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Das jahrhundertealte System des Enneagramms bietet uns einen neuen Weg des Selbstverständnisses und der Selbstfindung. Die Weisheit verschiedener Religionen und geistiger Lehren vereinend arbeitet es mit neun Persönlichkeitstypen, stellt ihre komplexen wechselseitigen Beziehungen dar und entwirft die verborgenen Möglichkeiten jedes einzelnen. Die namhaften Enneagramm-Autoren zeigen, wie dieses System dazu dienen kann, die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln, innere Barrieren aufzubrechen und die eigenen Schwächen, Stärken und Ziele zu erkennen.
Autorentext
Russ Hudson ist Geschäftsführer der "Enneagramm Personality Types Inc.", Mitbegründer des Enneagramm-Instituts sowie Gründer der Internationalen Enneagramm Gesellschaft. Zusammen mit Don Richard Riso veröffentichte er bereits vier Bücher über das Enneagramm.
Leseprobe
em Autor Don Richard Riso widerfuhr eines der bedeutsamsten Ereignisse seines Lebens, als er an einem einwöchigen spirituellen Retreat im Norden des Staates New York teilnahm. »Zusammen mit fünfzig anderen wohnte ich in einem hundert Jahre alten ehemaligen Hotel, das unserem Lehrer gehörte. Das Haus war ziemlich renovierungsbedürftig, sodass jeder kräftig mit anpacken musste. Es herrschte flirrende Hitze und ein Mangel an Duschgelegenheiten, es gab Warteschlangen vor den Toiletten und kaum Gelegenheit zum Ausruhen. Alle Teilnehmer waren sich bewusst, dass diese äußeren Umstände vom Lehrer absichtlich eingeplant waren, um unsere Charakterzüge hervorzubringen.
Eines Nachmittags wurde uns eine Dreiviertelstunde lang die Gelegenheit geboten, ein Nickerchen zu halten. Mir war aufgetragen worden, die Farbschicht der alten Hotelfassade abzukratzen, sodass ich über kurz oder lang von lauter alten Lacksplittern übersät war. Am Ende unserer Arbeitsschicht war ich so verschwitzt und müde, dass ich mich sofort hinlegte - ohne auf den Dreck zu achten. Die meisten meiner Schlafsaalgenossen taten es mir kurz darauf nach, und fünf Minuten später waren wir alle auf dem besten Weg einzuschlafen.
In diesem Moment platzte Alan herein, der ebenfalls in diesem Schlafsaal untergebracht war. Er hatte die Kinder der Teilnehmer beaufsichtigen müssen, und wie er seine Sachen in die Ecken warf, zeigte uns deutlich, dass er sauer war, als Letzter von seinen Pflichten entbunden zu werden. Trotzdem hatte er genügend Zeit, so viel Krach zu machen, dass wir anderen nicht einschlafen konnten.
Kurz danach erlebte ich etwas Erstaunliches: Meine negativen Gefühle ihm gegenüber kamen in mir hoch wie ein Zug, der in einen Bahnhof einfährt, bloß dass ich nicht einsteigen konnte. Dieser Moment der Klarheit erlaubte mir, Alan mitsamt seinem Ärger und seiner Frustration zu sehen - ich spürte, wie die Wut in mir hochstieg, blieb davon aber völlig unberührt.
Es fiel mir wie Schuppen von den Augen, als ich einfach nur meine eigenen wütenden und selbstgerechten Reaktionen betrachtete - ich öffnete mich. Was meine Wahrnehmung blockiert hatte, war auf einmal verschwunden, und die Welt um mich herum erstrahlte vor Lebendigkeit. Alan erschien mir plötzlich liebenswert, und die Reaktionen der anderen fand ich völlig angemessen.
Als ich mich umdrehte und aus dem Fenster blickte, strahlte alles, was ich sah, aus seinem Inneren heraus. Das Sonnenlicht in den Bäumen, die leisen Bewegungen ihrer Blätter, das Knarzen der alten Fensterrahmen, all das war so schön, dass es mit Worten nicht zu beschreiben ist. Ich war hingerissen davon, wie wundervoll, wie wunderschön alles war.
Mit diesem ekstatischen Gefühl begab ich mich am Spätnachmittag zur Gruppenmeditation. Als diese voranschritt, öffnete ich meine Augen und sah mich im Zimmer um - und fand mich in einem Zustand wieder, den ich nur als innere Vision bezeichnen kann.
