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Thema des Buches sind Fragen der Edition und Interpretation von Kants »Metaphysik der Sitten« unter systematischen Gesichtspunkten, die sich auf eine authentische Textwiedergabe stützen. Sowohl die Rechtslehre als auch die Tugendlehre werden auf der Grundlage ihrer vom Autor ursprünglich autorisierten Form in ihren zentralen Lehrstücken mit großer Sorgfalt neu interpretiert und kommentiert.
Dieser Band fasst in Einzelbeiträgen die Ergebnisse eines Arbeitsgespräches an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel zusammen, zu dem die Herausgeber im Jahr 2009 Kant-Experten aus Deutschland, Russland und den USA eingeladen haben. Das Ergebnis der Textinterpretation und Diskussion, die der Band widerspiegelt, enthält zum einen Antworten auf editionsrelevante Fragestellungen, zum anderen Klärungen grundlegender Verständnisfragen zum Inhalt und zur Systematik der Metaphysik der Sitten als eines Ganzen und ihrer beiden Teile, Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre und Metaphysische Anfangsgründe der Tugendlehre. Ein besonderes Anliegen ist den Herausgebern die Zurückweisung einer in jüngerer Zeit in Mode gekommenen Dekonstruktion des kantischen Originaltextes, vor allem der Rechtslehre. Die Herausgeber sind davon überzeugt, dass es mit dem vorliegenden Band, dank der in ihm enthaltenen Beiträge, geglückt ist, neue Fragen an die Rezeption, Interpretation und Edition des Gesamtwerkes von Kants Metaphysik der Sitten zu stellen und weiterführend zu beantworten.
Autorentext
Werner Euler war vor seiner Gastprofessur an der Staatlichen Universität von Santa Catarina (UFSC) in Florianópolis (Brasilien), die er seit 2012 mit der Ausrichtung auf Ethik und politische Philosophie ausübt, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in mehreren Forschungsprojekten zur Philosophie Kants. Er war Lehrbeauftragter an den Universitäten in Marburg, Mainz und Trier. Seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen in den Bereichen der Naturphilosophie von Aristoteles, der rationalen Philosophie von Descartes, Spinoza, Leibniz und Wolff sowie der theoretischen und praktischen Philosophie Kants und Hegels. Er hat zahlreiche Artikel vor allem zur Philosophie Kants in Deutschland und neuerdings in Brasilien veröffentlicht. Burkhard Tuschling (1937 2012) war seit 1972 Professor für Philosophie an der Philipps-Universität Marburg. 1991, 1993 und 1997 war er Gastprofessor in den USA. Seine Arbeitsbereiche in der Philosophie reichen von den Systemen der Philosophie der Neuzeit von Descartes bis Hegel über die praktische Philosophie der Antike und der Moderne (Ökonomie, Recht, Politik), insbesondere von Hobbes bis Hegel und Marx, bis hin zur Wissenschaftstheorie und -geschichte sowie zur praktischen Philosophie des 20. Jahrhunderts. Die Schwerpunkte lagen in der theoretischen und praktischen Philosophie von Kant (opus postumum) und Hegel (Logik, Rechtslehre) sowie der politischen Ökonomie von Marx. Tuschlings wichtigste Forschungsprojekte waren: das deutsch-amerikanische Graduiertenkolleg (»Collegium philosophiae transatlanticum« (1999 2002) mit dem zentralen Thema »Subjekt und Person in der neueren und zeitgenössischen Philosophie«) und die Herausgabe einer deutsch-russischen Ausgabe von Kants Werken. Er hat zahlreiche Aufsätze und Artikel vor allem zur Philosophie des Deutschen Idealismus hinterlassen sowie Bücher u.a. über Kant und Habermas.
Inhalt
I. Fragen der Edition, der Übersetzung und der Textgestaltung der Metaphysik der Sitten Nelly W. Motroschilowa Kants Metaphysik der Sitten im Kontext der russischen Kant-Rezeption und der Übersetzungen Jeffrey Edwards Kurze Bemerkungen zu den englischen Übersetzungen von Kants Rechtslehre II. Systematische Grundlagen und Grundbegriffe der Metaphysik der Sitten Michael Wolff Kant über Freiheit und Determinismus Heiner F. Klemme Der Transzendentale Idealismus und die Rechtslehre. Kant über den Zusammenhang von moralischer Verbindlichkeit, Recht und Ethik III. Grundfragen und spezifische Probleme der Rechtslehre Michael Wolff Trias politica. Erläuterungen zu Kants Verfassungstheorie in seinen Metaphysischen Anfangsgründen der Rechtslehre Burkhard Tuschling Recht aus dem Begriff. Schwerpunkte einer Einführung in Kants »Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre« Alexei N. Krouglov Die frühe Rezeption der Konzeption des Naturrechts Kants in Russland IV. Grundfragen und spezifische Probleme der Tugendlehre Jeffrey Edwards A Tale of Two Ends. Obligatory Ends and Material Determining Grounds in Kant's Metaphysics of Morals Paul Guyer Kant über moralische Gefühle. Von den Vorlesungen zur Metaphysik der Sitten Andrej Sudakow Person und Persönlichkeit. Ansätze zum konkreten Personalismus in Kants Metaphysik der Sitten Werner Euler Die Tugendlehre im System der praktischen Philosophie Kants Personen- und Sachwortverzeichnis Autorenverzeichnis Vita Burkhard Tuschling