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Oligarchen und Kartoffelbauern, Kalaschnikows und eingemachte Gurken, orthodoxe Christen und Hippies - Stephan Orth, seit über zehn Jahren als Couchsurfer unterwegs, begibt sich auf die Suche nach dem wahren Russland, jenseits von dem, was Nachrichten und Propaganda daraus machen. Er fährt von Moskau über Wolgograd bis Grosny im Süden, von Jekaterinburg über Irkutsk und den Baikalsee nach Wladiwostok im Osten. Dabei stößt er nicht nur auf Putinanhänger, Waffennarren und wodkabeseelte Machos, sondern auch auf viel Herzlichkeit, unentdeckte Attraktionen und großartige Landschaften. Von Couch zu Couch, von Gastgeber zu Gastgeber ergibt sich ein differenzierteres und persönlicheres Bild. Mitreißend erzählt Stephan Orth von haarsträubenden Abenteuern und überraschenden Begegnungen.
Stephan Orth, Jahrgang 1979, studierte Anglistik, Wirtschaftswissenschaften, Psychologie und Journalismus. Von 2008 bis 2016 arbeitete er als Redakteur im Reiseressort von SPIEGEL ONLINE, bevor er sich als Autor selbstständig machte. Für seine Reportagen wurde Orth mehrfach mit dem Columbus-Preis ausgezeichnet. Er ist Autor des Nr.1-Bestsellers 'Sorry, wir haben die Landebahn verfehlt'. Bei Malik erschienen seine Bücher 'Opas Eisberg' sowie die SPIEGEL-Bestseller 'Couchsurfing im Iran' und 'Couchsurfing in Russland', für das er mit dem ITB-BuchAward ausgezeichnet wurde.
Das erste Russland-Buch ohne Bären und Balalaikas! Was ist Propaganda, was ist echt? Über keinen Teil der Erde ist die Informationslage verwirrender als über Russland. Da hilft nur: hinfahren und sich sein eigenes Bild machen. Zehn Wochen lang sucht Bestsellerautor Stephan Orth zwischen Moskau und Wladiwostok nach kleinen und großen Wahrheiten. Und entdeckt auf seiner Reise von Couch zu Couch ein Land, in dem sich hinter einer schroffen Fassade unendliche Herzlichkeit verbirgt. Ein wilder Streifzug durch ein Land, das auf der Suche nach sich selbst ist. »Stephan Orth versteht es hervorragend, Land und Leute für den Leser lebendig werden zu lassen.« Westdeutsche Allgemeine Zeitung Abseits des Mainstreams: ein Journalist mit einem Faible für »Länder mit einem schlechten Ruf« Der Journalist und SPIEGEL-Bestsellerautor Stephan Orth bereist am liebsten Gegenden, in die sich andere Touristen nicht so schnell verlaufen: Länder abseits des Mainstreams oder gefährliche Zonen.. In der gleichen Reihe sind »Couchsurfing in Saudi-Arabien«, »Couchsurfing im Iran« und »Couchsurfing im Iran« erschienen.
Autorentext
Stephan Orth, Jahrgang 1979, studierte Anglistik, Wirtschaftswissenschaften, Psychologie und Journalismus. Von 2008 bis 2016 arbeitete er als Redakteur im Reiseressort von SPIEGEL ONLINE, bevor er sich als Autor selbstständig machte. Für seine Reportagen wurde Orth mehrfach mit dem Columbus-Preis ausgezeichnet. Er ist Autor des Nr.1-Bestsellers "Sorry, wir haben die Landebahn verfehlt". Bei Malik erschienen seine Bücher "Opas Eisberg" sowie die SPIEGEL-Bestseller "Couchsurfing im Iran" und "Couchsurfing in Russland", für das er mit dem ITB-BuchAward ausgezeichnet wurde.
