

Beschreibung
Jacques Ricou, der grimmig-charmante Pariser Richter, untersucht den Tod von Marc Leroc, einer Schlüsselfigur im größten Korruptionsfall der deutsch-französischen Geschichte. Unvermittelt gerät Jacques in einen Sumpf aus Verrat und politischen Intrigen - in de...Jacques Ricou, der grimmig-charmante Pariser Richter, untersucht den Tod von Marc Leroc, einer Schlüsselfigur im größten Korruptionsfall der deutsch-französischen Geschichte. Unvermittelt gerät Jacques in einen Sumpf aus Verrat und politischen Intrigen - in dem auch das Leben seiner Freundin Margaux auf dem Spiel steht. Ulrich Wickert glänzt als Kenner französischer Lebensart und zeigt sich einmal mehr als brillanter Krimiautor.
Ulrich Wickert, geboren 1942 in Tokio, ist einer der bekanntesten Journalisten Deutschlands. Er machte sich mit kritischen Beiträgen beim Fernsehmagazin MONITOR einen Namen, bevor er für vierzehn Jahre als ARD-Auslandskorrespondent aus Washington, New York und Paris berichtete. Fünfzehn Jahre lang moderierte er die Tagesthemen und galt in dieser Zeit wegen seiner stilistisch geschliffenen, stets mit Ironie gespickten Texte als beliebtester Moderator des deutschen Fernsehens. Heute lebt er in Hamburg und Südfrankreich und ist Autor zahlreicher Sachbücher und Kriminalromane. ulrichwickert.de
Vorwort
Der Richter aus Paris ermittelt in der Leuna-Affäre.
Autorentext
Ulrich Wickert, geboren 1942 in Tokio, ist einer der bekanntesten Journalisten Deutschlands. Er machte sich mit kritischen Beiträgen beim Fernsehmagazin MONITOR einen Namen, bevor er für vierzehn Jahre als ARD-Auslandskorrespondent aus Washington, New York und Paris berichtete. Fünfzehn Jahre lang moderierte er die Tagesthemen und galt in dieser Zeit wegen seiner stilistisch geschliffenen, stets mit Ironie gespickten Texte als beliebtester Moderator des deutschen Fernsehens. Heute lebt er in Hamburg und Südfrankreich und ist Autor zahlreicher Sachbücher und Kriminalromane. ulrichwickert.de
Leseprobe
Café crème mit Margaux
Ein oder zwei Café crème und ein oder zwei Croissants, mehr brauchte er morgens nicht. Margaux hatte das Wochenende bei ihm in seiner neuen Wohnung in der Rue de Belleville verbracht, und nun frühstückten sie im altehrwürdigen Bistro Aux Folies, das der auvergnatische Bistrowirt Gaston gerade übernommen hatte.
»Das hätte man auch ein bisschen präziser aufbereiten können.« Margaux regte sich über den Artikel in Libération auf, in dem von der Pressekonferenz des Verlages mit Marc Leroc berichtet wurde. Sie knüllte die Zeitung zusammen und warf sie auf den leeren Bistrostuhl neben sich.
»Worum geht's denn?«, fragte Jacques, ließ seine Zeitung sinken und nahm einen Schluck aus der Tasse vor ihm.
»Es geht nur um eine Geschichte, hinter der auch ich gerade her bin«, sagte Margaux, die über andere Journalisten häufig sehr streng, manchmal gar abfällig urteilte. Mach dir nichts draus, hatte sie Jacques einmal gesagt. Wir Journalisten sind so. Und da Margaux unter den Zeitungsleuten in Paris einen guten Ruf als harte Rechercheurin mit Stil hatte, konnte sie sich manch bösen Kommentar über schlechte Artikel anderer erlauben.
»Wenn du hinter etwas her bist, dann ist das meist mehr als irgendeine Geschichte. Zeig mal!«
»Ist jetzt nicht so wichtig. Es geht noch mal um die schwarzen Kassen von France-Oil und die Frage, wer daraus Geld empfangen hat. Mich interessiert besonders die deutsche Komponente. Wenn du so willst, handelt es sich im weitesten Sinn um Korruption bei internationalen Geschäften. Natürlich kann das eine ganz große Geschichte werden. Und ich sitze als Einzige an der Quelle, glaube ich. Ein heißes Thema! Vielleicht das heißeste, das ich je angefasst habe.«
»Also doch! Ist da was für einen Untersuchungsrichter drin?«, fragte Jacques.
»Noch nicht. Ich sage dir schon rechtzeitig, wenn's so weit ist. Aber diese Pressekonferenz vom Verlag ist gut gelaufen.«
»Woher weißt du das denn?«
»Vom Autor persönlich. Der ist allerdings am Anfang sehr nervös gewesen und schon bei der Antwort auf die erste Frage ins Stocken geraten. Zum Glück hat sein Verleger dann gleich die Gesprächsführung übernommen.«
»Und wie lautete diese erste Frage?«
»Es ging um den Beweis dafür, dass der deutsche Bundeskanzler im Auftrag des französischen Präsidenten von France-Oil mit einigen Millionen bestochen worden ist. Und der Verleger hat schlicht geantwortet, dass in Lerocs spannendem Lebensbericht bewiesen wird, was der deutsche Bundeskanzler bekommen hat.«
»Damit haben sich deine Kollegen doch hoffentlich nicht zufrieden gegeben?« Jacques sah sie fragend an.
»Natürlich nicht. Jeder von uns weiß doch über die Einzelheiten des Leuna-Deals Bescheid, also auch darüber, dass France-Oil ein paar Milliarden an die Treuhandgesellschaft gezahlt hat, an diese Behörde, die von der deutschen Regierung eingesetzt worden war, um staatliches Eigentum der DDR zu verhökern. Aber Leroc hat schließlich erklärt, er könne und werde beweisen, wo heute noch Geld, das damals veruntreut wurde, aus schwarzen Kassen fließt.«
Margaux nahm die Zeitung wieder vom Stuhl und schlug sie auf. »Hier sind ein paar der wichtigsten Fragen und Antworten zitiert. Gegen Ende des Geplänkels wurde es sogar ziemlich interessant. 'Sind Sie nicht selber in diesem Fall zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden? Wenn ich mich nicht täusche: wegen Untreue? Über Sie sind die Schmiergelder gelaufen. Warum haben Sie das alles in Ihrem Prozess nicht offengelegt?' Leroc antwortete: 'Weil ich in dem Prozess zum Sündenbock erklärt worden bin. Sie kennen ja die französische Justiz. Die Topmanager haben alle Schuld auf mich abgeschoben. Die wurden dann zwar auch verurteilt, sogar zu Gefängnis und Millionen an Geldstrafen. Aber von den Strafen hat keiner von ihnen auch nur einen Tag abgesessen, geschweige denn einen Centime gezahlt.
