

Beschreibung
Das internationale System besteht aus einer Vielzahl von Institutionen, die häufig in ihren Funktionen überlappen, aber nicht in eine hierarchische Ordnung eingebettet sind. Ob diese institutionelle Komplexität zwischenstaatliche Zusammenarbeit stärkt oder sch...Das internationale System besteht aus einer Vielzahl von Institutionen, die häufig in ihren Funktionen überlappen, aber nicht in eine hierarchische Ordnung eingebettet sind. Ob diese institutionelle Komplexität zwischenstaatliche Zusammenarbeit stärkt oder schwächt, ist eine viel diskutierte Frage. Indem Benjamin Faude zeigt, dass funktional überlappenden internationalen Institutionen die Tendenz zur Herausbildung einer Arbeitsteilung inhärent ist, widerspricht er all denen, die von einer Schwächung internationaler Institutionen sprechen.
»[Faudes] Plädoyer für eine stärkere Betrachtung der aufgezeigten Kooperationseffekte ist in der Tat diskussionswürdig.«, Portal für Politikwissenschaft, 21.09.2016
Autorentext
Benjamin Faude ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung »Global Governance « am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).
Leseprobe
Dank
Dieses Buch ist die überarbeitete Version meiner im April 2013 an der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Otto-Friedrich-Uni-versität Bamberg eingereichten Dissertation. Es ist an vier Orten entstan-den: Bamberg, Berkeley, Brüssel und Berlin. Der Aufenthalt an jedem dieser Orte hat sich auf dieses Buchentscheidend ausgewirkt. Deshalb möchte ich mich bei einigen Menschen in diesen Städten herzlich bedan-ken.
Zunächst und insbesondere ist Thomas Gehring zu nennen, der wäh-rend des Hauptstudiums in Bamberg mein Interesse an der Frage des Zu-sammenspiels internationaler Institutionen geweckt und anschließend die Erstbetreuung meiner Doktorarbeit übernommen hat. Ohne seine dauer-hafte Diskussionsbereitschaft und ohne unsere Zusammenarbeit in mehreren Artikelprojekten würde dieses Buch in der vorliegenden Form ganz sicher nicht existieren. Ebenso wichtig waren die interdisziplinären Diskussionen im Bamberger Graduiertenkolleg Märkte und Sozialräume in Europa. Hierfür danke ich insbesondere dem Sprecher des Graduiertenkollegs, Richard Münch. Daneben habe ich vom Input der Bamberger Kollegen Simon Fink, Michael Kerler, Axel Obermaier und Daniel Odinius profitiert. Ihnen allen sei hierfür herzlich gedankt. Schließlich habe ich Thomas Rixen dafür zu danken, dass er sich bereit erklärt hat, meiner Promotionskommission als drittes Mitglied beizutreten.
Nach zwei Jahren Graduiertenstudium in Bamberg setzte ich meine Arbeit bei einem Gastaufenthalt am Institute of European Studies an der University of California in Berkeley fort. Tobias Schulze-Cleven danke ich dafür, dass er mich bei der Bewerbung in Berkeley entscheidend unterstützt hat. Vinod K. Aggarwal danke ich dafür, dass er in Berkeley meine Betreuung übernommen hat. Als wertvolle Gesprächspartner erwiesen sich in den USA zudem Maarten de Jong, Mujeeb Khan, Ken Lichtman und Stefan G. Schmid.
An meinen Gastaufenthalt in Berkeley schloss sich eine Arbeitsphase am Institute for European Studies der Vrije Universiteit in Brüssel an. Dieser Gastaufenthalt wurde initiiert durch Sebastian Oberthür, den aka-demischen Direktor des Instituts. Ihm möchte ich nicht nur für die Er-möglichung dieses bereichernden Aufenthalts, sondern aus zwei weiteren Gründen danken: Zum einen dafür, dass er die Zweitbetreuung dieser Doktorarbeit zu einem Zeitpunkt übernommen hat, an dem er mich per-sönlich noch nicht kannte. Zum anderen dafür, dass er trotz der Tatsache, dass wir beide über den längsten Zeitraum des Erstellens dieser Dissertation an verschiedenen Orten arbeiteten, ein verlässlicher Gesprächspartner war. Neben Sebastian Oberthür waren in Brüssel Thomas Sattich, Ioannis Spyridakis, Justyna Pozarowska und insbesondere Florian Rabitz anregende Gesprächspartner.
