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Zum ersten Mal seit Jahren geben renommierte Erziehungswissenschaftler aus dem In- und Ausland einen Einblick in die Forschung und einen Überblick zum Thema »Lernen«.
Der »Pädagogik« gelingt es wieder, neue Perspektiven auf das »Lernen« zu eröffnen, neben den aktuell favorisierten Erklärungen der Psychologie, Neuro- und Kognitionswissenschaft. Das Spektrum der 22 Beiträge
zeigt Wege dies- und jenseits des allgegenwärtigen PISAZwangs.
Die pädagogische Perspektive ermöglicht es überhaupt erst, viele neue empirische Erkenntnisse angemessen für das menschliche Selbstverständnis zu deuten, sie einzuordnen und in eine humanwissenschaftlichen Theorie des Lernens zu integrieren.
Vorwort
Lernen aus der Sicht der Erziehungswissenschaften
Autorentext
Konstantin Mitgutsch ist Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien, Forschungseinheit für Allgemeine Erziehungswissenschaft und Medienpädagogik;
Forschungsscherpunkte: pädagogische Lerntheorien, Bildung und Medien, pädagogische Computerspielforschung
Klappentext
Der Pädagogik gelingt es wieder, neue Perspektiven auf das Lernen zu eröffnen, neben den aktuell favorisierten Erklärungen der Psychologie, Neuro- und Kognitionswissenschaft. Das Spektrum der 22 Beiträge - reicht von den Anfängen des Lernens bis zum ganzheitlichen Lernen - handelt vom elementaren bis zum komplexen Lernen, vom Lernen zwischen Personen und Kulturen - thematisiert aktuelle gesellschaftlich-kulturelle (Lern-)Trends - zeigt Wege dies- und jenseits des allgegenwärtigen PISAZwangs. Die pädagogische Perspektive ermöglicht es überhaupt erst, viele neue empirische Erkenntnisse angemessen für das menschliche Selbstverständnis zu deuten, sie einzuordnen und in eine humanwissenschaftlichen Theorie des Lernens zu integrieren.
Leseprobe
Einleitung
Das vorliegende Buch nimmt pädagogische Beiträge zu Lernen in den Blick. Diese Justierung der Forschungsperspektive vollzieht sich angesichts der Diagnose, dass gerade Publikationen zu Lernen eher im Schatten, im Abseits der deutschsprachigen erziehungswissenschaftlichen Publikationslandschaft stehen. Lernen erscheint so als eines der unaufgeklärtesten Phänomene (in) der Pädagogik und wird - auch in der Forschung - zumeist auf psychologischem und neuerdings auf neurowissenschaftlichem Terrain bearbeitet. So ist es einerseits schwer zu bestreiten, dass Lernen als wichtiger Bestandteil - wenn auch implizit - pädagogisches Denken und Handeln begleitet. Andererseits finden sich kaum erziehungswissenschaftliche Auseinandersetzungen um Lernen, und dessen Vollzug bleibt im pädagogischen Diskurs oftmals ungeklärt.
Im Sammelband Dem Lernen auf der Spur. Die pädagogische Perspektive liegt der Fokus weder auf dem gegenwärtig hochaktuellen neurobiologischen »Wo« des Lernens noch auf dem typischen gegenstandstheoretischen »Was« des Lernens und auch nicht auf dem klassischen didaktischen »Wie« des Lernens, sondern auf eben jenem oft übersehenen »Wie« des Vollzugs im Lernen. Dieses Lernen, so Käte Meyer-Drawe , »meint vor allem einen Vollzug, eine Aktivität« ( Meyer-Drawe 2003, 508) und weniger ein Ergebnis oder Resultat. Offen bleibt hierbei nun, wie ein solcher Lernvollzug »pädagogisch« gedacht werden kann. Die Frage nach einem pädagogischen Verständnis des Vollzugs des Lernens scheint sich in gewisser Hinsicht einer Antwort zu entziehen, wenn es »vielmehr als Struktureigentümlichkeit zum Lernen selbst dazu [gehört; d. Verf.], dass sich der Vollzug ins Dunkle zurückzieht« ( Meyer-Drawe 2003, 508 f.). Vielleicht gehört der Lernvollzug auch mit guten Gründen zum » Verborgensten und Unbekanntesten « (Buck 1989, 7), gerade deshalb erscheint es uns an der Zeit, dieses Phänomen in den Blick zu nehmen, und sei es auch in seinen möglichen Grenzen.
