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Horst-Eberhard Richter beschreibt die moderne westliche Zivilisation als psychosoziale Störung. Er analysiert die Flucht aus mittelalterlicher Ohnmacht in den Anspruch auf egozentrische gottgleiche Allmacht. Anhand der Geschichte der neueren Philosophie und zahlreicher soziokultureller Phänomene verfolgt er den Weg des angstgetriebenen Machtwillens und der Krankheit, nicht mehr leiden zu können. Die Überwindung des Gotteskomplexes wird zur Überlebensfrage der Gesellschaft und des modernen Menschen.
Autorentext
Dr. med. et phil. Horst-Eberhard Richter, geboren 1923, war von 1962 - 1992 Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universität Gießen, anschließend - bis 2002 - Direktor des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt/M. Neben seiner akademischen Karriere setzte sich Richter seit den 1980er Jahren verstärkt in der Friedensbewegung ein. Er ist Mitbegründer und Ehrenvorstand der Deutschen Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW). Horst-Eberhard Richter wurde für sein Wirken vielfach ausgezeichnet: unter anderem mit der Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main (2002). Das Bundesverdienstkreuz hat er dreimal abgelehnt. 2011 verstarb Horst-Eberhard Richter.
Zusammenfassung
»Ihre analytische Bestandsaufnahme der modernen westlichen Zivilisation, in der Sie tiefgreifende Verirrungen mit folgenreichen Störungen aufdecken, vermag über alle zeitbedingten Schattierungen hinaus wache Geister zur Nachdenklichkeit anzuregen.« Aus einem Brief von Kardinal Ratzinger an Horst-Eberhard Richter, 1997 »In seinem kulturpsychologisch-psychonalytischem Hauptwerk 'Der Gotteskomplex' stellte Richter 1979 die Hypothese auf, dass der Mensch in der westlichen Kultur als Ersatz für die entschwindende Glaubenssicherheit den naturwissenschaftlich-technischen Fortschritt zu einer Heilsidee erhoben habe, in der religiöse Sehnsucht und eigene Allmachtshoffnungen verschmelzen.« Bernd Graff in der Süddeutschen Zeitung »Dieses im Jahre 1979 erschienene Buch war eines der wirkungsmächtigsten Bücher in der 'alten' Bundesrepublik. Und in einer Zeit, in der Allmachtsphantasien jeglicher Couleur so sehr das politsche Geschehen weltweit bestimmen, möchte man dem so sensibel geschriebenen, genau analysierenden und faktenreichen Band eine anhaltende Aktualität zubilligen.« Das Parlament, 4. Juni 2005
Inhalt
Inhalt Vorwort Einleitung Erster Teil Die Geschichte der Illusion von der menschlichen Allmacht. Der Gotteskomplex 1. Kapitel Der Ausbruch aus dem Mittelalter: Gott geht verloren, der Mensch will selbst Gott sein 2. Kapitel Die Geschichte des Egozentrismus und seiner Verkleidungen von Leibniz bis Nietzsche 3. Kapitel Utopische Heilshoffnungen des beschädigten Individuums. Marx, Freud, Marcuse 4. Kapitel Rettung der Allmacht-Illusion durch Preisgabe der Innenwelt: der Behaviorismus 5. Kapitel Die Logik des Herzens (Pascal) unterliegt der Logik des Kopfes (Descartes, Spinoza) 6. Kapitel Abspaltung des Gefühls Entmündigung der Frau Unterdrückung der Menschlichkeit. Die Wechselbeziehung zwischen psychischer und sozialer Verdrändung. Rousseau, Romantiker, Schopenhauer, Nietzsche, Psychoanalyse Zweiter Teil Die Krankheit, nicht leiden zu können 7. Kapitel Verwandlung des Leidens in projektiven Haß. Mittelalterliche und moderne Phänomene magischer Austreibung von Hexen, Rassenfeinden, «erblich Minderwertigen», Extremisten, Parasiten, «Risikofaktoren» 8. Kapitel Leidensverleugnung durch hysterisches Überspielen. Party-Kultur. Kompensationsfunktion von Therapie und Selbsthilfe-Zirkeln 9. Kapitel Leidensvermeidung durch Abspaltung 10. Kapitel Beschwichtigung durch Ersatzbefriedigung. Schelers Theorie von der Entschädigung durch Surrogate. Vom Sexualtabu zum Sexkult 11. Kapitel Verschleierung des Leidens durch Sozialtechnik. Versachlichung als Leidensabwehr in der Sozialbürokratie, in der Medizin und in der Psychologie. Die Strategie der semantischen Tarnung 12. Kapitel Leidensverachtung Todesverachtung. Stoizismus, Heroismus. Die Wechselbeziehung zwischen Risikodrang und Sterbeangst Dritter Teil Die Aufgabe: Überwindung der psychischen und der sozialen Selbstspaltung des Menschen 13. Kapitel Die Absetzbewegung der Jugend als Aufruf zur Selbstkritik der Angepaßten 14. Kapitel Das Problem, die korrumpierte Liebe zu befreien 15. Kapitel Der Lebenskreis. Die Bejahung des Sterbens als Bedingung für den Untergang des Gotteskomplexes und die Gewinnung eines menschlichen Maßes zwischen Ohnmacht und Allmacht 16. Kapitel Das Urphänomen Sympathie als Disposition für Solidarität und Gerechtigkeit 17. Kapitel Sympathie und Urvertrauen 18. Kapitel Machen und Macht Vierter Teil Eine Psychoanalyse als Lehrstück Vorbemerkung Martin erzählt seine Geschichte Verlauf der Behandlung: Die Wechselbeziehung von Leiden und Macht Folgerung Literatur