Ich erblickte das »Lichtwesen« in den Menschen um mich herum. Mir wurde klar, dass jeder aus Licht geschaffen ist, das aber überkrustet wurde. Diese zähflüssige schwarze Schale hält das innere Licht, das das wirkliche Selbst ist, gefangen. Bei Menschen, die schon länger an sich selbst arbeiten, scheint das Licht durch, da sie diese Schicht von innen her auflösen.
Nach etwa einer Stunde verblasste diese Vision und verschwand bald völlig. Als die Meditation beendet war, erwarteten uns weitere Aufgaben, und ich beeilte mich, das allseits unbeliebte Abspülen in Angriff zu nehmen. Da ich noch einen Abglanz meiner Erleuchtung in mir spüren konnte, empfand ich sogar bei dieser Arbeit ein Gefühl der Seligkeit.
Ich erzähle diese Geschichte aus gutem Grund: Sie war nicht nur für mich persönlich wichtig, sondern hat mir vor Augen geführt, dass die Phänomene, von denen dieses Buch handelt, real sind. Wenn wir aufrichtig sind und auf die Mechanismen unserer Persönlichkeit achten, wachen wir auf und erfahren immer wieder das Wunder und das Glück unseres Lebens.«
Zur Verwendung dieses Buchs
Das Enneagramm kann uns nur dann helfen, wenn wir uns selbst gegenüber ehrlich sind. Die einzelnen Bausteine dieses Systems benutzt man am besten als Anleitung zu Selbstbeobachtung und Selbsteinschätzung. Hierfür enthält dieses Buch Abschnitte zu folgenden Themen:
Halten Sie die Übungsergebnisse schriftlich fest. Es spielt keine Rolle, ob Sie dafür ein Schulheft oder ein Ringbuch verwenden. Wir empfehlen, in diesem Tagebuch der »Inneren Arbeit« alle Erkenntnisse zu ihrem eigenen als auch dem Persönlichkeitstypus anderer Menschen zu notieren.
Als erste Übung sollten Sie eine Biografie über sich selbst verfassen - wohlgemerkt, keine Autobiografie. Berichten Sie von sich selbst in der dritten Person - verwenden Sie also »sie« oder »er« an Stelle von »ich«. Erzählen Sie Ihre Lebensgeschichte von Ihrer frühesten Erinnerung an bis zum heutigen Tag so, als wären Sie eine fremde Person. Lassen Sie Platz für Gedanken und Beobachtungen, die sich nach und nach einstellen werden. Kümmern Sie sich nicht um Grammatik oder Stil. Es kommt einzig und allein darauf an, dass Sie Ihr Leben als Ganzes sehen, so als hätte jemand anderer darüber berichtet.
Welche Situationen - Traumata oder Triumphe - haben Ihr Dasein am meisten geprägt? Wann wurde Ihnen klar, dass Ihr Leben nie wieder so sein wird wie bisher? Wer waren die wichtigsten Menschen in Ihrem Leben - die »Zeitzeugen« Ihrer Bemühungen und Ihrer persönlichen Entwicklung? Wer hat Sie verletzt, wer stellte sich Ihnen als Mentor zur Seite, und wer brachte Ihnen Freundschaft entgegen? Achten Sie auf jedes Detail.
Vernachlässigen Sie Ihre Biografie nicht, sondern fügen Sie stets etwas hinzu, sobald Sie mit Hilfe dieses Buches neue Erkenntnisse über sich selbst gewonnen haben. Ihre Lebensgeschichte wird umso vielfältiger und bedeutsamer, je besser Sie sich selbst verstehen lernen.
Erkennung Ihres Persönlichkeitstypus
Das Enneagramm ist eine geometrische Figur, in der die neun Persönlichkeitsgrundtypen und deren komplizierte Wechselbeziehungen symbolisch dargestellt sind. Es handelt sich dabei um einen Zweig der modernen Psychologie, der seine Wurzeln in der spirituellen Weisheit des Altertums hat. Das Wort Enneagramm kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus »ennea« (neun) und »grammein« (Figur, Abbildung) zusammen, bezeichnet also eine geometrische Figur mit neun Spitzen.
Das moderne Enneagramm der Persönlichkeitstypen ging aus vielen verschiedenen spirituellen und reli…