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Moderne Gesellschaften sind durch einen hohen Grad kultureller und religiöser Pluralität gekennzeichnet. Globalisierung und transnationale Migration steigern diese Vielfalt noch. Man kann daher heute den Umgang mit kulturellen und religiösen Minderheiten als das zentrale Governance-Problem säkularer Gesellschaften bezeichnen. Dieses Buch zeigt auf, welche Strategien für einen säkularen Verfassungsstaat dafür in Betracht kommen und welche Teile der Religionsverfassung einer pluralistischen Gesellschaft unverzichtbar sind.
»Die Beiträge des Bandes widmen sich empirisch sehr gehaltvoll einzelnen Aspekte des Verhältnisses zwischen Kirche, Religion und Gesellschaft.« Valentin Feneberg, Der Tagesspiegel
Autorentext
Gunnar Folke Schuppert war Professor für neue Formen von Governance am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und ist aktuell Fellow am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt.
Klappentext
Moderne Gesellschaften sind durch einen hohen Grad kultureller und religiöser Pluralität gekennzeichnet. Globalisierung und transnationale Migration steigern diese Vielfalt noch. Man kann daher heute den Umgang mit kulturellen und religiösen Minderheiten als das zentrale Governance-Problem säkularer Gesellschaften bezeichnen. Dieses Buch zeigt auf, welche Strategien für einen säkularen Verfassungsstaat dafür in Betracht kommen und welche Teile der Religionsverfassung einer pluralistischen Gesellschaft unverzichtbar sind.
Zusammenfassung
Moderne Gesellschaften sind durch einen hohen Grad kultureller und religiöser Pluralität gekennzeichnet. Globalisierung und transnationale Migration steigern diese Vielfalt noch. Man kann daher heute den Umgang mit kulturellen und religiösen Minderheiten als das zentrale Governance-Problem säkularer Gesellschaften bezeichnen. Dieses Buch zeigt auf, welche Strategien für einen säkularen Verfassungsstaat dafür in Betracht kommen und welche Teile der Religionsverfassung einer pluralistischen Gesellschaft unverzichtbar sind.
Leseprobe
Einleitung Wie es beim Schachspiel klassische Eröffnungszüge gibt, finden sich auch in den Einleitungen zu Büchern, die einem bestimmten Thema gewidmet sind, nahezu standardisierte Eröffnungssätze, mit denen das präsentierte Buch sich in den unvermeidlichen Kampf um die knappe Ressource Aufmerksamkeit behaupten will. Fast unverzichtbar ist in einem solchen Einleitungsrepertoire der Hinweis auf die brennende Aktualität des Themas; dazu braucht hier nichts gesagt zu werden: die Fernsehbilder von dem nicht abreißenden Flüchtlingsstrom auf der sogenannten Balkanroute dürften jedem Leser noch gegenwärtig sein. Der Hinweis auf die unübersehbare Aktualität des Themas wird häufig durch Erläuterungen dazu ergänzt, dass das zugrunde liegende Problem eine große Herausforderung darstelle, eine Herausforderung, der man sich zu stellen habe und für die Antworten gefunden werden müssten. Auch dafür ließen sich zahllose Beispiele finden; wir beschränken uns auf ein einziges Zitat, das in dem Einleitungsabsatz zu dem 2007 erschienenen Buch "Democracy and the New Religious Pluralism" entnommen ist und wie folgt lautet: "A new religious pluralism is taking up Atlantic democracies". Aber in der gegenwärtigen Situation geht es nicht nur um Aktualität und eine positiv aufzunehmende Herausforderung, sondern auch um Befürchtungen und Ängste, die - so diffus sie auch vielfach sein mögen - von der Politik - so der übliche "Politsprech" - "ernst genommen" werden müssten. Es ist nicht das Ziel dieses Buches, sich an der gegenwärtigen "Flüchtlingsdebatte" zu beteiligen; worum es uns geht, ist, sich Gedanken darüber zu machen, wie in säkularen Gesellschaften mit dem Problem einer durch den Flüchtlingsstrom unübersehbar gewordenen zunehmenden kulturellen und insbesondere religiösen Pluralisierung umgegangen werden kann und umgegangen werden sollte. Wir verstehen