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Sachbilderbuch für Kinder und Erwachsene: Gehirnforschung spannend erklärt
Unter welchen Bedingungen behalten Kinder die ihnen innewohnende Lust am Lernen, am Entdecken und Gestalten? Unter welchen vergeht sie ihnen? Wie spannend und kinderleicht man davon erzählen kann, zeigt dieses Sachbilderbuch von Inge Michels und Gerald Hüther, einem der profiliertesten Neurobiologen Deutschlands. Das Buch richtet sich primär an Vorschul- und Grundschulkinder (Altersgruppe 4-10jährige) und deren Eltern.
Ausstattung: Durchgeh. vierfarb. Illustr. von Marlies Rieper-Bastian
"Im Buch heißt es: Lernen ist eine Schatzsuche. Und dieses Buch ist ein Schatz."
Autorentext
Inge Michels, geb. 1962, arbeitet als freie Fachjournalistin und Moderatorin zu familien- und bildungspolitischen Themen. Mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern lebt sie in Bonn.
Leseprobe
Felix und Feline liegen im Kinderzimmer auf dem Teppich. Sie liegen auf dem Bauch und blern in einem Bilderbuch. Menschen, Tiere und Pflanzen sind dort
abgebildet. Felix und Feline suchen die Seite mit der Blumenzwiebel. Sie haben vor einigen Tagen selber eine Blumenzwiebel gepflanzt. Jetzt wollen sie sich die Zeichnung im Buch anschauen. "Da!", sagt Feline pltzlich.
"Da ist sie."
"Mmh", Felix schaut genau hin. "Innen sieht sie ganz anders aus. Wie Bler, die werden immer kleiner." "Ja, und ganz innen drin, das sieht aus wie Kerne", sagt Feline.
Sie blern noch ein wenig weiter. "Guck mal", ruft Felix. "Das glaub ich jetzt aber nicht! Da wst eine Zwiebel in einem Kopf!" Sie beugen sich ber die Seite:
"Eine Zwiebel im Kopf? Was macht die denn da? Im Kopf sitzt doch unser Gehirn", staunt Feline. "Vielleicht sieht unser Gehirn aus wie eine Zwiebel?", berlegt Felix. "Und wenn wir denken, denkt eine Zwiebel", lacht Feline. Sie schaut zur Fensterbank.
Dort steht ihre Blumenzwiebel. Sie haben sie in einen Tontopf mit Erde gesetzt. Eine Weile ist es still. Felix berlegt: "Kann eine Blumenzwiebel denken?", fragt er. "Ich weinicht", antwortet Feline. "Vielleicht kann sie fhlen."
Beide gehen zur Fensterbank. Sie schauen auf die braune Erde. Felix seufzt: "Nichts zu sehen." Er tupft mit dem Zeigefinger auf die Erde. "Ob es ihr gut geht?" Feline tupft auch mit dem Finger auf die Blumenerde. "Die Erde ist trocken. Vielleicht hat die Zwiebel Durst." Sie gie aus der kleinen blauen Gieanne neben dem Blumentopf ein wenig Wasser auf die Erde. Die ft
sich dunkel.
"Ich habe auch Durst", sagt Feline. Sie trinkt einen Schluck aus ihrem Wasserglas mit den kleinen bunten Fischen. Felix guckt ihr zu, dann sagt er: "Wei du was? Die Zwiebel ist ein bisschen so wie wir. Sie braucht auch zu essen und zu trinken." "Ja", sagt Feline, "wir mssen gut auf sie aufpassen. Sie soll sich bei uns richtig wohlfhlen. Dann wird sie eine schne Blume." "Wie sie wohl aussieht, die Blume?", berlegt Felix.
Am nsten Tag schauen sich Felix und Feline noch einmal das Buch mit dem Bild von der Zwiebel im Kopf an. Sie haben es sich wieder auf dem Teppich gemtlich gemacht. "Wenn unser Gehirn wie eine Zwiebel ist, dann hat es auch Hunger und Durst", berlegt Feline, "dann braucht es Nahrung." "Aber welche?", fragt Felix. Die Kinder schweigen. Dann sagt Feline: "Das Gehirn kann doch denken. Vielleicht braucht es Rel?"
"Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist rot", ruft Felix. Feline guckt sich um. "Die Lampe", antwortet sie und fragt dann schnell: "Was ist braun und weich und hat schwarze Augen?" "Der Teddy", antwortet Felix, dann sagt er: "Unser Gehirn braucht was zu tun.
