

Beschreibung
Die G8 und die G20 zählen zu den am stärksten kritisierten internationalen Institutionen der westlichen Hemisphäre. Die Autorin rekonstruiert, wie die G8 versucht, von einer "Party für die Reichen" zu einer Institution im Dienste des globalen Allgeme...Die G8 und die G20 zählen zu den am stärksten kritisierten internationalen Institutionen der westlichen Hemisphäre. Die Autorin rekonstruiert, wie die G8 versucht, von einer "Party für die Reichen" zu einer Institution im Dienste des globalen Allgemeinwohls zu avancieren, während sich die G20 als einmalig repräsentativer Akteur zu profilieren sucht. Neben dem Fokus auf die Legitimationsbemühungen zweier informeller Institutionen besticht die Studie dadurch, dass sie mit den Gruppenfotografien von G8- und G20-Gipfeln auch visuelles Material in die Analyse von Legitimationsprozessen integriert.
»Researchers interested in the concept and processes of legitimation, competitive multilateralism, informality, institutional change and the political significance of the visual will definitely benefit from this important new contribution, as will practitioners and those who challenge accepted interpretations of international politics.« (Peter I. Hajnal, University of Toronto), 25.05.2015
Autorentext
Jennifer Gronau, Dr. rer. pol., ist Post-doc Fellow am Käte Hamburger Kolleg / Centre for Global Cooperation Research der Universität Duisburg-Essen und Mitglied der von der deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsgruppe "Visual Global Politics".
Klappentext
Die G8 und die G20 zählen zu den am stärksten kritisierten internationalen Institutionen der westlichen Hemisphäre. Die Autorin rekonstruiert, wie die G8 versucht, von einer »Party für die Reichen« zu einer Institution im Dienste des globalen Allgemeinwohls zu avancieren, während sich die G20 als einmalig repräsentativer Akteur zu profilieren sucht. Neben dem Fokus auf die Legitimationsbemühungen zweier informeller Institutionen besticht die Studie dadurch, dass sie mit den Gruppenfotografien von G8- und G20-Gipfeln auch visuelles Material in die Analyse von Legitimationsprozessen integriert.
Leseprobe
Vor Worten
Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um meine geringfügig überarbeitete Dissertationsschrift, die im Juli 2014 an der Universität Bremen verteidigt und angenommen wurde. Sie entstand im Rahmen des For-schungsprojekts "Die Legitimation politischer und ökonomischer Ordnungen" des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereichs "Staatlichkeit im Wandel".
Ein Pappkarton im Archiv der G8 Research Group, untergebracht in der Graham Library der Universität von Toronto, prägte mein Vorhaben maßgeblich. Während eines Forschungsaufenthaltes 2008 wurde mir ein verstaubter Karton präsentiert. Dieser enthielt Geschenkartikel, die für eine auf höchster Regierungsebene agierenden Institution recht skurril anmuten: Taschen, Trinkbecher, T-Shirts und Briefmarken, alle versehen mit einem Logo der G8. Hinzu kamen einige ältere Gruppenfotografien, die anlässlich der jährlichen Gipfeltreffen der G8 entstanden sind. Seitdem ist mein Interesse an den sowohl verbalen als auch nonverbal-visuellen Versuchen der G8 und der G20, sich nach außen unterstützungsbringend zu inszenieren und nach innen einen gemeinsamen Kern zu stärken, geweckt.
Genau genommen kam die G20 erst etwas später dazu, als sie sich 2009 zur zentralen Koordinationsplattform einer internationalen Finanzkrisenbearbeitung ernannte. Mit den daran anknüpfenden Debatten über das Fortbestehen der kleineren G8 drohte sogar kurzzeitig der "Verlust" meines ursprünglichen Forschungsgegenstands. Eine ähnliche Situation sollte sich nach dem unmittelbaren Ende der Niederschrift wiederholen. Just an dem Tag, als meine Dissertation zur Selbstlegitimation der G8 und der G20 aus dem Druck kam, wurde der vorläufige Ausschluss der russischen Regierung von der G8 verkündet - mein Forschungsgegenstand wurde zur G7; er war immer noch da, durchlief aber eine wesentliche und zu meinen Ergebnissen über die Selbstlegitimation der G8 recht stimmige Veränderung, der ich im hier vorliegenden Manuskript Rechnung tragen konnte.
