

Beschreibung
Wer Jahre seines Lebens der Doktorarbeit widmet, benötigt neben einem klar umrissenen Forschungsthema und fachlichem Know-how die richtigen Strategien, um die Dissertation zu organisieren. Neben Zeitmanagement, kreativem wissenschaftlichem Schreiben und überze...Wer Jahre seines Lebens der Doktorarbeit widmet, benötigt neben einem klar umrissenen Forschungsthema und fachlichem Know-how die richtigen Strategien, um die Dissertation zu organisieren. Neben Zeitmanagement, kreativem wissenschaftlichem Schreiben und überzeugender Präsentation spielen die Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle: Individualpromotion beim Doktorvater oder strukturierte Promotion im Graduiertenkolleg? Wie gelingt nebenberufliches Promovieren und Promovieren mit Kind? Helga Knigge-Illner erklärt die entstehenden Probleme und Hindernisse auf dem Weg zum Doktortitel. Anhand von Fallbeispielen und Übungen zeigt sie, wie diese gemeistert werden können.
Die dritte, überarbeitete Auflage ist um viele neue Aspekte erweitert: die zunehmende Internationalität der Forschungskooperation, Auslandsaufenthalte während der Promotion, neue Promotionswege wie die »kumulative Promotion«, das Plagiatsproblem und wissenschaftliche Standards sowie die Vorzüge von Promotionscoaching.
Autorentext
Dr. Helga Knigge-Illner ist Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin sowie Autorin verschiedener Studienratgeber.
Leseprobe
Vorwort zur dritten Auflage
In Deutschland wird erstaunlich viel promoviert: Pro Jahr werden rund 25?000 Promotionen erfolgreich abgeschlossen. Damit liegt Deutschland im Verhältnis zu den Einwohnern an der Spitze der europäischen Länder und der USA. Fast jeder fünfte Hochschulabsolvent strebt den Doktortitel an (Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2013). Was motiviert Menschen dazu, sich vier bis fünf Jahre lang auf ein Promotionsprojekt einzulassen, das bekanntermaßen nicht leicht zu bewältigen ist? Liegt der Anreiz im Doktortitel, der soziales Ansehen und eine aussichtsreiche Karriere verspricht? Oder ist es die Wissenschaft selbst, die den Geist zu diesem Projekt herausfordert? Auf diese Fragen geben Interviews mit Doktoranden, die nach ihren Motiven befragt wurden, in diesem Buch Antwort.
Als reizvolle Aufgabe mag das Promovieren zu Beginn des Projekts erscheinen. Später, im weiteren Verlauf des Arbeitsprozesses, treten jedoch die Belastungen in den Vordergrund und führen dazu, dass das Promovieren als ein "hartes Geschäft" erlebt wird: Denn es fordert einen ganz, bringt viel Stress mit sich, ist sehr langwierig und führt an die Grenzen des Selbstbewusstseins. Um das Ziel trotzdem zu erreichen, braucht es eine starke und anhaltende Motivation.
Dieses Buch will nicht nur ein besseres Verständnis der Probleme von Promovierenden ermöglichen, sondern Ihnen auch die Einstellung vermitteln, dass viele Schwierigkeiten zu überwinden oder abzuwenden sind. Dazu ist es insbesondere notwendig, mit nüchterner Reflexion und adäquaten Handlungs- und Arbeitsstrategien an das Projekt heranzugehen. Solche hilfreichen Strategien, die ich in meiner Beratungstätigkeit mit Promovierenden - in Form von Workshops, Einzel- und Gruppencoachings - mit Erfolg erprobt habe, möchte ich Ihnen als Rüstzeug an die Hand geben. Sie sind gleichfalls geeignet, Ihre Arbeitsmotivation und auch die Lust an der Sache zu fördern.
Damit Sie wissen, welche Probleme auf Sie zukommen können, werden Sie anhand von zahlreichen Fallbeispielen und Berichten Genaueres über die Nöte der Doktoranden erfahren: Zum Beispiel über ihre Angst vor dem Schreiben, die mitunter Schreibblockaden hervorruft, ihre Unsicherheit bei einsamen Entscheidungen über die richtige wissenschaftliche Vorgehensweise und ihr häufig problematisches Verhältnis zu Doktorvater oder Doktormutter.
