

Beschreibung
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts setzt in den bildenden Künsten eine Aufbruchbewegung ein, die zur Auffassung verfestigt wird, Kunst sei einer permanenten Welterfindung verpflichtet und müsse bedingungslos innovativ sein. Die daraus resultierende Sehnsucht nach...Mit Beginn des 19. Jahrhunderts setzt in den bildenden Künsten eine Aufbruchbewegung ein, die zur Auffassung verfestigt wird, Kunst sei einer permanenten Welterfindung verpflichtet und müsse bedingungslos innovativ sein. Die daraus resultierende Sehnsucht nach einem Archaischen und 'Wilden' erweist sich als Konstruktion eines Blicks von außen, der die Attraktivität einer Aura beschwört, die kulturell längst zersetzt worden ist. Die experimentierenden Protagonisten zielen auf grenzenlose Erregungen, für die Exotisierung und Unterwerfung eines 'Fremden' bedenkenlos in Kauf genommen werden. Im vorliegenden Band wird der gesamte Problembestand im Themenkomplex einer zivilisatorischen Annektierung ritueller Kreativität umrissen, kunstgeschichtlich erläutert und durch Skizzen zur Imagination einer verlorenen Welt ergänzt.
Autorentext
Hans Ulrich Reck, 1953 geboren, ist Professor für Kunstgeschichte im medialen Kontext an der Kunsthochschule für Medien in Köln.
Klappentext
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts setzt in den bildenden Künsten eine Aufbruchbewegung ein, die zur Auffassung verfestigt wird, Kunst sei einer permanenten Welterfindung verpflichtet und müsse bedingungslos innovativ sein. Die daraus resultierende Sehnsucht nach einem Archaischen und 'Wilden' erweist sich als Konstruktion eines Blicks von außen, der die Attraktivität einer Aura beschwört, die kulturell längst zersetzt worden ist. Die experimentierenden Protagonisten zielen auf grenzenlose Erregungen, für die Exotisierung und Unterwerfung eines 'Fremden' bedenkenlos in Kauf genommen werden. Im vorliegenden Band wird der gesamte Problembestand im Themenkomplex einer zivilisatorischen Annektierung ritueller Kreativität umrissen, kunstgeschichtlich erläutert und durch Skizzen zur Imagination einer verlorenen Welt ergänzt.
Inhalt
Prolog zu Christine Bruggmanns Hommage an Afrika zugleich eine Einführung in zentrale Thesen und Leitmotive des Buches 1. MomentVorab als Exposition: Thema, Gegenstand, Interesse und Ausrichtung sowie Profil der Abhandlung 2. Moment Orientierende Fragen an ein Gebiet, Gesichtspunkte zur Erörterung des Gegenstandes 3. MomentBetrachtungen zu Werner Schmalenbachs Ästhetik schwarzafrikanischer Kunst von 1988 4. Moment Kunstsphäre und abweichendes Erkenntnisinteresse 5. MomentKonstruierter Mythos Afrika 6. MomentExkurs: Retribalisierung im globalen Dorf am Beispiel von Marshall McLuhan 7. MomentAfrika, positiv: Kontinent der Hoffnung 8. MomentDie Sphäre des Museums oder: Von der Gewalt des Symbolischen 9. MomentExkurs zum Museum, seiner Sphäre, Struktur und historischen Dynamik 10. MomentWeiter mit/nach Afrika auf dem Wege des Ausstellens von Masken und Figuren mit utopisch-expressionistischer Aufbruchserwartung 11. MomentExkurs zu abstrakt, figurativ, naturalistisch und Ähnlichem 12. MomentWeiter mit der ethnologischen Konstruktion der Objekte oder Artefakte einer afrikanischen Kunst 13. MomentRegulative kritischer Theorie im Zeitalter des Neo-KolonialismusBemerkungen zu Anspruch und Geltungsbereich postkolonialer Diskurse 14. MomentAufbruchspathos, Expressionismus, ästhetisches Leben der reinen Formen, eröffnetes Geheimnis des Unbedingten August Macke zum Beispiel 15. MomentExkurs zur ästhetischen wie auch der politischen Ambivalenz des Expressionismus in den 1920er- und 1930er-Jahren mitsamt einigen Notizen zu den Kunstdoktrinen der Faschismen 16. MomentCarl Einstein und sein Pionierwerk Negerplastik 17. MomentKunst an der Stelle des und nach dem Rituellen. Eine kunsttheoretische Unvermeidlichkeit am Beispiel André Bretons 18. MomentFazit und Ausblick zum Surrealismus André Bretons 19. MomentPier Paolo Pasolini und Afrika 20. MomentChris Marker/Alain Resnais: Die Statuen sterben auch ein frühes Zeugnis radikaler, poetisch-philosophischer Kolonialismus- und Kunst-Kritik 21. MomentAbstraktion und FigurationNaturalismus und Realismus. Anmerkungen zu einer konzeptuellen Verwirrung 22. MomentExkurs zu den spekulativen Gründen eines bipolaren menschlichen Ausdrucksvermögens zwischen ideeller Abstraktion, Einfühlung und Figuration 23. MomentAllgemeine Schematisierungen, Formen und Figuration. Zur Ordnung der Imagination, auch der animistischen, in der universalen Menschheitsmanufaktur der Bilder 24. MomentZur Exemplarik der Ausstellung Fabrik der Bilder im Musée des Arts premiers, Quai Branly, Paris 2011 25. MomentVom rituellen Objekt zur Formästhetik der Kunst Bildstrategien und -operationen in André Malraux' Univers des Formes 26. MomentExkurs zur Metamorphose der Götter, die Profanierung des Rituellen und die museologische Transformation der Kulturen 27. MomentVerschwendung und Verausgabung (französisch: dépense) eine andere, heteronome Weise, mit Kunst umzugehen. Anmerkungen zu Georges Bataille 28. MomentZusammenfassung/Stichworte in einigen übersichtlichen Merkpunkten mit knapper Erläuterung 29. MomentAfrika als Phantomdie Ethnologie, das Schreiben: Autorschaft und Krise. Die Stimme von Michel Leiris auf der Afrika-Expedition von Dakar nach Djibouti in den Jahren 1931 bis 1933 Nachwort: Genealogie und Danksagung
