

Beschreibung
Als Mark in den Schwarzen Turm eindringt, ahnt er nicht, welche Kräfte er entfesselt. Der Greif, der über dieses albtraumhafte Reich herrscht, bietet all seine Macht auf, um den Jungen in seine Gewalt zu bringen. So wandelt sich der abenteuerliche Ausflug in e...Als Mark in den Schwarzen Turm eindringt, ahnt er nicht, welche Kräfte er entfesselt. Der Greif, der über dieses albtraumhafte Reich herrscht, bietet all seine Macht auf, um den Jungen in seine Gewalt zu bringen. So wandelt sich der abenteuerliche Ausflug in eine fantastische Welt zu einer Reise voll Schrecken. Doch Mark nimmt den aussichtslos scheinenden Kampf mit der finsteren Magie des Greifs auf ...
Wolfgang Hohlbein wurde 1953 in Weimar geboren. Gemeinsam mit seiner Frau Heike verfasste er 1982 den Fantasy-Roman 'Märchenmond', der den Fantasy-Wettbewerb des Verlags Carl Ueberreuter gewann. Das Buch verkaufte sich bislang weltweit 4,5 Millionen Mal und beflügelte seinen Aufstieg zum erfolgreichsten deutschsprachigen Fantasy-Autor. Wolfgang Hohlbein lebt mit seiner Familie in der Nähe von Düsseldorf.
Autorentext
Wolfgang Hohlbein wurde 1953 in Weimar geboren. Gemeinsam mit seiner Frau Heike verfasste er 1982 den Fantasy-Roman »Märchenmond«, der den Fantasy-Wettbewerb des Verlags Carl Ueberreuter gewann. Das Buch verkaufte sich bislang weltweit 4,5 Millionen Mal und beflügelte seinen Aufstieg zum erfolgreichsten deutschsprachigen Fantasy-Autor. Wolfgang Hohlbein lebt mit seiner Familie in der Nähe von Düsseldorf.
Leseprobe
DIE VERFOLGUNG
Es war dunkel hier oben. Dunkel, kalt und feucht. Vor einer halben Stunde hatte es noch in Strömen geregnet und die Dächer glänzten wie frisch lackiertes dunkles Holz.
Der eisige Wind trieb Mark die Tränen in die Augen. Als er nach dem Fensterrahmen griff und sich mit einer entschlossenen Bewegung ganz auf das Dach hinaufzog, war es ihm, als bliebe nicht nur das letzte bisschen Licht und Sicherheit hinter ihm zurück, sondern als ergriffe gleichzeitig etwas von der Dunkelheit und Kälte hier oben Besitz von seiner Seele. Mark verscheuchte dieses Gefühl und begann vorsichtig über die nassen Dachziegel zu balancieren. Er ging sehr langsam, ein wenig zur Seite geneigt, um den Druck des Windes auszugleichen, der immer heftiger an seinen Kleidern zerrte, und mit einwärtsgerichteten Füßen, wobei er sorgsam darauf achtete, immer die ganze Schuhsohle aufzusetzen, ehe er den anderen Fuß hob.
Der Weg zum Dachfirst hinauf war nicht sehr schwierig und auch nicht sehr weit - Thomas und er waren ihn so oft gegangen, dass ihm jede Unebenheit vertraut war. Aber normalerweise war er nie bei schlechtem Wetter aufs Dach geklettert.
Und normalerweise war auch niemand hinter ihm her, um ihn umzubringen.
Als er den Dachfirst erreicht hatte, drehte er sich langsam um und blickte in die Richtung zurück, aus der er gekommen war.
Er war allein. Das Dach lag still da wie eine Landschaft aus einem Science-Fiction-Film, eine gemauerte Welt aus Stein und Ton, die hoch über dem Lichtermeer der Stadt schwebte, scheinbar schwerelos und durch einen Abgrund aus Schwärze von der Helligkeit und dem Leben dort unten getrennt. Das Fenster, durch das er herausgekrochen war, schien ihm zuzublinzeln wie ein trübes gelbes Auge. Für einen Moment glaubte er, ein Klirren zu hören und einen Schatten zu erkennen, ein dunkles Huschen vor dem Licht der Petroleumlampe.
Dann begriff er, dass es kein Schatten war, sondern nur das Flackern der kleinen Flamme in der Lampe. Er hatte das Fenster von außen geschlossen, und so war es nur fest angelehnt und der Wind konnte ins Innere.
Was, dachte Mark, und Furcht schnürte ihm die Kehle zu, wenn er seine Spur aufnahm und in seinem Toben die Lampe umwarf? Das ganze Haus konnte abbrennen! Aber alles Grübeln war sinnlos, er konnte nicht hier heroben bleiben. Er richtete sich vorsichtig wieder auf, breitete die Arme aus und begann wieder zu balancieren.
Die Dächer breiteten sich finster und scheinbar endlos vor ihm aus, ein rechteckiges Auf und Ab, nur hier und da unterbrochen von einem Erker, einem Fenster oder den dürren Knochenfingern der Schornsteine und Antennen - und schmalen, symmetrischen Linien voller Dunkelheit.
Es waren diese so harmlos erscheinenden Linien, die Mark Sorge bereiteten. Denn in Wirklichkeit waren die Linien bodenlose Abgründe von zehn, fünfzehn Metern Breite, die die einzelnen Häuser voneinander trennten.
Hätte er mehr Zeit und wäre der Sturm nicht so heftig, wäre er zur anderen Seite des Hauses hinübergelaufen und hätte versucht, an der Fassade hinunterzuklettern: Aber er hatte keine Zeit.
Wieder klirrte etwas, und diesmal war das Geräusch so deutlich, dass er sicher war, es sich nicht einzubilden. Aber das Fenster blieb leer. Das Licht flackerte weiter und auch die Schatten waren noch da, aber nichts rührte sich und - in der gleichen Sekunde explodierte das Dach neben ihm.
Ein fürchterlicher Schlag schien das ganze Haus bis in seine Grundfesten zu erschüttern, und die Dachpfannen explodierten in einem Hagel aus scharfkantigen Splittern und wirbelnder Schwärze, wie von einer unsichtbaren Faust getroffen. Etwas Riesiges, Graues schob sich aus der gewaltsam geschaffenen Öffnung, griff nach dem gezackten Rand aus zerborstenen Da
