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Der Sinn aller deutschen Erziehung war das deutsche Volk, seine Größe, sein Leben und seine Veredelung. Die Familie galt als Keimzelle des deutschen Volkes, besaß jedoch, wie sich im Verlaufe der nationalsozialistischen Herrschaft zeigen sollte, keine tragende Rolle im Erziehungsgeschehen. Der Dienst im "Bund Deutscher Mädel" oder der "Hitler Jugend" galt als bedeutsamste Sozialisationsinstanz neben Schule und Familie. In diesen Institutionen zeigen sich die geschlechtsspezifischen Erziehungsprämissen deutlich.
In der vorliegenden Arbeit werden die Erziehungsziele der Nationalsozialisten und die damit verbundenen Methoden, mit denen sie durchgesetzt wurden, aufgezeigt. Anschließend befasst sich die Autorin mit den verschiedenen Sozialisationsinstanzen, Schule, HJ und BDM und ihrer jeweiligen Bedeutung für die Erziehung. Die Betrachtung der Rolle der Familie in der Pädagogik des Dritten Reiches wird hierbei ausgeklammert, da sie nach Ansicht der Autorin keine tragende Rolle im Erziehungsgeschehen gespielt hat.
Leseprobe
Textprobe:
Kapitel 3, Schule im Dritten Reich:
Die Schule wurde schon immer dazu genutzt eine bestehende Gesellschaftsordnung zu festigen, dies war während des Nationalsozialismus nicht anders. Die Schule war eine von mehreren Institutionen, die der Indoktrination der Jugendlichen dienten.
Die sogenannte Machtergreifung brachte viele Neuerungen und Änderungen für den Lehrplan und den Schulalltag mit sich. Das Schulsystem wurde gleichgeschaltet, indem man die Anzahl der verschiedenen Schultypen wesentlich verringerte und neue politische Schulen gründete, dadurch wurde die Pluralität der Bildungsmächte erheblich eingeschränkt. Die Ausbildung der Lehrer wurde verändert und neue Lehrpläne und Richtlinien erlassen. Die bisherigen Stundenpläne wurden so völlig überarbeitet, es erfolgte eine starke Einschränkung des Wissensstoffes in allen Fächern, besonders in den Fremdsprachen, dies sollte Platz schaffen für die körperliche Ertüchtigung, die im Vordergrund stand. Für den Sportunterricht waren etwa fünf Stunden wöchentlich vorgesehen, das war etwa ein sechstel der wöchentlichen Gesamtstundenanzahl (vgl. Flessau, 1977, 20). Der Staatsjugendtag wurde eingeführt und selbstverständlich fand der Rassismus und der Antisemitismus Einzug in die Schule. Der Staat sah seine Verpflichtung darin, das von Natur aus befähigte "Menschenmaterial" herauszufiltern und zum Dienste der Allgemeinheit zu verwenden. Die Schule sollte allgemeines, grobes Wissen vermitteln, nur auf dem Gebiet der späteren Tätigkeit sollte es eine gründliche Fach- und Einzelausbildung geben. Die Schule soll das jugendliche Gehirn nicht mit Dingen belasten, die es zu 95% nicht benötigt und aufgrund dessen auch wieder vergisst (vgl. Lingelbach, 1987, 29 f.).
Die bisherigen Errungenschaften der Reformpädagogik, wie Gruppenunterricht, Unterrichtsgespräch, partnerschaftliche Arbeitsformen oder die mehr oder weniger gleichberechtigte Lehrer-Schüler-Beziehung, wurden schnell wieder verworfen. Der Frontalunterricht wurde wieder eingeführt, der Lehrer fungierte als Führer, es galt das Prinzip von Befehl und Gehorsam, diese Neuerungen schränkten die Individualität weitgehend ein. Man kann sich unschwer vorstellen, dass auch die Koedukation nicht im Sinne der Nationalsozialisten war, denn die Erziehungsmaximen für Jungen und Mädchen waren sehr unterschiedlich (vgl. Flessau, 1977, 13).
Im Folgenden möchte ich zunächst die Vereinheitlichung des Schulsystems darstellen, anschließend werde ich kurz die Umerziehung der Lehrer beschreiben. Im Anschluss gehe ich auf Veränderungen der Richtlinien und Lehrpläne ein, sowie auf ihre Auswirkung in der Praxis an ausgewählten Beispielen.
3.1, Die Vereinheitlichung des Schulsystems:
Die Typenvielfalt der Schulen widersprach eindeutig dem Wunsch der Nationalsozialisten das gesamte Volk nicht nur zu erfassen, sondern auch gleichzuschalten, deshalb begann der Staat nach und nach die Variationsbreite des deutschen Schulsystems zu reduzieren. Konfessions- und Privatschulen wurden verboten und die große Anzahl der Oberschule wurde auf drei vermindert, es gab die neusprachliche, die naturwissenschaftliche Oberschule und an wenigen Orten das humanistische Gymnasium. Für Mädchen gab es nur zwei Formen der höheren Schulbildung, den sprachlichen und den hauswirtschaftlichen Zweig. Zusätzlich gab es die mit dem 7. Schuljahr beginnenden Aufbauschulen, zu denen auch die Adolf-Hitler-Schulen gehörten, die ausschließlich Jungen vorbehalten waren (vgl. Flessau, 1977, 15).
Im April 1933 wurden die ersten Nationalpolitischen Erziehungsanstalten eingerichtet, sie sollten eine nationalsozialistische Elite bilden und so Führungsnachwuchs für Wirtschaft, Staat und Partei hervorbringen. Sie unterstanden Bernhard Rust dem Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung und somit der staatlichen Schulaufsicht (ebd.).Diese mächtige Institution sollte 1937 einen Gegenspieler erhalten, der nicht mehr nur d