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Juliana von Lembke, erfolgreiche Managerin und gefürchtete Spezialistin für die Sanierung bankrotter Firmen, wird tot aus dem Neckar gezogen. Anfangs deutet alles auf Selbstmord hin. Doch dann taucht eine Obdachlose auf, die bezeugt, dass Juliana von einer Brücke in den Fluss gestoßen wurde. Kripochef Alexander Gerlach hat zunächst den Ehemann in Verdacht oder einen ihrer vielen verflossenen Liebhaber. Da Juliana sich bei den Sanierungsaktionen aber viele Feinde gemacht hat, ermittelt er bald auch in dieser Richtung. Dann findet einer von Julianas früheren Liebhaber den Tod, ein Mitarbeiter wird in die Luft gesprengt, und der Ehemann ist plötzlich spurlos verschwunden. Gerlach steht vor seinem vielleicht undurchsichtigsten Fall ...
Wolfgang Burger, geboren 1952 im Südschwarzwald, ist promovierter Ingenieur und hat viele Jahre in leitenden Positionen am Karlsruher Institut für Technologie KIT gearbeitet. Er hat drei erwachsene Töchter und lebt heute in Karlsruhe und Regensburg. Seit 1995 ist er schriftstellerisch tätig. Die Alexander-Gerlach-Romane waren bereits zweimal für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert und standen mehrfach auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Autorentext
Wolfgang Burger, geboren 1952 im Südschwarzwald, ist promovierter Ingenieur und hat viele Jahre in leitenden Positionen am Karlsruher Institut für Technologie KIT gearbeitet. Er hat drei erwachsene Töchter und lebt heute in Karlsruhe und Regensburg. Seit 1995 ist er schriftstellerisch tätig. Die Alexander-Gerlach-Romane waren bereits zweimal für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert und standen mehrfach auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Leseprobe
2
»Vergiss es«, keuchte ich. »Glaub mir doch, Theresa, es wird nicht klappen.«
Auch meine Göttin war außer Atem, weshalb es mit der Antwort ein wenig dauerte. »Es muss aber«, brachte sie endlich heraus. »Es muss und es wird klappen. Ich lasse da nicht locker.«
Abrupt blieb sie stehen, stützte die Hände auf die Knie, schnappte mit rotem Gesicht nach Luft. Ich lief einige Schritte weiter und freute mich, dass sie vor mir aufgegeben hatte. Noch hundert Meter und ich hätte selbst die weiße Fahne gehisst. Seit die Tage wieder länger wurden, hatten wir unser von Theresa verordnetes und streng überwachtes Abnehmprogramm um den Punkt »körperliche Fitness« erweitert. Jede Kalorie, die man verbrauchte, konnte sich einem nicht um die Taille legen. Mit dem Abnehmen hatten wir im November begonnen. Inzwischen hatte sie fast zehn Kilo verloren, was ihr sehr gut stand, obwohl sie noch immer eine üppige Frau mit den richtigen Rundungen an den passenden Stellen war. Ich selbst hatte nur acht Kilo geschafft, aber auch das war ein deutlicher Gewinn an Lebensqualität, wie ich zugeben musste.
Ich machte einige symbolische Dehn- und Lockerungsübungen, und es gelang mir recht gut zu verbergen, dass auch ich nach Atem rang. Schließlich richtete Theresa sich wieder auf, und wir trabten in gemäßigtem Tempo weiter. Die Runde, die wir jeden zweiten Abend liefen, führte in nordwestlicher Richtung aus Neuenheim hinaus auf die Felder westlich von Handschuhsheim, in weitem Bogen zum Neckar und an dessen Ufer entlang zurück zu Theresas Haus. Hin und wieder versuchten wir, die Laufstrecke um zwei-, dreihundert Meter zu verlängern. Anfangs hatte das recht gut funktioniert, aber jetzt, nach drei Wochen mehr oder weniger eifrigen Joggens, ging es plötzlich nicht mehr voran. Theresa hatte auch zu diesem Punkt Ratgeber studiert und meinte, das sei völlig normal. Nicht nur Kinder, auch Fitness entwickle sich in Schüben, und man müsse eben Geduld mit sich selbst haben.
Wir bogen auf den Weg am Neckarufer ein. Weit vor uns tauchten die Hochhäuser des Uniklinikums und des Deutschen Krebsforschungszentrums auf. Noch weiter entfernt, im Abenddunst kaum noch zu erkennen, das Heidelberger Schloss über den Türmen der Altstadt. Es roch nach brackigem Wasser und ein wenig vielleicht doch schon nach beginnendem Frühling. Noch immer war es abends so kalt, dass wir zum Laufen lange Hosen und Kapuzenpullis trugen.
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass Theresa seit einiger Zeit schwieg, und als ich sie ansah, blickte ich in eine sauertöpfische Miene.
»Ich meine es doch nicht böse«, sagte ich versöhnlich. »Ich würde mich ja freuen für dich und Milena. Aber es gibt nun mal Vorschriften und Regeln ...«
»Vorschriften und Regeln sind das eine«, schnappte sie, »Moral ist etwas anderes.«
»Das brauchst du einem Polizisten nicht zu erklären«, biss ich zurück. »Trotzdem wirst auch du um die Bestimmungen des deutschen Asylrechts nicht herumkommen.«
»Ich will und werde Milena nicht in ihr Elend zurückschicken, ist das denn so schwer zu begreifen?«, schnaubte sie in einem Ton, als wäre ich es, der sich all die lästigen Gesetze ausdachte.
»Im Gegenteil«, blaffte ich zurück, »das ist sogar für einen einfältigen Beamten wie mich zu begreifen. Aber es ändert nichts an den Tatsachen. Wir können nun mal nicht alle Menschen aufnehmen, die sich in ihrer Heimat nicht wohlfühlen.«
»Erstens geht es nicht um alle Menschen, sondern um Milena. Und zweitens will ich sie nicht aufnehmen, denn sie ist ja schon da.«
Es hatte keinen Zweck. Die Diskussion drehte sich im Kreis, wie sie es schon seit Wochen tat. Milena, eine - falls ihre Angaben überhaupt stimmten - siebzehnjährige Armenierin, wohnte nun schon seit vier Monaten bei Theresa. Im Zuge eines verzwickten Falls von miesester Geschäftemacherei war sie ohne Papiere in Deutschland gestrandet, mit knapper Not dem Mann entronnen, der