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Das Leben mit einer Karzinomerkrankung ist durch langwierige Therapien, einen häufigen Wechsel von Progredienz und Remission, soziale und psychische Veränderungen und durch finale Krankheitsphasen gekennzeichnet. Die Herausforderung des Gesundheitssystems besteht darin, den an Krebs Erkrankten die notwendigen Hilfestellungen zugänglich zu machen. Aspekte der medizinischen, pflegerischen, sozialen, psychologischen und rehabilitativen Versorgung sind zu berücksichtigen. Da im stationären Setting Tumorpatienten häufig als Wiederkehrer und in einem finalen Stadium ihrer Erkrankung versorgt werden müssen, kann ein spezialisiertes Case Management als Instrument zu einer optimierten Steuerung der Hilfemöglichkeiten installiert werden. Hier lassen sich die Stärken eines Case Managements auf der individualisierten Fallebene nachzeichnen und die Prozessoptimierung auf Systemebene in Bezug auf interdisziplinäre Kooperation herausstellen.
Dieses Buch zeigt die Schnittstellenproblematik auf, die im Rahmen einer palliativen Versorgung zwischen dem stationären und ambulanten Setting besteht und entwirft Lösungsmöglichkeiten durch gezielte Case Management-Prozesse.
Autorentext
Lars Wolfgang Fruth, geboren 1980 in Marl, Westfalen, absolvierte zunächst eine grundständige Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger. Es folgte eine Fachweiterbildung für onkologische Pflege und Palliative Care gemäß DKG-Richtlinien. Im Anschluss daran übernahm der Autor die Leitung einer interdisziplinären onkologischen Station in Düsseldorf und baute die palliative Versorgung weiter aus. Parallel zum Wechsel in die Krankenhausleitung als stellvertretender Pflegedirektor folgte das Studium der angewandten Gesundheitswissenschaft mit der Zusatzqualifikation Case Management und der Pflegewissenschaft. Darüber hinaus erstellt der Autor als freiberuflicher Sachverständiger unabhängige Pflegegutachten, ergänzt durch freie Dozententätigkeit im Kranken- und Altenpflegebereich. Der Autor war bis 2012 Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Pflegeforschung/QM im DBfK.
Leseprobe
Textprobe:
Kapitel 3, Analyse der Schnittstellen- und Versorgungsprobleme:
Das deutsche Gesundheitssystem ist gekennzeichnet durch die weiterhin immanente Trennung der Versorgungsbereiche ambulant, stationär, Rehabilitation und Pflege, Gesundheits- und Sozialwesen, Professionellen-Hilfe und Laienarbeit (Ehrenamt). Das daraus resultierende eher unkoordinierte Parallelwirken verschiedener Leistungserbringer in den Versorgungsstrukturen führt so nicht zu geeigneten bzw. bedarfsgerechten Lösungen für betroffene Erkrankte, da die Verantwortungsreichweiten der einzelnen Dienstleister begrenzt sind, und nur ein bedingtes Verantwortlichkeitsgefühl daraus resultiert. Zudem verliert der Nutzer den Überblick bei der Vielzahl an Angeboten und kann das für ihn passende nicht heraus selektieren.
Das zu Grunde liegende Fallbeispiel zeigt, dass nicht die für den Erkrankten sinnvollste und optimale Versorgung gewählt wurde. Die Zuführung zu den optimalen Versorgungsstrukturen und eine kontinuierliche Begleitung wären jedoch angezeigt gewesen. Anstatt den gesamten Krankheitsverlauf zu begleiten und daraus den aktuellen Bedarf abzuleiten wurde bisher lediglich nur auf einzelne Abschnitte Bezug genommen, so dass die Diskrepanz zwischen den wirklichen Bedürfnissen des Betroffenen und dem Angebot der Krankenversorgung immer größer wird und eine Unter- bzw. Überversorgung, wenn nicht gar eine Fehlversorgung daraus resultiert.
3.1, Diskontinuität / Desintegration und deren Folgen:
Mit dem continuum of care (Weil, 1985) und dem Konzept des Unterstützungsmanagements (Wendt, 1995) gibt es bereits umfangreich diskutierte Ansätze zur Lösung der Fragen nach einer von der WHO 1978 bei der Konferenz in Alma-Ata festgeschriebenen Forderung nach einer kontinuierlichen Gesundheitsversorgung. Diese scheint jedoch auch heute noch nicht erfüllt. Diskontinuität und Desintegration sind nach wie vor ein präsentes Problem in der Gesundheitsversorgung.
Nach Ewers bezeichnet der Begriff Integration die räumliche Dimension des Versorgungsgeschehens und dabei die Systemperspektive. Greifen die notwenigen Strukturen und Prozesse innerhalb des Versorgungssystems nicht ineinander wird dies als Desintegration bezeichnet. Häufig liegt dieser ein Festhalten an strukturellen und professionsbezogenen Grenzen zu Grunde. Ist die zeitliche Dimension der Versorgung in Hinsicht auf die Nutzerperspektive und ein episodenhaftes Agieren, so ist die anfangs beschriebene Kontinuität nicht mehr gewährleistet.
In der Folge stellt sich Diskontinuität ein. (Ewers & Schaeffer, 2003; Schaeffer 2000b) Diskontinuität und Desintegration als wesentliche Problemstellungen der Gesundheitsversorgung werden im Fallbeispiel wie folgt deutlich:
In erster Linie treten Kommunikationsdefizite in den Fokus der Falldarstellung. Ebenso kommen Schnittstellenprobleme zum Tragen. Zuletzt mangelt es an Kooperation und Vernetzung der Leistungserbringer und Versorger. Ein fehlendes Angebot ist das Resultat dieser Konstellation. Die so entstandenen Versorgungsdefizite, die zu einem Teil auch als Folge der Medikalisierung auftreten und mit einer defizitären Patienten- und Ergebnisorientierung einhergehen, bewirken in der Konsequenz nachteilige Effekte auf Krankheitsverlauf, Krankheitsbewältigung und Begleitung in der palliativen Erkrankungsphase. Zudem werden die Co-Erkrankten , in diesem Fall vorwiegend die Ehefrau als familiäre Hauptbezugsperson, hinsichtlich der eigenen Belastungen nicht ausreichend berücksichtigt und begleitet.
Die Kommunikationsdefizite im Einzelnen:
Onkologische Erkrankungen sind geprägt durch psychosozialen Belastungen. Im Vordergrund steht die Bewältigung alltagspraktischer Probleme, emotionaler Sorgen, psychischer Belastungen, spiritueller/religiöser Belange und körperlicher Probleme, die sowohl krankheitsbedingt, als auch therapieinduziert sein können. In den Phasen von Diagnoseschock über Remission, Progredienzangst bis hin zur Palliation sind