Nachdenken zum Beispiel." "Wie beim Rechnen", schl Feline vor. "Oder Lesen", sagt Felix. "Ich denke morgens darber nach, welches Kuscheltier ich in den Kindergarten mitnehme", sagt Feline. "Ich denke am liebsten Streiche aus", lacht Felix. Und dann purzeln die Ideen nur so aus ihren Mndern. "Lego-Ungeheuer bauen, Mensch-ere-dich-Nicht spielen, wie eine Prinzessin sein, Laternen basteln, einen ganz hohen Turm bauen, Ritter spielen ... " "Worber wir alles nachdenken", wundert sich Feline.
Auch Felix staunt: "Das Gehirn hat ja nie Pause." Feline
meint: "Aber manchmal hat es vielleicht auch keine Lust." Felix: "Oder es kann nicht so schnell. Wenn ich mich beeilen muss, kann ich nicht so schnell die Schleife an meinen neuen Schuhen binden. Dann mache ich nur Knoten." Feline kichert: "Dann ist in deinem Gehirn auch ein Knoten."
Felix und Feline lachen. Sie fangen an, sich zu kitzeln, bis sie Schluckauf bekommen. Als sie wieder sprechen knnen, sagt Felix: "Jetzt hat mein Gehirn einen Purzelbaum geschlagen, so hat es sich beim Lachen gefreut." Feline muss wieder kichern. "Vielleicht hat unsere Blumenzwiebel auch einen Purzelbaum geschlagen." Sie laufen zur Fensterbank. Und dann werden sie ganz still: Eine winzige grne Spitze hat sich durch die braune Erde geschoben. "Sie mag unser Lachen", sagt Feline glcklich.
Wieder ist ein Tag vergangen. Am nsten Morgen gehen Felix und Feline ganz frh zum Blumentopf. Sie bewundern die winzige grne Spitze. "Ob sie jetzt mehr Licht braucht?", berlegen sie. "Ein bisschen Sonne tut ihr vielleicht gut", meint Felix. Er tr den Blumentopf nach draun vor die Tr. "Jetzt wird ihr schn warm", sagt Feline. Sie hockt sich vor die Blumenzwiebel. Sanft streichelt sie die grne Spitze mit ihren Fingerspitzen. Felix guckt ihr zu. Dann sagt er: "Meine Zwiebel im Kopf denkt, wenn mich meine Mama streichelt, wird mir auch ganz warm."
Die Kinder sind eine Weile still. Eine dicke Wolke schiebt sich vor die Sonne. "Und wann erschrickt sich die Blumenzwiebel?", fragt Felix. "Vielleicht, wenn es donnert", antwortet Feline. "Dann erschrickt sie sich so, dass sie wieder in die Erde zurckgeht." "Echt?", staunt Felix.
"Ich weinicht", sagt Feline, "aber ich stelle mir das so vor. Dann will sie nicht mehr grr werden, weil sie Angst hat, noch mehr aus der Erde herauszuwachsen."
Felix und Feline setzen sich auf die Treppenstufe vor der Tr. Der Himmel wird dunkler. "Kann unser Gehirn auch Angst haben?", fragt Felix. "Wovor?", fragt Feline. Sie sagt. "ich habe Angst, wenn es beim Einschlafen ganz dunkel im Zimmer ist. Hat mein Gehirn dann auch Angst?" Felix antwortet: "Meine Mama sagt, ich soll an etwas Schnes denken, wenn ich Angst habe. Aber wenn ich Angst habe, kann ich gar nicht denken." Feline nickt: "Ich auch nicht."
In dem Moment zuckt ein Blitz ber den Himmel. Es donnert. Schwere Regentropfen fallen auf die Stufen. Die Kinder springen auf. Felix nimmt den Blumentopf auf den Arm und sie laufen zurck ins Kinderzimmer.
Wend es draun gewittert, kuscheln sich Felix und Feline in eine Decke. Sie sehen aus dem Fenster und zen die Blitze. Der Topf mit der Blumenzwiebel steht wieder auf der Fensterbank. Als sich das Gewitter verzogen hat, sagt Felix nachdenklich: "Das war ein richtiges Donnerwetter. So eines wie gestern in der Schule. Unser Lehrer war sauer. Der hat nur herumgeschrien, weil wir nicht leise waren. Und danach mussten wir ein Diktat schreiben.