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Was hat Liebe mit Identität zu tun? Alexandra Kofler geht anhand von Interviews der Frage nach, wie einzelne Personen ihre biografische Identität im Licht ihrer Liebeserfahrungen erzählerisch gestalten. Dabei verbindet sie philosophische Theorien der Identität und Narrativität mit Methoden der neueren Biografie- und Sozialforschung. Identität erweist sich in dieser Perspektive nicht nur als ein Produkt sozialer Beziehungen, sondern vor allem als eine praktische Aufgabe biografischer Selbstreflexion.
"Eine interessante, anspruchsvolle Arbeit.", Die Presse, 26.01.2013
Autorentext
Alexandra Kofler, Dr. phil., erhielt für ihre Dissertation den Michael-Mitterauer-Preis für Gesellschafts-, Kultur und Wirtschaftsgeschichte. Sie lebt und arbeitet als freie Wissenschaftlerin in Wien.
Klappentext
Was hat Liebe mit Identität zu tun? Alexandra Kofler geht anhand von Interviews der Frage nach, wie einzelne Personen ihre biografische Identität im Licht ihrer Liebeserfahrungen erzählerisch gestalten. Dabei verbindet sie philosophische Theorien der Identität und Narrativität mit Methoden der neueren Biografie- und Sozialforschung. Identität erweist sich in dieser Perspektive nicht nur als ein Produkt sozialer Beziehungen, sondern vor allem als eine praktische Aufgabe biografischer Selbstreflexion.
Zusammenfassung
"Eine interessante, anspruchsvolle Arbeit.", Die Presse, 26.01.2013
Leseprobe
In einer Aussendung des Centre interdisciplinaire d'études et de recherches sur l'Allemagne (CIERA) vom Juni 2009 wird von einem Wiederaufleben der Erzählung berichtet. Es ist die Rede vom Aufkommen eines "postklassischen Erzählens", von einer "Rückkehr der großen Erzählungen" und dem "Eintritt in ein neues narratives Zeitalter". Das Storytelling habe als zentrale Strategie in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Therapie und im Privaten einen Wechsel vom Begründen zum Erzählen herbeigeführt. Mehr als Fakten und Argumente zähle heute die gute Story, wenn es darum geht, Wahlerfolge zu erzielen oder Produktbindungen herzustellen. Tatsächlich legt schon ein kurzer Blick auf die gegenwärtige Bekenntnis- und Selbstinszenierungskultur (Burkart 2006) die Vermutung nahe, dass gerade heute mehr denn je erzählt wird. Das (außerliterarische) Erzählen bildet ein favorisiertes Mittel der Selbstdarstellung im Alltag. Überall wird erzählt, werden Selbsterzählungen geliefert - in Blogs, Talkshows, im psychotherapeutischen Kontext, in life-writing-workshops u.s.w. In gleicher Weise übersteigen auch im wissenschaftlichen Kontext die vielfältigen Bezugnahmen auf das Erzählen und die Erzählung mittlerweile den Rahmen der Darstellbarkeit. Diese Neuentdeckung mag aber erstaunen, bedenkt man, dass es sich beim Erzählen um eine zentrale Praxis menschlichen Lebens handelt: "Außerdem findet man die Erzählung in diesen nahezu unendlichen Formen zu allen Zeiten, an allen Orten und in allen Gesellschaften; die Erzählung beginnt mit der Geschichte der Menschheit; nirgends gibt und gab es jemals ein Volk ohne Erzählung; alle Klassen, alle menschlichen Gruppen besitzen ihre Erzählungen. [] Die Erzählung schert sich nicht um gute oder schlechte Literatur: sie ist international, transhistorisch, transkulturell, und damit einfach da, so wie das Leben." (Barthes 1988: 102) Erzählen ist eine universelle Kulturpraxis, wie Roland Barthes deutlich macht. Sie beschränkt sich nicht auf den Bereich professionalisierten Erzählens, sondern sie findet sich in jedem Bereich des Lebens. Der enge Zusammenhang zwischen Kultur und Erzählen hat die Erzählung mitunter zu einem Gradmesser kultureller Einschätzungen gemacht: Die These vom Verlust des Erzählvermögens im Zeitalter der Massenmedien erscheint etwa bereits bei Walther Benjamin als Untergang der Kultur. Dennoch bildet das Erzählen nach wie vor ein zentrales Medium der Selbst- und Welterkenntnis. Vielmehr erlangt es angesichts erhöhter