Für dich öffne ich meine Schublade

21 Männer und Frauen, die aus Ex-Jugoslawien in die Schweiz kamen, haben der Autorin von ihrem Leben berichtet. Mit feinem Gehör für Zwischentöne hat sie ihre Geschichten aufgeschrieben, leichte und schwere, bunte und dunkle. So entsteht in diesem Buch auch das Abbild einer europäischen Region, facettenreich schillernd wie ein Mosaik. Gleichzeitig spiegeln die Erzählungen die Schweiz aus der Sicht von Saisonniers, berufenen Fachleuten, Kriegsflüchtlingen und ihren Nachgeborenen kritisch, freundlich, überraschend. - Mit einem Vorwort von Werner van Gent, SRF-Korrespondent auf dem Balkan.

Autorentext
Annemarie Morgenegg, 1959 in Ferenberg geboren, lebt mit ihrer Familie in Bern. Ursprünglich in der Reisebranche tätig, liess sie sich später zur Schauspielerin ausbilden. Ab 2003 arbeitete sie auf und hinter verschiedenen Theaterbühnen. Sie war Mitbegründerin des Theater Matte in Bern und dort engagiert bis 2020. Seither ist sie als freie Kulturschaffende mit diversen Projekten beschäftigt.

Leseprobe
«Die Menschen auf dem Balkan sind wie Aprikosen, aussen süss, wir lachen, wir trinken, wir tanzen, aber im Innern ein harter Stein, eine geschlossene Kultur, konservativ, mit vielen Traditionen. Die Menschen in der Schweiz hingegen sind wie Kokosnüsse, aussen hart und geschlossen, aber wenn du sie mal aufbrichst superlecker und süss.» Nikola Buri «Mutters älteste Schwester öffnete ihr schönes, langes Haar, sagte: Vielleicht ist es besser, wenn ich in den Fluss springe, lieber bringe ich mich um, als vergewaltigt zu werden. Viele junge Frauen brachten sich um, nahmen sich bei der Hand, gingen gemeinsam, langsam ins sehr tiefe Wasser der Drina.» Blerina Gashi «Der Einbürgerungsbeamte entnahm den Unterlagen, dass ich in einem Chor mitsang, so bat er mich, das Buurebüebli vorzusingen! Ich machte das, er freute sich.» Milan Greiner