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Die im Jahr 2006 ausgebrochene Finanzkrise hat ein gewaltiges gesellschaftliches Echo verursacht. Ihre Folgen sind bei weitem noch nicht absehbar. Es lässt sich jedoch jetzt schon sagen, dass sie sich nicht auf die Ebene der Wirtschaft beschränken. Eine breite Debatte über den Kapitalismus hat die Öffentlichkeit, die Literatur und die Wissenschaft erreicht. Veränderungen im Umgang mit Geldbegriffen sind vielfältig zu beobachten.
Finanz- und Wirtschaftskrisen sind jedoch keine Erfindung der Moderne, so befand sich die späte Römische Republik etwa 100 Jahre in einer Art Dauerkrise. Besonders deutlich wird dies an der Catilinarischen Verschwörung - einer Verschwörung, die sich vor allem aus dem Versprechen der Schuldentilgung rekrutiert.
Von diesen Überlegungen angeregt, hat sich diese Arbeit mit Frage auseinandergesetzt, ob sich ähnliche sprachliche Phänomene für die römische Republik beobachten lassen.
Als Gegenstand der Untersuchung wurden die Briefe Ciceros an Atticus genutzt, seinem Vertrauten und vor allem seinen Bankier. Also ideal geeignet, um Veränderungen im Umgang mit Geld zu untersuchen.
Autorentext
Hannes Dölle wurde 1987 in Leipzig geboren. Im Jahr 2013 schloss er sein Studium des Polyvalenten Bachelor Lehramt in den Fächern Geschichte und Latein ab und befindet sich momentan im Master of Education. Die gewählte Fächerkombination ist ein Ausdruck des großen Interesses an der klassischen Antike. Durch die mediale Debatte um die Bedeutung des Finanzbegriffes und einem privaten Recherecheprojekt wurde das Interesse an der Forschungsfrage dieser Arbeit ausgelöst.
Leseprobe
Textprobe:
Kapitel 4, Gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Ursachen der Verschwörung:
An dieser Stelle wird nun begonnen, die Hintergründe der Ereignisse, die den Rahmen zu den Briefen geben, zu erläutern. Die erste Betrachtung geht dabei auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ein. Damit soll ein Gefühl für den allgemeinen Zustand der Republik in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. gegeben werden. Die konkreten Ereignisse, die es möglich machen die jeweiligen Stellen der Briefe genau zuzuordnen, folgen.
Die römische Republik befand sich seit der Mitte des 2. Jahrhunderts in einer Krise. Diese Krise hatte ihre Ursache in der raschen Ausbreitung der römischen Eroberungen. Es entstanden neue Strukturen, an die die Verfassung nicht angepasst war. Doch nicht allein die strukturellen Probleme zermürbten die Republik, denn eine ganze Reihe von größeren Kriegen spielte ebenfalls eine wichtige Rolle. Besonders deutlich lassen sich die Folgen des römischen Wachstums in der Landwirtschaft erkennen. Es bildeten sich immer mehr Latifundien heraus. Diese wurden von meist von den Senatoren unterhalten. Sie vergrößerten ihren Besitz sukzessive, während die Bauern, die das Rückgrat des Heeres stellten, ihren immer längeren Kriegs-dienst leisteten. Ebenso schreckten jene nicht davor zurück, sich unrechtmäßig staatlichen Boden anzueignen. Eine weitere Nebenerscheinung war der Weg zur Massensklaverei. Sklaven wurden in der Landwirtschaft vor allem als billige Arbeitskraft betrachtet und standen durch die zahlreichen Kriege in großer Zahl zur Verfügung. Dadurch wurden die Bauern noch weiter ins Abseits gedrängt. Dabei konnten sie sich häufig auch so nicht der Konkurrenz der großen Betriebe stellen. Die Villenwirtschaft war wirtschaftlicher und marktbezogener. Viele verarmte Bauern versuchten daraufhin in Rom ihr Glück. Es kam zu einer Land-flucht, wodurch die Meisten ihre Situation jedoch kaum verbesserten. Die in Rom eingeführte Geldwirtschaft ermöglichte zwar eine Spezialisierung der Handwerker, lies aber auch tiefgreifende Unterschiede zwischen arm und reich entstehen. Durch diese Spezialisierungen entstand zwar auf der einen Seite ein differenziertes Angebot an Waren und Dienstleistungen, auf der anderen Seite standen aber auch die Handwerker durch die Sklavenwirtschaft unter einem gewaltigen Druck. Die Großgrundbesitzer förderten auf ihrem Besitz zudem vor allem die Öl- und Weinproduktion. Als Folge sank die Menge des in Italien angebauten Getreides. Rom konnte sich und sein Umland nicht mehr selbständig ernähren und die Getreidepreise stiegen. Die stark angewachsene Menge der verarmten Stadtbevölkerung stellte entsprechend einen großen sozialen und politischen Unruheherd dar.
Die daraus resultierenden Forderungen nach billigerem Getreide und einer Neuverteilung des Landes waren spätestens seit den Gracchen politischer Alltag. Tiberius Gracchus, Volkstribun im Jahre 133, versuchte sich dem Problem mit der Einsetzung einer Ackerkommission anzunehmen. Als er auf das Veto seines Kollegen mit dessen Absetzung durch die Volksversammlung reagierte, schaffte er damit eine Zäsur der römischen Innenpolitik: Er übertrug der Volksversammlung exekutive Macht. Macht, die sonst nur der Senat innehatte. Dadurch war auch ein neues Entscheidungszentrum der Politik geschaffen. Seine eigentlichen Reformversuche endeten niedergeschlagen durch den Senat. Es bildeten sich zwei Parteien der Aristokratie heraus: die sogenannten Popularen und die Optimaten. Die Popularen führten ihre Politik mit Hilfe der Volksversammlung durch, entsprechend wichtig waren die Themen der Landverteilung und des Getreides in ihrer Politik. Die Optimaten versuchten die Vorherrschaft des Senats zu erhalten. Sie waren vor allem bestrebt, die Grundlagen ihres wirtschaftlichen Wohlstandes zu erhalten. Diese Gruppierungen sind allerdings nicht als einheitliche Parteien zu sehen. Die Bedeutung des Themas der Landverteilung lässt sich sogar für das Konsulat Ciceros nachweisen