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Beate West-Leuer gewährt einen detaillierten und persönlichen, kenntnisreichen Blick hinter die Kulissen von Beratung an Schulen. Sie zeigt nicht nur psychodynamische Prozesse in Kollegien auf, sondern auch typische Verstrickungen zwischen Lehrern und Beratern, die wenn sie unerkannt bleiben dazu führen können, dass Berater Schule als (zu) schwierig, Lehrer externe Beratung als (zu) praxisfern einschätzen. Es wird deutlich, wie gerade sperrige und widerspenstige Situationen in der Beratung zur Entwicklung professioneller Beziehungskompetenzen beitragen können.
»Coaching an Schulen« ist ein Plädoyer für externe psychodynamische Beratung und eine Liebeserklärung an die nicht nur »gute« Schule. Es zeigt, wie gerade sperrige und widerspenstige Beziehungsmuster zur Entwicklung professioneller Beziehungskompetenzen als Basis allen Lehrens und Lernens beitragen können. Die psychodynamische Mikroanalyse einer schulinternen Lehrerfortbildung führt zu einem Psychogramm der Institution Schule und ihren schultypischen Konflikt- und Widerstandskonstellationen in Unterricht und Beratung. Die Vorurteile zwischen Lehrenden und Beratenden werden durch die insgesamt positiven Entwicklungen im Beratungsprozess relativiert. Und wenn trotz bester Absichten auch einmal scharfe Töne zwischen Beraterin und Kollegium auftauchen, gilt es, zu diesen zu stehen. Denn um in der Schule erfolgreich zu sein, brauchen Lehrerinnen und Lehrer keine idealen Berater, Schülerinnen und Schüler keine idealen Lehrer, sondern wahrhaftige Beziehungen. Ein detaillierter Blick hinter die Kulissen von Beratung an Schulen gegründet auf persönliche Erfahrung und ganz ohne den »pädagogischen Zeigefinger«.
Autorentext
Beate West-Leuer, Dr. phil., Psychologische Psychotherapeutin, Organisationsberaterin, Supervisorin, ist in der Leitung des Instituts für Organisationsentwicklung in Düsseldorf tätig.
Inhalt
Inhalt Einführung: Beratung von Lehrerkollegien Nein, danke? Zum Aufbau dieses Buches I. TEIL »Doppeldenk«: Grundlage psychodynamischer Coachingkompetenz Was ist Coaching? Parallelberatung psychischer und sozialer Systeme Übertragung und Gegenübertragung Projektive Identifikation Enactment Typologie Abwehr- und Bewältigungskonstellationen Individuelle, interpersonelle und kollektive Abwehr Individuelle intrapsychische Abwehrmechanismen Interpersonelle Abwehr Institutionalisierte Abwehr Anonymität und Verallgemeinerung Tendenz zu psychischer Gewalt Gruppe-Antigruppe-Dichotomie und Hierarchisierung Rollenpositionen (Alpha, Beta, Gamma und Omega) Spiegelungsphänomene und Kontrollsupervision II. TEIL Feldanalyse: Schule und Gesellschaft 1. Schule zwischen Tradition und Moderne Der institutionelle Auftrag Historischer Überblick Gesellschaftspolitischer Ausblick 2. Die Einzelschule Schulkultur und Schulidentität Plädoyer für eine beziehungsorientierte Berufsidentität von Lehrerinnen und Lehrern III. TEIL Hinter den Kulissen eines Lehrerkollegiums 1. Protokoll einer schulinternen Lehrerfortbildung Kontaktaufnahme Akquiseveranstaltungen Beratungsauftrag und Interventionsplanung Durchführung des Workshops 2. Psychodynamische Auswertung: »Von Ist-Zustand zu Ist-Zustand« Diagnose struktureller Abhängigkeiten von Personen und Institution Widersprüchlich oder irrational erscheinende Phänomene Symptome Abwehr- und Bewältigungsmechanismen Konflikte Strukturniveau der Gruppenidentität: Personale Ganzobjektbeziehungen oder apersonale Teilobjektbeziehungen Interventionsstrategien Evaluation der Durchführung 3. Die ersten Minuten der Lehrerfortbildung in der Kontrollanalyse Vorgabe einer Tagesordnung Interventionsmethode »Rollenspiel« Konfrontieren statt Rechtfertigen Auftragsklärung und Leitungsbefugnisse Schultypische Verweigerung Entmachtung als paranoide Abwehr Angstlust Flucht ins »Überich« Vom Umgang mit Großgruppen 4. Mikroanalysen: »Doppeldenk« auf der Kippe Eine Lehrerin hat Rückfragen zur Tagesordnung Das Kollegium vermutet, dass der Schulleiter die Tagesordnung verfasst hat Jetzt würde ich die Leitung am liebsten abgeben Einige Mitglieder der Gruppe möchten nun doch das Rollenspiel machen Das Kollegium vermisst die Plakate, die mir die Planungsgruppe ausgehändigt hat Die Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich wie Kinder behandelt Lektion in Schwimmunterricht Als keine Gegenstimmen laut werden, stelle ich meine Überlegungen zur Tagesordnung vor IV. TEIL Sprachspiele von Status und Gender Interaktionen von Liebe bis Hass, Autonomie bis Kontrolle Die Inszenierung von Status und Gender Aktive Beteiligung im Plenum Wahl der Adressaten Regulierung von Nähe und Distanz Mein Leitungsstil zwischen Liebe und Hass, Autonomie und Kontrolle »Paarbildung« in der Beratung Sprachstile und Tiefenstruktur V. TEIL Womit im Coaching zu rechnen ist 1. Psychogramm der Institution »Schule« Konfliktkonstellationen Abwehr und Widerstand: Zum Enactment verinnerlichter psychosozialer Konflikte Schule als intrapsychisches Objekt Der Einfluss »objektivierender« Dritter auf die unterschiedlichen Tiefenebenen 2. Erziehung ist Beziehung Wenn Menschen Menschen verändern Professionelle Grundeinstellungen für Beratende und Lehrende Psychodynamische Interventionen zur Stärkung pädagogischer Beziehungskompetenzen bei Lehrerinnen und Lehrern Nachspiel