Großvater Walter Redlich kämpfte im I. und im II. Weltkrieg. Er starb in französischer Kriegsgefangenschaft. Sohn Wolfgang Redlich verließ Deutschland 1952 nach mehreren Haftstrafen wegen Kleinkriminalität und dem berüchtigten Paragraphen 175 zur Verfolgung Homosexueller. Er kämpfte anschließend im französischen Kolonialkrieg in Vietnam in der Fremdenlegion. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland führte er scheinbar ein normales Familienleben, das Erlebte hat ihn aber nie wieder losgelassen. Nun erzählt sein Sohn Friedhelm Redlich das Schicksal der Münsteraner Familie. Lange wurden beide Vorfahren in der Familie totgeschwiegen, doch konnte er ihre Lebensgeschichten in zehnjähriger akribischer Recherche, die ihn bis nach Vietnam führte, rekonstruieren. Hier legt er sie nun als biographischen Roman vor in erzählerischer Form verbindet er so ihr Schicksal mit dem Zeitgeschehen. Er stellt damit nicht nur die Erinnerung an die beiden Männer ungeschminkt und vorbehaltlos wieder her. Bei seinen Forschungen treibt ihn die Frage an, wieweit seine Vorfahren ihn selbst geprägt haben, wie die Vergangenheit in uns unbewusst fortwirkt, auch wenn sie nicht offengelegt wurde, wir sie nicht einmal kennen. Biografiearbeit stellt u.a. die Frage, was an unseren Vorfahren ihre einzigartige Persönlichkeit ausmacht bzw. wo sie vom jeweiligen Zeitgeist geprägt wurden. Leserinnen und Leser könnten also Gemeinsamkeiten ihrer eigenen Vorfahren mit Walter und Wolfgang erkennen, auch wenn sie vielleicht nicht viel über ihre eigenen Vorfahren wissen.

Autorentext
Friedhelm Redlich (Jg. 1964) hat lange in der chemischen Industrie gearbeitet und sich mit über vierzig Jahren der Biografiearbeit verschrieben. Er will seinen Vorfahren und vergessenen Anverwandten eine Stimme geben, denn gerade ihre Eigenheiten prägen uns Nachgeborene auch persönlich, auch wenn wir sie nicht einmal gekannt haben.