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Debora Sommer richtet sich in diesem Buch an all diejenigen, die auf ein Schmetterlingswunder hoffen. Die sich danach sehnen, dass in ihrem Leben zur Entfaltung kommt, was Gott in sie hineingelegt hat. Doch wie kann das geschehen? Die gute Nachricht ist: Wir alle sind dazu bestimmt, Schmetterlinge zu sein. Und Gott hat uns mit allem ausgestattet, was für die Verwandlung nötig ist. Warum verharren wir trotzdem oft im Raupenstadium? Warum sehen wir Kokonzeiten als Bedrohung, nicht als Chance zum Wachstum? Welche wertvollen Erkenntnisse lassen sich aus der Verwandlung der Raupe zum Schmetterling ableiten und wie können wir diese Lektionen auf unser Leben übertragen? Für Debora Sommer ist die Verwandlung der Raupe zum Schmetterling zu einem Sinnbild für ihr eigenes Leben geworden. Offen und ehrlich erzählt sie in diesem Buch von ihren persönlichen Erlebnissen und nimmt den Leser mit auf eine faszinierende Entdeckungsreise. Mit Fragen für Gesprächsgruppen oder zur Selbstreflexion.
Vorwort
Einführung Ein unvergesslicher Sommerabend Zahlreiche Fotos zeugen von dem Versuch, die Stimmung eines unvergesslichen Sommerabends einzufangen. Ein Abend, an den ich mich erinnere, als wäre es gestern gewesen. In Wirklichkeit trennen mich mehr als sieben Lebensjahre und Hunderte von Kilometern von damals. Meine Gedanken schweifen zurück. Nach Herrnhut. Ein malerisches, geschichtsträchtiges Städtchen in der sächsischen Oberlausitz, nahe der polnischen Grenze. Weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt für seine Losungen und den Herrnhuter Stern, der besonders zur Advents- und Weihnachtszeit mit seinem unverkennbaren Leuchten so manches Dunkel erhellt. Weltbekannt auch als Wiege der Brüdergemeine. Hier hatte Graf von Zinzendorf im Jahr 1722 mährische Glaubensflüchtlinge angesiedelt. Der Name Herrnhut stand symbolisch für den Wunsch der Flüchtlinge, an diesem Ort unter des Herrn Hut oder, anders gesagt, unter dem Schutz des Allmächtigen Zuflucht zu finden. Ungeachtet der Sehenswürdigkeiten, derentwegen allein sich schon ein Besuch jener Gegend gelohnt hätte, war mein eigentliches Reiseziel das Unitätsarchiv. Ich steckte mitten im Promotionsstudium und hoffte darauf, dass ein paar vergilbte Blätter meine Studien voranbringen und die aufwendige Reise in den Osten rechtfertigen würden. Vor allem meinem Mann zuliebe, der sich zu Hause um unsere zwei Kinder zu jenem Zeitpunkt neun und sieben Jahre alt kümmerte. Seine Unterstützung machte meinen Forschungsaufenthalt überhaupt erst möglich. Im streng bewachten Lesesaal verbrachte ich Stunden damit, 200 Jahre alte Dokumente zu entziffern, um Hinweise auf Aufenthalte der baltischen Baronin Juliane von Krüdener in Herrnhuter Niederlassungen zu finden.1 Die altehrwürdigen Gemälde im Lesesaal verliehen dem Besuch im Unitätsarchiv den Charakter einer Zeitreise. Ich tauchte ein in eine Welt, deren magische Anziehungskraft nur Gleichgesinnte verstehen. Zu diesen gehört mein Vater, der mich mit großer Begeisterung nach Herrnhut und ins Archiv begleitete, während meine Mutter in Dresden bei Freunden auf unsere Rückkehr wartete. Einträge und Briefwechsel von Menschen zu studieren, die Generationen vor mir lebten, hat etwas Wehmütiges an sich. Die schriftliche Manifestation von Vergänglichkeit in meinen Händen führt mir immer wieder neu meine eigene Endlichkeit vor Augen. Was werde ich hinterlassen? Wofür nutze ich meine begrenzte Lebenszeit? Erschöpft von den vielen Stunden im Archiv entschieden mein Vater und ich, den herrlichen Abend für einen Spaziergang in der beschaulichen Landschaft zu nutzen. Zu meiner Erheiterung verdankten wir das prächtige Wetter, das unseren Aufenthalt umrahmte, dem Sommerhoch Juliane, passend zu der Frau, die im Brennpunkt meiner Forschungen stand. Der 5. August 2009 war der Inbegriff eines malerischen Sommerabends. Die untergehende Sonne tauchte die Gegend in ein sanftes Licht und unterstrich die friedvolle Atmosphäre, die über jenem Ort lag. Der intensive