Anforderungen biografischer Sinnstiftung und Orientierung neuerliche Dringlichkeit. Das gegenwärtige Interesse am Erzählen lässt sich somit auch als ein Indiz für gesellschaftliche Veränderungen und Verluste verstehen. Vor allem sozialpsychologische Konzeptionen weisen dem Erzählen angesichts sozialer Differenzierung, Individualisierung und Fragmentierung die Funktion subjektiver Identitätsbildung zu: Nur die Erzählung vermöge jene Einheit wiederherzustellen, die gesellschaftlich bereits unmöglich geworden sei. Erzählen stiftet Identität und Zugehörigkeit - eine Funktion, die besonders in Zeiten biografischer Brüchigkeit an Bedeutung gewinnt. Die vorliegende Untersuchung nimmt das autobiografische Erzählen als eine Praxis der Identitätskonstruktion in den Blick. Dies erfolgt in zweifacher Hinsicht: Im Rahmen einer kritischen Auseinandersetzung mit den gängigen Positionen der Identitätsdebatte wird eine narrative Konzeptualisierung des Identitätsbegriffs vorgeschlagen. Der Frage nach der identitätskonstitutiven Bedeutung des Erzählens wird in Form einer Analyse autobiografischer Selbsterzählungen zum Thema Liebe nachgegangen. Anhand von Interviews, in denen Personen von ihren Lebens- und Liebeserfahrungen berichten, soll gezeigt werden, inwiefern Identität weder ein stabiler Tatbestand, noch ein Besitz der Person ist, sondern sich vielmehr als eine immer wieder neu zu leistende narrative Aufgabe darstellt. Auf diese Weise verbindet die vorliegende Studie eine philosophisch-hermeneutische Theorie der narrativen Identität mit einem empirisch-biografischen Forschungsansatz.
Inhalt
Inhalt Einleitung 9 1. Identität: Ein uneindeutiges Konzept 15 1.1 (Personale) Identität und Individualität 21 1.2 Der sozialwissenschaftliche Identitätsbegriff 28 1.3 Identität als modernes Problem 33 1.4 Biografie als Lösung des Identitätsproblems? 36 2. Identität in Geschichten 41 2.1 Was ist eine Erzählung? 45 2.2 Narrativität und die Philosophie der Geschichten 50 2.3 Das Konzept der narrativen Identität 55 2.4 Autobiografisches Erzählen und die Konstruktion des Selbst 60 3. Selbsterzählungen über Liebe als Orte von Identitätskonstruktionen? 65 3.1 Liebe als Erzählung 65 3.2 Der Liebesdiskurs: Eine Skizze 69 3.3 Identität(en) in Bezogenheit? 75 4. Rekonstruktion narrativer Identität(en) 77 4.1 Das Design der Interviewstudie 77 4.2 Das narrative Interview 82 4.3 Materialanalyse und Auswertung 90 4.4 Fallstrukturen, Sampling und Fallvergleich 95 5. Geschichten von der Liebe 99 5.1 Fallgeschichte Andrea: True Romance - Eine Apologie der Liebe 100 (K)eine Liebe auf den ersten Blick 101 Eine geheime, verbotene Liebe 104 Glaubenskampf und Säkularisierungsprojekt 107 Apologie der Liebe 111 Eine ganz normale Beziehung? 112 Gegenwelten 114 5.2 Fallgeschichte Markus: Interkulturelle Liebe - Eine Aneignungsgeschichte 115 Herkunft und Aneignung 116 Eine interkulturelle Beziehung? 118 Ein typischer Asiate und narrativer Rollentausch 120 Romantische Liebe als Rettung des Selbst 124 Ernüchterung und virtuelle Liebe 125 5.3 Fallgeschichte Thomas: Zwischen Bindungsehnssucht und Wahlfreiheit - Ein (männlicher) Reifungsprozess 127 Die vernünftigste Lebensform: Eine Argumentation 129 Männliche Lehrjahre und die Exploration des Weiblichen 129 Eine Beziehung zwischen Liebe und Kalkül 132 Tanja und die Anderen 134 Handlungspraxis und Gedankenspiele 136 5.4 Fallgeschichte Gisela: Liebe als Projekt - Eine biografische Konversionsgeschichte 138 Ehe: Automatismen und Sozialisationseffekte: Eine weibliche Normalbiografie? 140 Konversion: Von der Fremd- zur Selbstbestimmtheit 142 Riskante Freiheiten 143 Liebe, Familienleben und Karriere: Ein Spannungsfeld 144 Partnertausch und Liebe als Projekt 146 Eine biografische Erfolgsbilanz? 147 5.5 Fallgeschichte Michael: Zwischen Nähe und Autonomie - Eine Passionsgeschichte 148 Vorenthaltene Mutterliebe 150 Kampfzone der Geschlechter 151 Das Drama der Adoleszenz 153 Sexuelle Initiation und therapeuti…