Nach meinem Gastaufenthalt in Brüssel trat ich eine Stelle als wissen-schaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialfor-schung (WZB) an. Michael Zürn danke ich dafür, dass er die zentralen Argumente dieser Arbeit ausführlich mit mir diskutiert hat. Für äußerst hilfreiche Kommentare danke ich zudem den Berliner Kollegen Tanja Abendschein-Angerstein, Martin Binder, Sebastian Bödeker, Matthias Ecker-Ehrhardt, Felix Große-Kreul, Gisela Hirschmann, Mattias Kumm, Michal Parizek, Autumn Lockwood Payton, Thomas Rixen, Georg Sim-merl und Jan Sindt. Darüber hinaus habe ich die zentralen Argumente dieses Buches am WZB mit Karen Alter, John Gerring, Andrea Liese und Lora Viola diskutiert. Ihnen allen sei für ihre wertvollen Kommentare herzlich gedankt. Allergrößten Dank schulde ich Felix Große-Kreul und Daniel Salgado Moreno, die mir bei der finalen Überarbeitung des Manu-skripts inhaltlich bzw. formattechnisch eine unschätzbare Hilfe waren. Ganz allgemein hat die inspirierende Arbeitsatmosphäre am WZB dieses Buch positiv beeinflusst. Hierfür danke ich auch allen nicht namentlich genannten Kolleginnen und Kollegen am WZB sehr herzlich.
Berlin, im August 2015
Benjamin Faude
Kapitel 1
Einleitung
Die Proliferation internationaler Institutionen führt zu Überlappungen und zu Normkonflikten zwischen separat voneinander gegründeten internationalen Institutionen. Somit müssen sich nicht mehr nur nationalstaatlich organisierte politische Ordnungen die Frage nach ihrer "Fähigkeit zur politischen Regelung komplexer, interdependenter Problemzusammenhänge" (Scharpf 1972: 169) stellen, sondern auch auf internationalen Institutionen beruhende politische Teilordnungen jenseits des Nationalstaates. Im Gegensatz zu Nationalstaaten und zur Europäischen Union (EU) fehlt dem internationalen System jedoch ein einheitlicher institutioneller Rahmen, innerhalb dessen Normkonflikte zwischen funktional überlappenden internationalen Institutionen vermittelt und gelöst werden (können). Dies wirft die Frage auf, ob institutionelle Überlappungen zwischenstaatlicher Kooperation im Rahmen von internationalen Institutionen zu- oder abträglich sind. Dieses Buch erklärt, unter welchen Bedingungen funktional überlappende internationale Institutionen mit regulativen Aufgaben eine inter-institutionelle Arbeitsteilung ausbilden, die Kohärenz in ihren Regelungs-bemühungen herstellt und dadurch institutionalisierte Zusammenarbeit fördert. Es widerspricht somit all denjenigen, die argumentieren, funktio-naler Überlappung sei eine Schwächung institutionalisierter Zusammen-arbeit auf internationaler Ebene inhärent (Benvenisti/Downs 2007; Drez-ner 2013; Hale u.a. 2013).
Die Ambition dieses Buches ist Theoriebildung: Ich formuliere eine Theorie der allgemeinen Tendenz (siehe hierzu Waltz 1997: 913f; Waltz 2000: 38) hin zu einer interinstitutionellen Arbeitsteilung zwischen funktional überlappenden internationalen Institutionen mit regulativen Aufgaben. Konkret entwickle ich einen auf rational-funktionalistischen Prämissen beruhenden Kausalmechanismus, der die Herausbildung einer Arbeits-teilung erklären kann (siehe McGinley 2014 zu mechanistischen Erklärun-gen in den Internationalen Beziehungen). Zwei Einschränkungen sind wichtig: Zum einen ist die Herausbildung einer interinstitutionellen Ar-beitsteilung nicht unvermeidlich, sondern kontingent (vgl. Wendt 2003). Ich entwickle also kein teleologisches Argument, sondern identifiziere Bedingungen, unter denen wir die Herausbildung einer Arbeitsteilung bzw. das Fortbestehen funktionaler Überlappung erwarten können. Zum anderen soll nicht bestritten werden, dass auch andere Erklärungen für die Herausbildung einer interinstitutionellen Arbeitsteilung möglich sind. Es ist die Aufgabe zukünftiger Forschung, diese alternativen Erklärungen vor dem Hintergrund meines Theorieentwurfs zu entwickeln (siehe hierzu bereits Holzscheiter 2015).
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