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Die Kirchenmusik war im 19. und 20. Jahrhundert häufig der Ort, wo Kirche und Welt ganz unmittelbar aufeinandertrafen. Als Teil der Kirche, der weit in die säkulare Gesellschaft hineinreicht, kam der Kirchenmusik auch eine (kirchen-)politische Geltung zu. So genoss das Kirchenmusikwesen als Komponente im öffentlichen Schulwesen und als Teil staatlicher Kulturpflege sowohl im Zeitalter der Säkularisierung als auch während der antikirchlichen Diktaturen des letzten Jahrhunderts einen gewissen Schutz. Auf Seiten der Kirchen entwickelte sie sich zu einem wichtigen Öffentlichkeitsfaktor. Staat wie Kirche diente sie mitunter als Verhandlungsmasse. Folglich spiegelt die Kirchenmusik das wechselhafte Verhältnis von Staat und Kirche wider. Besonders gilt dies für das kirchenmusikalische Ausbildungswesen, da in diesem Bereich Staat und Kirche zu allen Zeiten, auch in den Jahren der NS-Diktatur und der DDR, zusammenarbeiteten. Die vorliegende Studie liefert ein erstes Gesamtbild des kirchenmusikalischen Ausbildungswesens in Thüringen im 19. und 20. Jahrhundert, wobei neben künstlerischen Aspekten und Personen auch Struktur und Organisation der Kirchenmusik betrachtet werden. Welche Auswirkungen hatte die Politik der jeweils herrschenden Staatsmacht bzw. die der Kirche auf das kirchenmusikalische Ausbildungswesen? In welchem Verhältnis standen Staat und Kirchenleitungen generell zum Kirchenmusikwesen? Welche Impulse kamen wiederum von Seiten der Kirchenmusik hinsichtlich der öffentlichen Kulturpflege, des kirchlichen Konsolidierungsprozesses nach 1918 oder in Bezug auf die kirchenpolitischen Entwicklungen nach 1933 bzw. 1945?
Autorentext
Marco Lemme studierte Schul- und Kirchenmusik an den Musikhochschulen in Weimar und Wien. Seit 2008 ist er Kantor in der Bachstadt Ohrdruf, in der er die »Bachtage Ohrdruf« ins Leben rief. 2011 wurde er mit dem Herder-Förderpreis ausgezeichnet.
Inhalt
Inhalt I. Einleitung 1 Untersuchungsgegenstand 2 Forschungsstand 3 Quellenlage 4 Methodik und Gliederung II. Die Ausbildung von Organisten an der Großherzoglichen Orchester und Musikschule in Weimar 1872-1918 1 Prolog: Kirchenmusik und kirchenmusikalische Ausbildung vom 16. bis 19. Jahrhundert. Ein Überblick 2 1872-1902 Der "musikalische Centralpunkt" Carl Müllerhartung 2.1 Die Berufung Carl Müllerhartungs an die Weimarer Stadtkirche 1865 und der Aufbau der Großherzoglichen Orchesterschule 2.2 Die Anfänge der Organistenausbildung an der Orchesterund Musikschule 2.3 Der Aufschwung des Kirchenmusikwesens im Großherzogtum unter Carl Müllerhartung 3 1902-1918 Aufstieg und Niedergang der Organistenausbildung an der Weimarer Musikschule 3.1 Die inhaltliche und strukturelle Aufwertung des Faches Orgel durch Direktor Erich Wolf Degner 1902-1908 3.2 Direktor Waldemar von Baußnern, eine neue Schulsatzung und zwei junge Stadtorganisten profilieren das Fach Orgel 3.3 Der Chorordnungsstreit und die "Affäre von Baußnern" 1909-1916 3.4 Die Organistenausbildung im Ersten Weltkrieg 4 Zusammenfassung III. Auf dem Weg zur akademischen Ausbildung von Kirchenmusikern in Weimar 1918-1933 1 Staat und Kirche nach der Novemberrevolution von 1918 1.1 Zur Gründung des Landes Thüringen und der Thüringer evangelischen Landeskirche 1.2 Die kirchenmusikalische Erneuerungsbewegung in Thüringen 1.3 Die Neuordnung des kirchenmusikalischen Ausbildungswesens 2 1930 Die Staatliche Musikschule Weimar wird unter Direktor Bruno Hinze-Reinhold Hochschule 3 1918-1931 Die Organistenausbildung unter Friedrich Martin 3.1 Friedrich Martins Wirken an der Staatlichen Musikschule bzw. Hochschule 3.2 Die Orgelsituation - "Rattenfraß und Käsegeruch" 4 1933 Die Gründung des Kirchenmusikalischen Instituts 4.1 Letzte Schritte zur Gründung des