Manche der Probleme werden durch institutionelle Bedingungen hervorgerufen - durch die formalen und qualitativen Anforderungen an die Dissertation, die Art der Betreuungsstruktur beziehungsweise deren Wahrnehmung durch die persönlichen Betreuer -, aber auch durch die besondere Lebenssituation von Doktoranden in unserer Gesellschaft. Auch diese wichtigen Bedingungen wird das Buch in den Blick nehmen. Andererseits sind es spezielle psychische Konstellationen, die Promovierende anfällig machen für Belastungen durch ihre Doktorarbeit: ihr meist sehr hohes Ego-Involvement und ihre fast immer spannungsreiche emotionale Beziehung zu ihrer "Diss". Mit anderen Worten: Die Anforderungen des Promotionsprojekts treffen auf ein sensibles Ich, das sich schwer tut, die äußeren wie auch die inneren Maßstäbe zu erfüllen. Aus diesem Wechselspiel entwickelt sich die Brisanz der Probleme. Wenn Sie gerade eine Promotion planen, wird diese Betrachtung Ihnen helfen, im Voraus einzuschätzen, was da auf Sie zukommt: Dann können Sie sich entsprechend wappnen. Wenn Sie bei der Lektüre zu dem Schluss kommen, dass Sie sich lieber nicht darauf einlassen wollen, dann ist es womöglich auch besser so. Falls Sie gerade "mittendrin" stecken, hilft das Buch Ihnen vielleicht zu verstehen, warum Sie mit Ihrer Diss solche Schwierigkeiten erleben. Es kann sicher auch tröstlich sein zu erfahren, dass ein Großteil Ihrer Probleme ganz normal ist und andere Doktoranden Ähnliches durchmachen! Aber Sie erfahren auch, wie Sie es besser machen können!
Durch Reformen des europäischen Wissenschaftssystems haben sich an den Universitäten auch die Betreuungsstrukturen für Doktoranden seit den neunziger Jahren verändert. Die Neuauflage nimmt Bezug auf diese aktuellen Entwicklungen. Mit den verschiedenen Formen der "strukturierten Promotion" eröffnen sich neue Wahlmöglichkeiten: Doktoranden können selbst entscheiden, ob sie die traditionelle Form der sogenannten Individualpromotion - nach dem Meister-Schüler-Modell - bei ihrem ausgewählten Professor wählen oder einem Graduiertenkolleg beziehungsweise einer Graduiertenschule den Vorzug geben und damit im Rahmen eines kooperativen Forschungsprojekts an ihrer Dissertation arbeiten.
Kapitel zwei dieses Buches, das durch neue Themen wesentlich erweitert wurde, stellt die verschiedenen Wege vor, die zur Promotion führen, und macht deutlich, dass auch mit den strukturierten Programmen besondere und erweiterte Anforderungen an die Doktoranden gestellt werden: So zum Beispiel die frühzeitige Integration in die wissenschaftliche Gemeinde und die Weiterbildung in wissenschaftlicher und sozialer Kompetenz.
Als neues Thema werden auch die Anforderungen betrachtet, die infolge der zunehmenden Internationalisierung der Wissenschaft auf Doktoranden zukommen: die Organisation von Auslandsaufenthalten, die Kooperation mit internationalen Forschern und die Bildung von Netzwerken. Diese neuen Anforderungen sind Herausforderung und Chance zugleich, frühzeitig an der wissenschaftlichen Karriere zu arbeiten.
Ein weiterer, neu bearbeiteter Aspekt geht von der vieldiskutierten Entdeckung von Plagiaten in Doktorarbeiten von bekannten Politikern aus. Vertreter der Scientific Community trafen Maßnahmen zur "Sicherstellung guter wissenschaftlicher Praxis", mit denen sich Doktoranden vertraut machen sollten. Sie sollten die verschiedenen Arten des Plagiierens kennen und Vorsichtsmaßnahmen treffen, denn manche Plagiate entstehen auch unbeabsichtigt.
Eine - zumindest in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern - neue Form der Promotion stellt die kumulative Dissertation dar, die es erlaubt, eine Reihe eigener, bereits publizierter Artikel zur Anerkennung als Promotionsschrift einzureichen. Das mag ein schnelleres Vorankommen ermöglichen, wenn man frühzeitig mit dem Publizieren begonnen hat. Zu diskutieren sind aber auch die Hindernisse und Nachteile dieser Promotionsmöglichkeit.
Am Ende des dritten Kapitels findet sich als ein weiteres neues Unterkapitel der Exkurs "Promotionscoaching hilft Probleme bewältigen". Er beschreibt die Probleme, die zum Gegenstand von Coachings werden können, und führt dessen Arbeitsweise und Wirkungen anhand von Fallbeispielen und Berichten vor Augen. Sollten Sie selbst bei Ihrer Arbeit in Schwierigkeiten geraten, die Sie allein nicht meistern können, wird Ihnen dieses Kapitel helfen, sich entsprechende Unterstützung zu suchen.
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