Am Beispiel Otto Ludwigs kommt eine wesentliche Schwäche heutiger Diskussionen über literarische Theorien ans Tageslicht: die mangelnde historische Fixierung poetologischer Programme. Damit ist nicht nur der genaue Zeitpunkt des Entstehens gemeint, vielmehr soll mit Fixierung das geschichtliche Diskussionsergebnis - als welches sich eine Theorie immer darstellt - umrissen werden. Bei Ludwig würde sich zeigen, dass seine Theorie - in ihren historischen Zusammenhang gestellt - mit Belanglosigkeiten durchsetzt ist, sodass man von einem ästhetischen Programm kaum reden kann. In dem Buch wird zu verdeutlichen versucht, dass seine Aufzeichnungen zur Literatur allenfalls von Interesse sind, wenn man sie sozialwissenschaftlich aufarbeitet und sie dann in Beziehung zu seiner persönlichen und literarischen Umwelt setzt. Dann erscheint Otto Ludwig als Kleinbürger, der inspiriert wird vom zeitgenössischen Image des Schriftstellers, der sich fast ausschließlich von der Autorität der im Kulturleben Etablierten leiten lässt und dessen Licht zu Lebzeiten einzig in die heimatliche Provinz leuchtet.

Inhalt
INHALT Vorbemerkung A. Geschichtlicher Zusammenhang 1. Einleitung I. Bürgertum und Kleinbürgertum im 19. Jahrhundert 1. Aspekte bürgerlichen Selbstverständnisses im 19. Jahrhundert 2. Die Funktion der Bildung 3. Kleinbürgertum und Bildung 4. Traditionalismus und Konservatismus im Kleinbürgertum 5. Erziehung im Kleinbürgertum B. Otto Ludwig I. Herkunft und Entwicklung Erster Leipziger Aufenthalt II. Ludwigs theoretische Studien 1. Die Bedeutung Shakespeares für Ludwig 2. Das Allgemeine und das Besondere im Drama und der Geschichte 3. Die moralische Funktion des Dramas III. Literarische Sozialisation - Streben nach einer künstlerischen Existenz 1. Eduard Devrient als Ratgeber 2. Kriterien der Selbsteinschätzung 3. Ludwigs Umgang mit Karl Gutzkow IV. Theorie und Praxis. Ludwigs Poetik der praktischen Lebenshilfe 1. Die Rolle des Drameninhalts 2. Poetik als Regelbuch für Produktion und Rezeption 3. Ludwigs Schillerkritik 4. "Poetischer Realismus" a. Realismus in der Forschung b. Ludwigs "Realismus" ohne Wirklichkeit 5. Tagträume als Realitätsersatz V. Otto Ludwigs Weg in die Literaturgeschichte VI. Literaturverzeichnis