Kirchenmusikalischen Instituts an der Weimarer Musikhochschule 4.2 Die Satzung und die Prüfungsordnung des Kirchenmusikalischen Instituts 5 Zusammenfassung IV. Die Ausbildung von Kirchenmusikern in Thüringen im Dritten Reich 1933-1945 1 Musik im NS-Staat 1.1 Diktatur und Musik 1.2 Die Gleichschaltung der Weimarer Musikhochschule unter Direktor Felix Oberborbeck 1.3 Das ideologisch determinierte Musikstudium 2 Das Thüringer Kirchenmusikwesen vor dem Hintergrund des Kirchenkampfes und der nazistischen "Entkonfessionalisierungspolitik" 2.1 Der Kirchenkampf in der Thüringer evangelischen Kirche 2.2 Der Kampf um die Kirchenmusik in Thüringen 2.3 Das Aus der Lehrer-Kantoren und das kirchliche Bemühen um Kompensation 2.4 Die Anpassungsbemühungen der evangelischen Kirchenmusik und die nazistische "Entkonfessionalisierungspolitik" 2.5 Das deutsch-christliche Gesangbuch als Grundlage der Kirchenmusikerausbildung in Weimar und Erhard Mauersbergers Aktivitäten im Spannungsfeld der deutsch-christlichen Ideologie 3 Das Kirchenmusikalische Institut in Weimar im Dritten Reich 3.1 Die Demission Michael Schneiders, die Berufung Johannes Ernst Köhlers und die umfassende Modernisierung der Hochschulorgel 3.2 Die Entwicklung des Kirchenmusikalischen Instituts vor dem Hintergrund der antikirchlichen NS-Ideologie 1934-1939 3.3 Pfarrer Otto Michaelis als Opfer der nationalsozialistischen Politik der Gleichschaltung und des Thüringer Kirchenkampfes 3.4 Das Kirchenmusikalische Institut im Zweiten Weltkrieg 1939-1945 3.5 Johannes Ernst Köhler, Erhard Mauersberger und Otto Michaelis - Opportunismus und Bekenntnis im NS-Staat 4 Zusammenfassung V. Die akademische Ausbildung von Kirchenmusikern bzw. Organisten in Thüringen 1945-1990 1 1945-1950 Die Reorganisation des Instituts für Kirchenmusik in Weimar 1.1 Zur Entnazifizierung bei Staat und Kirche 1.2 Die Reorganisation der Weimarer Musikhochschule 1.3 Der Neubeginn am Institut für Kirchenmusik im Zeichen der Entnazifizierung 1945-1947 1.4 Die Abteilung für Kirchenmusik und die Angliederung der katholischen Kirchenmusikabteilung des Thüringer Landeskonservatoriums zu Erfurt 1948-1950 2 1950-1961 Die staatliche und kirchliche Kirchenmusikerausbildung vor dem Hintergrund der antikirchlichen Politik des SED-Staates 2.1 Kirchenmusik in der DDR im Spiegel der staatlichen Kirchenpolitik 2.2 Die Gründung der Thüringer Kirchenmusikschule in Eisenach 2.3 Die Neuausrichtung des Kirchenmusikstudiums an den staatlichen Kirchenmusikabteilungen 2.4 Die Kirchenmusik-Absolventen und das Thüringer Kirchenmusikwesen 2.5 Die Umwandlung der Abteilung Kirchenmusik in eine Fachrichtung für Orgel/Cembalo 1960 2.6 Die Ernennung Erhard Mauersbergers zum Thomaskantor in Leipzig und die Folgen für Thüringen 1961 3 Johannes Ernst Köhler - überragende Persönlichkeit der Weimarer Kirchenmusik und führender Organist der DDR 3.1 Johannes Ernst Köhler, Johann Sebastian Bach und der Bachsaal im Weimarer Stadtschloss 3.2 Johannes Ernst Köhlers kulturpolitisches Engagement 3.3 Johannes Ernst Köhler und die "Verweltlichung" der Orgel 3.4 1961-1975 Die Fachrichtung Orgel/Cembalo und Johannes Ernst Köhler als Pädagoge 4 1975-1990 Die Kirchenmusikerausbildung in Thüringen 4.1 Der Weimarer Fachrichtungsleiter Rainer Böhme und die neue staatliche Studienordnung 4.2 Lehre und Praxis an der Fachrichtung Orgel/Cembalo in Weimar 4.3 Die Schließung der Thüringer Kirchenmusikschule in Eisenach 1987 und die Wiederbegründung des Instituts für Kirchenmusik in Weimar 1990 5 Zusammenfassung VI. Register 1 Abkürzungsverzeichnis 2 Quellen und Literatur 2.1 Archivalien 2.2 Festschriften und Gesangbücher 2.3 Zeitzeugengespräche und schriftliche Befragungen 2.4 Literatur 3 Personenregister VII. Dokumentenanhang
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