das Phänomen einer an Intensität zunehmenden kulturellen und religiösen Pluralisierung, wofür wir zur Kennzeichnung dieses Befundes den Begriff der normativen Pluralität vorschlagen - nicht nur als Herausforderung der politischen Theorie , sondern als Aufforderung, mit einem multidisziplinären Ansatz so etwas wie Konturen einer "Theorie des Umgangs mit Pluralität" bzw. - anders formuliert - von "Governance of Diversity" zu zeichnen. Dabei gehen wir in sechs Schritten vor: Im ersten Schritt geht es um Pluralität als Kennzeichen moderner Gesellschaften und die Frage, welche Ursachen für diesen eigentlich unstreitigen Befund einer zunehmenden Pluralisierung identifiziert werden können; dabei wird ein kurzer Blick auf die "üblichen Verdächtigen" geworfen, also auf Modernisierung, Säkularisierung, soziale Differenzierung, Globalisierung und - immer wichtiger werdend - Migration. In brennglasartiger Verdeutlichung lassen sich die an Intensität zunehmenden Pluralisierungsprozesse in modernen Stadtgesellschaften beobachten, für die sich der Umgang mit Diversität als ihr zentrales Governanceproblem beschreiben lässt. Aber es geht nicht nur um "Pluralismusimporte" durch Zuwanderung, sondern auch um die häufig vernachlässigte Pluralität der sogenannten Aufnahmegesellschaften, die - wie man ebenfalls besonders gut am Beispiel von Großstädten studieren kann - sich in zahlreichen Milieus ausdifferenzieren; darauf einen Blick zu werfen, erweist sich deshalb als geboten, weil gerade die Einstellung zur zuwanderungsbedingten Pluralität ganz entscheidend von der jeweiligen Milieuzugehörigkeit geprägt wird. Wenn kulturelle, religiöse und ethnische Pluralität für moderne Gesellschaften kennzeichnend ist, dann steht zu vermuten, dass sie für den Umgang mit solcher Pluralität Strategien entwickelt und ausprobiert haben. Diese Vermutung hat uns auf die Idee gebracht, in einem zweiten Schritt einen etwas näheren Blick auf insgesamt sieben ausgewählte Pluralitätsfelder zu werfen, und zwar in der Hoffnung, zum Schluss dieser Inspektionsreise so etwas wie eine Typologie von Strategien des Umgangs mit Pluralität erstellen zu können. Bei diesen Pluralitätsfeldern geht es um - den Umgang mit der Pluralität von Gemeinwohlbelangen - den Umgang mit konfligierenden Grundrechten und Rechtsgütern mit Verfassungsrang - den Umgang mit religiösem Binnenpluralismus - den Umgang mit einer Pluralität von Konfessionen - den Umgang mit "legal pluralism" - den Umgang mit ethnischer Pluralität sowie - den Umgang von Imperien mit religiöser Pluralität. Dieses reiche Anschauungsmaterial lässt in der Tat einen ersten Systematisierungsversuch zu. Bei dem Versuch, daraus eine Typologie zu erstellen, haben wir eine wichtige Beobachtung machen können; bei den von uns so genannten Umgangsstrategien überwiegen eindeutig prozedurale und institutionelle Umgangsformen, die zudem durch einen hohen Kommunikations- und Verrechtlichungsbedarf gekennzeichnet sind. Dies führt zudem - im Fortgang dieses Buches sich erhärtenden - "Anfangsverdacht", dass für das uns besonders interessierende Problem der religiösen Pluralität auch vornehmlich nach einer prozeduralen und institutionellen Lösung gesucht werden muss. In einem dritten Schritt geht es darum, herauszufinden, was eigentlich genau unter religiöser Pluralität zu verstehen ist. Dieses Vorhaben hat uns dazu veranlasst, erneut ein Weitwinkelobjektiv zu benutzen und das weite religiös-weltanschauliche Feld etwas genauer zu vermessen. Dafür erwies es sich als hilfreich, dieses Feld aus verschiedenen Perspektiven in Augenschein zu nehmen, nämlich aus verfassungsrechtlicher Perspektive - Religions- und Weltanschauungsfreiheit als einheitliches Grundrecht -, aus kulturwissenschaftlicher Perspektive - Religion als Weltdeutung - und vor allem aber aus religionssoziologischer Perspektive. Diese religionssoziologische Perspektive lässt zwei Phänomene in den Blick geraten, näm…