindergeschichten und lebt mit ihrer Tochter in Arth und Luzern (Schweiz). www.schreib-einfach.ch
Klappentext
Die achtjährige Kaya ist kompliziert - sagt ihre Mutter. Kaya selbst hat kein Problem damit, dass ihre Zehen nur mit den gestreiften Socken einverstanden sind, dass ihr Hals gegen dicke Pullis protestiert und dass sie nur aus dem gepunkteten Becher trinken kann. Sie verliert sich genussvoll im Spiel mit Wassergeisterchen und mit Winkelzwergen. Doch als sie auf dem Schulweg über einen Zaun klettert, um nicht schon wieder zu spät zur Schule zu kommen, reißen ihre Hose und Mamas Geduldsfaden. Ohne Versöhnung ins Bett geschickt, berät sie sich mit dem Monster unter dem Bett: Es befürchtet, dass ihre Mama sie gar nicht mehr haben will. In der Not schickt es Kaya an einen Ort, an dem sie lernen kann, wie sie unkompliziert wird.
Leseprobe
Ein ganz normaler Morgen »Aufwachen!« Mama streicht Kaya sanft über die Wange. Das fühlt sich gut an. Kaya seufzt wohlig und kuschelt sich noch ein wenig fester in die Decke. Aber Mama kuschelt sich nicht zu ihr, sondern zieht die Vorhänge zurück und öffnet das Fenster. »Zeit zum Aufstehen.« Sie gibt Kaya einen Kuss. Versuchsweise streckt Kaya einen Fuß unter der Decke hervor. Ein kalter Luftzug streicht darüber. Sie zieht den Fuß ein, doch da schlägt Mama die Bettdecke zurück. Kaya protestiert. »Mama, nicht! Ich bin noch viiiel zu müde.« »Die Schule wartet aber nicht, bis du ausgeschlafen hast«, meint Mama und geht aus dem Zimmer. Rasch zieht Kaya die Decke wieder hoch bis z…