Leseprobe
O
GROSNY
Einwohner: 272 000
Föderationskreis: Nordkaukasus
Löwen und Hochhäuser
Drei Stunden später sitze ich im Flieger. Auffallend viele Frauen tragen Kopftücher und viele Männer die für die Region typischen Bärte, die von den Ohren bis zum Kinn reichen, aber über der Oberlippe rasiert sind. In der Reihe vor mir knipsen drei Mädchen Handyfotos: Sie halten ihre Flugtickets vor sich und machen das Victory-Zeichen. Ihre gestickten Kleider und Ringe mit Edelsteinen sehen teuer aus, ihre Gesichtszüge wirken eher orientalisch als russisch. »Wir studieren Englisch in Moskau, jetzt fahren wir nach Hause zur Familie«, erzählt eine von ihnen. Auf meine Frage, ob Grosny gefährlich sei, zuckt sie mit den Schultern, gibt dann aber ein paar Tipps: »Sei immer höflich. Fass keine Frauen an. Und trage bloß keine Shorts.«
Aus dem Flugzeugfenster wirkt Tschetschenien überraschend grün (was hatte ich erwartet? Eine Wüste? Bombenkrater?), bei der Landung ertönt die Melodie von »Schwanensee«. Aktuell 32 Grad und klar, sagt die Stewardess durch. »Thank you for choosing UTair.«
Das Flughafengebäude ist ein flacher Betonklotz mit einem Putin-Porträt links und einem Achmat-Kadyrow-Porträt rechts, das ist der Vater des aktuellen Präsidenten Ramsan Kadyrow. Beide Bildnisse sind so hoch wie ein Stockwerk. Über ihnen sind die goldenen Minarette einer Moschee auf dem Flugzeugvorplatz auszumachen.
An der Außenwand stehen zwei Zitate des alten Kadyrow, der 2004 von Sprengstoff-Attentätern getötet wurde. »Meine Waffe ist die Wahrheit, und jede Armee ist machtlos gegen sie«, lautet das eine, und das andere: »Der einzige Beweis für Patriotismus ist die Tat.« Darunter bewachen Messingskulpturen wild fauchender Löwen den Ausgang. Willkommen in Tschetschenien.
Murad schreibt, er sei noch auf einem Termin. Ich solle ein Taxi zur Moschee nehmen, dort würde er mich abholen. Welche er damit meint, ist keine Frage. Das »Herz Tschetscheniens« ist die größte Moschee Russlands, und tatsächlich hält das Taxi vor einem Herz: Auf dem Parkplatz gegenüber wurde eine »I love Grosny«-Skulptur für Erinnerungsfotos aufgestellt.
Ich kenne Grosny noch von Fernsehbildern aus dem Krieg. Dort sahen ganze Stadtviertel aus wie Aleppo in Syrien heute, Endzeitstimmung mit Panzern zwischen Schuttbergen und Häusergerippen.
Jetzt stehe ich vor einer prachtvollen Moschee mit marmorverkleideten Wänden. Kein Staubkorn liegt auf dem polierten Steinboden davor, kein Blatt wuchert auch nur einen Millimeter zu weit aus den akkurat gestutzten Hecken. Gleich nebenan ragen die Wolkenkratzer von »Grosny City« in die Höhe, ihr Anblick erinnert mehr an Abu Dhabi als an Bombenruinen.
Mit Milliardensummen aus Moskau wurde die Stadt nach den Kriegen wieder aufgebaut, als neues Wahrzeichen ist der 435 Meter hohe »Achmat Tower« geplant. Betrachtet man den Entwurf für den höchsten Wolkenkratzer des Landes, ist es mit einiger Mühe durchaus möglich, die Ähnlichkeit mit einem gigantischen Penis zu ignorieren. Als Dank für die finanzielle Unterstützung solcher Protzbauten sorgt Putins muslimischer Statthalter Kadyrow mit seiner schwarz uniformierten Privatarmee, den Kadyrowzi, einigermaßen für Ruhe.
Ruhe. Tatsächlich. Kaum ein Geräusch ist zu hören; wenige Menschen sind zu sehen, nur ein paar Gläubige mit Gebetskappen, die über den Moschee-Innenhof schlendern. Ich kann diesen Ort noch nicht einschätzen, fühle mich als Fremdkörper und spüre die Blicke auf mir. Ein Ausländer mit Rucksack und Kamera fällt auf, Touristen kommen nicht oft hierher.
Direkt vor mir hält ein silberner Toyota Corolla. Die hinteren Scheiben sind verdunkelt, zwei Männer mit kurzen schwarzen Haaren und hellen karierten Hemden steigen aus. Sie wirken ernst und kommen zügig auf mich zu.
»Stephan?«