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Die Dorfhexe Ivana ist tot und keiner trauert um sie. Ivana wurde gemieden und war im Dorf nicht beliebt, und doch wurde sie von vielen heimlich aufgesucht, die ihre Kräuterkunst in Anspruch nahmen. Inspektor Ivan untersucht mit seinem Assistenten Ivica und dem Pathologen Tomislav den Fall, wobei sie von ihrer neuen Kollegin Vera unterstützt werden. Während sie Geheimnisse aufdecken, geschieht ein weiterer Mord. Ivan und sein Team befürchten, dass dies noch nicht das Ende der Mordserie ist.
Autorentext
Janja-Agneza Topic, geboren in Neustadt an der Weinstraße, lebt und arbeitet in der Pfalz. Seit ihrer frühesten Jugend liest sie Bücher aus tiefster Leidenschaft, vor allem Krimis. Nach ihrem ersten Kriminalroman »Malo Selo« ist dies der zweite Fall für Inspektor Ivan.
Leseprobe
Darko schloss die Tür hinter sich. Nur noch drei Räume, dann wären sie mit dem Aufräumen im Haus durch. Es hatten sich einige Interessenten, die das Haus kaufen wollten, bereits gemeldet. Deshalb stand Darko zusammen mit seiner Frau Josipa im Haus seiner Schwiegermutter, die nach kurzer Krankheit verstorben war. Oben hörte er es kurz rumpeln. Kurz darauf rief seine Frau nach ihm. Er wusste, was anstand. Ohne zu zögern ging er die Treppe hoch und stellte sich vor die Tür. »Geh du rein«, sagte Josipa. Darko nickte und griff nach der Türklinke. Josipa ging einen Schritt zurück. »Jetzt beruhige dich doch«, raunte ihr Darko zu. »Sie kommt schon nicht raus. Auch nicht ihr Geist.« »Hör auf, damit macht man keine Scherze«, sagte Josipa, drehte sich um und ging hinunter. Frauen, dachte sich Darko und ging in das Zimmer. Ein Bett stand rechts an der Wand, gegenüber ein Schrank. Unter dem Fenster stand ein Schreibtisch mit einem Stuhl. Alles wirkte aufgeräumt und ordentlich, wie alle Räume im Haus. Darko wusste nicht, was er hier aufräumen sollte. Das Zimmer stand seit der Katastrophe, die damals plötzlich und unerwartet hereingebrochen war, leer. Seine Schwiegermutter hatte es nicht mehr vermietet, was Darko gut nachvollziehen konnte. Bis heute wusste keiner, warum Marica, die junge und lebensfrohe Untermieterin seiner Schwiegermutter, Selbstmord begangen hatte. Sie hatte über ein Jahr im Haus gewohnt und war als Krankenschwester im hiesigen Krankenhaus beschäftigt. Mit seiner Schwiegermutter hatte sie sich sehr gut verstanden und diese hat sie in ihr Herz geschlossen. Nichts, aber auch gar nichts, hatte auf die eingetretene Katastrophe hingewiesen. Sie waren alle sehr überrascht und traurig darüber gewesen. Nach dem Selbstmord kam ein Verwandter von Marica vorbei, um ihre Sachen einzupacken und mitzunehmen. Daher wusste Darko nicht, was noch in diesem Zimmer aufzuräumen wäre. Doch seine Frau bat ihn darum, daher stand er jetzt im Raum und schaute überall noch mal nach. Nicht dass etwas übersehen wurde, was die Käufer abschrecken würde. Und den Selbstmord würden sie mit keinem Wort erwähnen. Darko schaute sowohl unter dem Bett als auch im Schrank nach, wo er nichts fand. Zum Schluss ging er zum Schreibtisch und zog die Schubladen auf. Darin fand er zu seiner Überraschung ein Gebetsbuch. Automatisch griff er danach und holte es heraus. Es gehörte seiner Schwiegermutter. Was hat das denn hier in der Schublade zu suchen?, dachte er sich und blätterte darin, als etwas herausfiel. Darko bückte sich und hob einen Brief auf. Verschlossen und adressiert. Nanu?, dachte er sich und ging hinunter zu seiner Frau. »Schau, was ich gefunden habe«, sagte er und hob ihr den Brief hin. »Oh mein Gott«, rief Josipa. »Ob das ihr Abschiedsbrief ist?«, und griff nach dem Brief. Darko sah es kommen und nahm seine Hand weg. »Nein«, sagte er bestimmend, »du wirst ihn nicht lesen.« »Aber Darko«, begann Josipa. Er unterbrach sie. »Nein. Schau, der Brief ist adressiert und nicht für uns bestimmt. Wahrscheinlich hat man ihn damals beim Aufräumen übersehen.« »Aber vielleicht steht darin, warum sie es getan hat. Willst du es nicht wissen?« »Nein, und dich hat es auch nicht zu interessieren.« Darko störte die Neugier seiner Frau. »Du wolltest nicht mal ihr Zimmer betreten. Also nein.« Er steckte den Brief in seine Hosentasche. »Ich bringe ihn zur Post. Und jetzt lass uns weitermachen.« Er drehte sich um und ließ eine sprachlose Josipa zurück. Ein paar Tage später erinnerte er sich, den Brief abzugeben und machte sich auf den Weg zur Post. Ich hoffe, er wird den Angehörigen dabei helfen, vielleicht zu verstehen, warum Marica Selbstmord beging, dachte sich Darko. Und vielleicht würde es dazu beitragen, dass die Familie ihren Frieden finden und damit abschließen konnte. Was Darko aber nicht ahnen konnte, war, dass er damit komplett falsch lag und der Brief genau das Gegenteil bewirken sollte.