Diese Studie dokumentiert meinen Versuch, die empirische Legitimationsforschung um eine Dimension - die der Legitimationsbemühungen der "Herrschenden" - zu erweitern und dabei für ein ganzes Universum an Zeichen aufmerksam zu sein. Sie folgt dabei einem Rat der Politikwissenschaftlerin und politischen Aktivistin Susan George, sich nicht nur mit sozialen Bewegungen und Protesten zu beschäftigen. Vielmehr sei zur Unterstützung dieser gesellschaftlichen Akteure auch eine intensive Auseinandersetzung mit den Gegenständen ihrer Kritik sinnvoll.
Schnell wurde deutlich, dass die klassische Perspektive der empirischen Legitimationsforschung, der Blick auf die Bewertungen politischer Ordnungen durch Bürgerinnen bzw. die Mitgliedstaaten internationaler Insti-tuti-onen, für mein Vorhaben nicht ausreichend ist. Ich musste die Blickrichtung umkehren und die Legitimationsmaßnahmen der Institutionen selbst in den Blick nehmen. Die G8 und die G20 betrachtete ich fortan nicht nur als Bezugspunkte massiver Kritik, sondern auch als aktive Gestalterinnen des sie umgebenden Legitimationsgeschehens.
Ich bedanke mich von Herzen für die hilfreichen Anregungen und die Unterstützung durch meinen Betreuer Prof. Dr. Frank Nullmeier und meine Betreuerin Prof. Dr. Anna Geis sowie durch Prof. Dr. Martin Nonhoff. Sie festigten meine Freude am wissenschaftlichen Arbeiten und bestärkten mich in der Beschäftigung mit den Memorabilien und Gruppenfotografien der G8 und der G20. Der Austausch mit meinen Projektkolleginnen und -kollegen Dominika Biegon, Falk Lenke und Henning Schmidtke hat mich überdies sehr inspiriert und die gemeinsame Projektzeit wird mir in schöner Erinnerung bleiben. Meinen Projektkollegen Steffen Schneider und Sebastian Haunss danke ich zusätzlich für die unkomplizierte Weitergabe ihres für mich wertvollen Erfahrungsschatzes, sei es in der Lehre, mit Blick auf die Konzipierung von Vorträgen oder in anderen Bereichen des wissenschaftlichen Alltags.
Ein möglichst annehmlicher Forschungsalltag wurde mir durch den Geschäftsführer Dieter Wolf sowie die gleichfalls sehr engagierten studentischen Hilfskräfte des Forschungsprojektes in Bremen ermöglicht: Klara Kopperschmidt, Alrun Vogt, Wiebke Anton, Clara Friedrich und Nora Sinner. Der Formatierungseinsatz von Monika Sniegs hat mich sehr entlastet. Dank ihr ist aus der Dissertation ein ansehnliches Buch geworden.
Silke Weinlich und Thomas Fues möchte ich für einen ermutigenden Forschungsaufenthalt am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik 2010 danken. Selbiges gilt auch für die G8 sowie die G20 Research Group an der Universität von Toronto, die ich 2008 sowie anlässlich der G8- und G20-Gipfel 2010 in Toronto besuchte. Prof. Dr. Peter Hajnal war mir sehr behilflich mit dem Zugang zu den Memorabilien der G8 - und mit diesem der Zugang zur nonverbalen Dimension der Gipfelpolitik. Matthias Ecker-Ehrhardt danke ich herzlich für seine gewinnbringende Kommentierung insbesondere meiner konzeptuellen Überlegungen. In Klaas Schüller fand ich einen zweiten in Bremen tätigen G8-Forschenden. Unsere Diskussionen über die G8 und die gemeinsame Planung und Durchführung von Interviews mit dem deutschen G8-Sherpastab haben deutlich zu meinem besseren Verständnis der G8 beigetragen. Mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der deutschen und britischen Regierung haben mir ihre Zeit geschenkt - und dies mit ausführlichen und informativen E-Mails auch über die Interviewzeiten hinaus. Auch hierfür bin ich dankbar. Umgekehrt schien es auch sie zu erfreuen, dass sich einmal jemand für ihre Arbeit im Tagesgeschäft der G8 und der G20 interessiert.
Mein Dank geht auch an Heike Walk, die mich beratend begleitet hat. Der selbstorganisierten "Deutungsgruppe" in Bremen sowie den "Plan M-Frauen" möchte ich für ihre solidarische Verbundenheit danken.
Julia Chaker-Agha und Gundula Oerter haben intensiv über meine Interpretationen und die Lesbarkeit dieser Studie gewacht und mich dadurch ganz…
Tief- preis