Schon seit der Antike ist bekannt, dass diese Fragerichtung lohnenswert ist. Die historischen Wurzeln des Nachdenkens über Lernen reichen bis zu den antiken Philosophen Epicharm , Xenophanes , Demokrit und Parmenides zurück (vgl. Ritter/ Gründer 1980). Erste Überlegungen zur Rolle des Lernens für den Erwerb von Wissen und Erkenntnis finden sich bei Platon und Aristoteles. Während Platon das eristische Paradoxon, dass Lernen entweder unmöglich oder unnotwendig erscheinen lässt, zu lösen sucht und Lernen als einen Akt der Wiedererinnerung ( Anamnesis ) der unsterblichen Seele fasst, expliziert Aristoteles den aufsteigenden Weg der Erfahrung als Epagoge und eröffnet ein neues Verständnis der Vorerfahrung im Lernvollzug (vgl. Buck 1989, Prange 1973 , Fischer 1997, Meyer-Drawe 2003). Eine historische Retrospektive vermag zu zeigen, dass diese antiken Überlegungen als zentrale Ausgangs- und Anknüpfungspunkte für weitere Überlegungen zu Lernen gefasst werden können und dass sie durch die unterschiedlichsten Epochen und deren Paradigmen hindurch Ausdruck finden (vgl. Böhm 1994). So kann ein Blick in die Geschichte Auskunft über eine Vielzahl von Analysen, Methodiken, (Erklärungs-) Modellen und Untersuchungen zu Lernen geben, dennoch bleibt die Frage nach dem »Wie« des pädagogischen Lernvollzugs bis heute weitgehend ungeklärt.
Aktuell wird menschliches Lernen in unterschiedlichen Disziplinen und Paradigmen divers erörtert, unter anderem in biologischen, neuronalen, sozialen, philosophischen oder pädagogischen Erklärungsansätzen. Dies hat zur Folge, dass Lernen mitunter als kognitive und emotionale Verhaltensleistung gefasst, mal evolutionstheoretisch oder anthropologisch verortet, manchmal eben informationstheoretisch oder gesellschaftstheoretisch gedeutet wird. Fraglich bleibt, ob und wie sich ein genuin pädagogisches Verständnis von Lernen fassen lässt. Verstehen Erziehungswissenschaftlerinnen und Erziehungswissenschaftler Lernen heute als einen einheimischen Begriff (vgl. Prange 2005) ihrer Disziplin? Derzeit lassen sich jedenfalls - neben dem hier vorliegenden Band - vermehrt Publikationen zu pädagogischen Theorien des Lernens ausmachen 1 und dennoch bleibt die Frage nach dem pädagogischen Moment im Lernvollzug brisant.
Mindestes drei analytisch zu trennende Problemfelder eröffnen sich, wenn es um erziehungswissenschaftliche Einsätze zu Lernen geht: 1. Zum einen wird die Frage nach dem Lernen bereits seit der Erziehungslehre Platons im Modus des Lehrens und seiner Inhalte gedacht (vgl. Prange 1973). Auch heute noch liegt das vorrangige Interesse oft auf einer vermeintlich gesicherten Vermittlung von Wissensinhalten. 2. Zum anderen beruft sich Pädagogik, wenn es um Lernen geht, auf Erkenntnisse und Ergebnisse anderer Wissenschaften und deren Lerntheorie(n). So lassen sich mehrfach Versuche ausmachen, die Frage nach dem Lernen über Theorieimport zu lösen (vgl. Bracht 1997). Klaus Prange benennt diese Problematik pointiert: »Wenn es um Fragen des Lernens geht, haben die Psychologen das Wort [...]« (Prange 2005, 15). 3. Erziehungswissenschaft findet sich demnach im Spannungsfeld zwischen aktuellen interdisziplinären Forschungsdesigns und der eigenen disziplinären Traditionsgeschichte (vgl. auch Benner/ Oelkers / Ruhloff 1988).
Angesichts dieser aktuellen Problemlagen verstehen wir die Frage nach dem Lernen und dessen Vollzug als wichtigen Impuls für eine disziplinäre Auseinandersetzung, um Lernen als Thema der Pädagogik zu positionieren. Eine solche Positionierung versucht nicht, Lernen und dessen Vollzug in den Griff zu bekommen, sondern zielt darauf ab, die differierenden innerdisziplinären Zugriffe und Perspektiven auf Lernen sichtbar zu machen. Diese Frage nach dem »Wie« des Lernens bringt Antwortversuche von Erziehungswissenschaftlerinnen und Erzie…