15%
75.85
CHF64.45
Auslieferung erfolgt in der Regel innert 1 bis 2 Wochen.
Kein Rückgaberecht!
Der homo patiens, der leidende Mensch mit seinen chronischen Erkrankungen, Behinderungen, Hilfe- und Pflegebedürftigkeiten, oftmals der alte Mensch schlechthin, wird immer noch weitgehend sozial ausgegrenzt, lebt in »Sonderwelten« von Einrichtungen. Warum fällt den Menschen die soziale Inklusion so schwer? Liegt das »in der Natur« des Menschen? Woher kommt seine »Hygieneangst« gegenüber dem Anderen, definiert als das »andersartig« Fremde? Die Antworten fallen komplex aus. Und daher sind die Hürden, die auf dem Weg zum gelingenden Miteinander in der offenen Gemeinde als Rechts- und Hilfegenossenschaft zu nehmen sind, nicht trivial. Es geht um die evolutionär tiefsitzenden seelischen Strickmuster als Ablagerungen kultureller Einschreibungen des Sozialen.
Das neuere, aus dem individualisierten supranationalen Völkerrecht und dem konstitutionellen EU-Regime resultierende Inklusionsrecht drängt verstärkt zur De-Institutionalisierung und Ent-Hospitalisierung. Die Übergänge der alten in die neue Welt des Miteinanders sind jedoch voller Widersprüche, Konflikte und Ambivalenzen. In diesem normativen Lichte der Inklusionsgrundrechte gibt es keine ausgegrenzten »Sonderwelten«. Der homo patiens in allen seinen Erscheinungsformen im Lebenszyklus (als chronisch Kranker, als Mensch mit Behinderungen, mit Demenz oder als pflegebedürftiger Mensch) soll unter uns und mit uns »normalisiert« leben. Er soll Teil der sozialen Mitwelt einer (gabeanthropologisch definierten) Gemeinde als Hilfe- und Rechtsgenossenschaft sein. Doch ist die Kommune in diesem Sinne wirklich offen, »gastfreundschaftlich« gegenüber der Alterität? Die interdisziplinäre Studie spürt im Lichte vielfältiger Feldforschungserfahrungen die kulturelle Grammatik und auch die seelischen Grundlagen als Psychodynamik der Ausgrenzung auf. Affektpsychologisch dominiert mitunter ein Paradigma der »Hygieneangst«, die einerseits evolutionär zu verstehen, doch sodann tiefenpsychologisch als Ablagerung sozialisatorischer Inskriptionen kulturgeschichtlich zu dechiffrieren ist. Insofern geht es mit Blick auf die neuen Wohnformen des homo patiens, auch des höheren Alters im Generationsgefüge schlechthin, nicht nur um die notwendigen Voraussetzungen rechtlicher Rahmenbedingungen und finanzwirtschaftlicher Geschäftsmodelle, sondern um die Überwindung psychogrammatisch abgelagerter kultureller Skripte als hinreichende Bedingung für humangerechte Formen des sozialen Miteinanders.
Autorentext
Frank Schulz-Nieswandt, Sozialwissenschaftler; Univ.-Professur für Sozialpolitik, Methoden der qualitativen Sozialforschung und Genossenschaftswesen im Institut für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS) an der Universität zu Köln, dort: Studiendekan; Honorarprofessur für Sozialökonomie der Pflege an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, derzeit Vorstandsvorsitzender des Kuratorium Deutsche Altershilfe. Er ist Ehrenvorsitzender der Gesellschaft für Sozialen Fortschritt, federführender Herausgeber der »Zeitschrift für öffentliche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen«. Forschungsschwerpunkte: Ontologie und Anthropologie der Sozialpolitik und der genossenschaftlichen Form, Gemeinwirtschaftslehre, Altern/Gesundheit/Pflege.
Klappentext
Das neuere, aus dem individualisierten supranationalen Völkerrecht und dem konstitutionellen EU-Regime resultierende Inklusionsrecht drängt verstärkt zur De-Institutionalisierung und Ent-Hospitalisierung. Die Übergänge der alten in die neue Welt des Miteinanders sind jedoch voller Widersprüche, Konflikte und Ambivalenzen. In diesem normativen Lichte der Inklusionsgrundrechte gibt es keine ausgegrenzten »Sonderwelten«. Der homo patiens in allen seinen Erscheinungsformen im Lebenszyklus (als chronisch Kranker, als Mensch mit Behinderungen, mit Demenz oder als pflegebedürftiger Mensch) soll unter uns und mit uns »normalisiert« leben. Er soll Teil der sozialen Mitwelt einer (gabeanthropologisch definierten) Gemeinde als Hilfe- und Rechtsgenossenschaft sein. Doch ist die Kommune in diesem Sinne wirklich offen, »gastfreundschaftlich« gegenüber der Alterität? Die inter-disziplinäre Studie spürt im Lichte vielfältiger Feldforschungserfahrungen die kulturelle Grammatik und auch die seelischen Grundlagen als Psychodynamik der Ausgrenzung auf. Affektpsychologisch dominiert mitunter ein Paradigma der »Hygieneangst«, die einerseits evolutionär zu verstehen, doch sodann tiefenpsychologisch als Ablagerung sozialisatiorischer Inskriptionen kulturgeschichtlich zu de-chiffrieren ist. Insofern geht es mit Blick auf die neuen Wohnformen des homo patiens, auch des höheren Alters im Generationsgefüge schlechthin, nicht nur um die notwendigen Voraussetzungen rechtlicher Rahmenbedingungen und finanzwirtschaftlicher Geschäftsmodelle, sondern um die Überwindung psychogrammatisch abgelagerter kultureller Skripte als hinreichende Bedingung für humangerechte Formen des sozialen Miteinanders.
Inhalt
Einleitung A. Grundlegungen Kulturtheorie psychogrammatisch fundierter Interaktionsordnungen Die Gemeinde als Rechts- und Hilfegenossenschaft Über die Gabe Zur Metaphorologie der »kommunalen Gastfreundschaftskultur« gegenüber dem homo patiens B. Die Reflexion der Empirie Die Anthropologie der explorativen Studie Die Studie Politische Schlussfolgerungen der transzendental Werte-fundierten Forschung C. Die anthropologische Herausforderung des Wandels Der strukturale Blick der Analyse Das Gleichgewicht von Offenheit und Bindung. Eine psychodynamische Sicht Die politische Kunst des Wandels: Kommunikative Choreographie in der polis statt »social engineering« des homo faber D. Ausblick Das numinose Erlebnis als seelisches Gleichgewicht Vom Ertrag der strukturalen Abstraktion Konkrete Utopie, sozialpolitischer Avantgardismus und surrealistische Ekstase Literatur- und Stichwortverzeichnis