Duft der Felder und Pflanzen, der laue Abendwind sowie die gedämpften Geräusche der Natur wirkten wohltuend auf mein aufgewühltes Gemüt, das in scharfem Kontrast zur harmonischen Abendstimmung stand. Seit Monaten befand ich mich in einem inneren Ausnahmezustand. Ich fühlte mich zu verletzlich für diese Welt, traurig und einsam. Nach außen hin versuchte ich stark zu wirken in meinen vielfältigen Lebensrollen. So, als ob ich alles im Griff hätte. Doch meine innere Welt stand Kopf. Wieso konnte ich nicht einfach dankbar und unbeschwert vorwärtsgehen? Wieso empfand ich alles so intensiv? Wieso war mein Herz so traurig inmitten vieler Segnungen? Wieso litt ich am Leben und an mir selbst? Wieso überforderte mich, was andere Frauen und Mütter mit scheinbarer Leichtigkeit bewältigten? Ich konnte mich selbst nicht verstehen. Nach einem Spaziergang durch das idyllische Städtchen steuerten wir den Hutberg an. Der Weg führte durch die Lindenallee vorbei am Gottesacker, dem eindrücklichen Friedhof von Herrnhut. Die liegenden Steine mit den schlichten Aufschriften verströmten einen Hauch von Ewigkeit und verstärkten meine melancholische Stimmung. Ich dachte an die Worte von Heinrich Heine: Ist das Leben des Individuums nicht vielleicht ebenso viel wert wie das des ganzen Geschlechtes? Denn jeder einzelne Mensch ist schon eine Welt, die mit ihm geboren wird und mit ihm stirbt, unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte.2 Gedankenversunken stiegen wir die Stufen zum Altan hinauf, einem kleinen Aussichts- turm auf dem Gipfel des Hutbergs, oberhalb des Gottesackers. Oben angekommen, wurden wir mit einer herrlichen Rundumsicht auf die Umgebung von Herrnhut, das Oberlausitzer Bergland bis hin zum tschechischen Riesengebirge belohnt. Wir staunten und genossen. Wenig später trennten sich unsere Wege und ich machte es mir unterhalb des Altans auf einer Sitzbank in der Abendsonne gemütlich. Vor mir erstreckte sich ein weites Feld. Es war eine unbeschreibliche Stimmung. Ich schloss meine Augen, sog die klare, würzige Landluft tief in meine Lunge und lauschte dem Zirpen der Feldgrillen. Schließlich griff ich nach meinem Tagebuch. Mein treuer Begleiter, der mir seit Jahren dabei hilft, Ordnung in mein inneres Chaos zu bringen und mein Leben schreibend zu bewältigen. Inspiriert von der bezaubernden Umgebung, die zunehmend mit dem goldenen Abendlicht verschmolz, begannen die Worte zu fließen. So schnell, dass mein Schreibstift kaum mithalten konnte. Ich beschrieb mein Gefühl, innerlich festzusitzen und nicht mehr weiterzukommen. Aber auch, dass ich seit Beginn des Jahres 2009 immer wieder das Bild der Metamorphose, der Verwandlung einer Raupe zum Schmetterling vor Augen hatte und damit verbunden den Eindruck, dass Gott mich in einen grundlegenden Verwandlungsprozess führen wollte. Ein Bild, das mich seit rund zwei Jahrzehnten begleitete, war wieder neu lebendig in mir geworden. Die Vorahnung, dass ich mich im Übergang in eine noch dunklere Phase, bildlich gesprochen die Phase der Verpuppung, befinden könnte, lastete schwer auf mir. Als ich so dasaß und meinem Herzen durch das Niederschreiben dieser Gedanken Luft verschaffte, erhielt ich Besuch von einem Schmetterling! Er flog nicht bloß flüchtig an mir vorbei, sondern ruhte sich bei mir aus. Zwischendurch verschwand er kurz, nur um wenig später wieder bei mir zu landen. Es war leicht zu erkennen, dass es sich um ein und denselben Schmetterling handelte. Sein rechter Flügel war auf unverkennbare Weise deformiert. Gezeichnet vom Leben und dem, was er durchlitten hatte. Seine unvollkommene, einzigartige Schönheit berührte mich. Er blieb ruhig sitzen, selbst als ich die seltsamsten Verrenkungen machte, um diesen besonderen Moment fotografisch festzuhalten. Egal, ob ich Tagebuch schrieb, fotografierte oder einige Zeit später in einem alten Buch las, der Schmetterling blieb seelenruhig sitzen auf meinem Tagebuch, dem Schreibstift, dem Buch. Schließlich setzte er sich auf mein Sommerkleid und blickte zu mir hoch, als ob er um…