'Jokerman dance to the nightingale tune ...' Bob Dylan Sein Name ist Kutzenberger, Stefan Kutzenberger. Der melancholische Österreicher hat den Auftrag, die Welt zu retten, denn er ist der Jokerman. Schuld daran ist kein Geringerer als Bob Dylan, auch wenn der gar nichts davon weiß. All die Menschen, die das Werk des Musikers und Literaturnobelpreisträgers seit Jahrzehnten wie eine heilige Schrift deuten, haben den Jokerman auserkoren, die Wiederwahl eines der bizarrsten Tyrannen unserer Tage ins Weiße Haus zu verhindern. Mit Verve und Witz zeigt dieser Roman, wie Verschwörungsszenarien entstehen und sich so gut wie alles erklären lässt mit einer 'wahren' Lehre ... Ein entlarvender Spiegel der Gegenwart, eine literarische Entdeckung und ein Riesenspaß - weit über die schicksalhaften US-Wahlen am 3. November hinaus. 'Es rockt, es swingt; gut wär's, wenn man ?Jokerman? in der Hosentasche mit sich herumtragen könnte, um bei jeder Gelegenheit wieder darin zu lesen.' Michael Köhlmeier 'Stefan Kutzenberger weiß: Es ist Bob Dylans Welt, wir leben nur darin.' Maik Brüggemeyer
Stefan Kutzenberger, geb. 1971 in Linz, studierte in Wien, Buenos Aires, Lissabon und London und lebt als Schriftsteller, Kurator und Literaturwissenschaftler in Wien. Zahlreiche Publikationen und Präsentationen zu Autofiktion, Kunst und Kultur in Wien um 1900 und zur literarischen Wechselbeziehung zwischen der europäischen und der lateinamerikanischen Literatur. Seit 1996 vielfältige internationale Kunstprojekte. 2018 erschien sein Debütroman 'Friedinger'.
»Jokerman dance to the nightingale tune ...« Bob Dylan Sein Name ist Kutzenberger, Stefan Kutzenberger. Der melancholische Österreicher hat den Auftrag, die Welt zu retten, denn er ist der Jokerman. Schuld daran ist kein Geringerer als Bob Dylan, auch wenn der gar nichts davon weiß. All die Menschen, die das Werk des Musikers und Literaturnobelpreisträgers seit Jahrzehnten wie eine heilige Schrift deuten, haben den Jokerman auserkoren, die Wiederwahl eines der bizarrsten Tyrannen unserer Tage ins Weiße Haus zu verhindern. Mit Verve und Witz zeigt dieser Roman, wie Verschwörungsszenarien entstehen und sich so gut wie alles erklären lässt mit einer »wahren« Lehre ... Ein entlarvender Spiegel der Gegenwart, eine literarische Entdeckung und ein Riesenspaß - weit über die schicksalhaften US-Wahlen am 3. November hinaus. »Es rockt, es swingt; gut wär's, wenn man >JokermanJokerman< in der Hosentasche mit sich herumtragen könnte, um bei jeder Gelegenheit wieder darin zu lesen." Michael Köhlmeier "Stefan Kutzenberger weiß: Es ist Bob Dylans Welt, wir leben nur darin." Maik Brüggemeyer
Zusammenfassung
"Jokerman dance to the nightingale tune ..." Bob DylanSein Name ist Kutzenberger, Stefan Kutzenberger. Der melancholische Österreicher hat den Auftrag, die Welt zu retten, denn er ist der Jokerman. Schuld daran ist kein Geringerer als Bob Dylan, auch wenn der gar nichts davon weiß. All die Menschen, die das Werk des Musikers und Literaturnobelpreisträgers seit Jahrzehnten wie eine heilige Schrift deuten, haben den Jokerman auserkoren, die Wiederwahl eines der bizarrsten Tyrannen unserer Tage ins Weiße Haus zu verhindern. Mit Verve und Witz zeigt dieser Roman, wie Verschwörungsszenarien entstehen und sich so gut wie alles erklären lässt mit einer "wahren" Lehre ...Ein entlarvender Spiegel der Gegenwart, eine literarische Entdeckung und ein Riesenspaß weit über die schicksalhaften US-Wahlen am 3. November hinaus."Es rockt, es swingt; gut wär's, wenn man Jokerman in der Hosentasche mit sich herumtragen könnte, um bei jeder Gelegenheit wieder darin zu lesen." Michael Köhlmeier"Stefan Kutzenberger weiß: Es ist Bob Dylans Welt, wir leben nur darin." Maik Brüggemeyer
Leseprobe
PORTUGAL
I
Das erste Mal hörte ich Bob Dylans Jokerman im Auto eines deutschen Austauschstudenten. Viele Jahre später sollte mir einer der großen Schriftsteller unserer Zeit sagen, dass der erste Satz eines Romans zwar wichtig sei, aber doch meist überschätzt. Nur, um dann etwas gönnerhaft hinzuzufügen: Keine Sorge, dein Anfang ist gut. Aus einer eitlen oder kindischen Reaktion heraus war ich daraufhin versucht gewesen, die ersten Sätze dieses Romans umzuschreiben oder gar zu streichen, vor allem, da es mir ohnehin zu weit hergeholt erschien, meine Geschichte, die mich schließlich bis ins Weiße Haus führte, mit einer Erinnerung aus der Studentenzeit zu eröffnen. Andererseits sollte mir gerade durch die hier zu berichtenden Ereignisse ein für alle Mal klar geworden sein, dass es nichts gibt, das zu weit hergeholt ist, dass alles mit allem auf wenig nachvollziehbare schicksalhafte - oder perfid manipulierte - Weise verbunden ist. Deshalb ließ ich den Anfang meines Texts dann doch so wie ursprünglich geplant, beginne mit dem ersten Satz und setze fort mit dem zweiten und dritten und so weiter, immer weiter, bis wir schließlich an die Stelle gelangen, an der der weltberühmte, indischstämmige Autor den Beginn meines Romans lobt, und es mich, bereits im letzten Viertel dieses Buchs, gar nicht mehr wundert, woher er diesen kannte. Er hatte damals auch den Titel Jokerman für gut befunden und abgesegnet. Diesen Song hatte ich also das erste Mal in Portugal, im Auto von Marcel, gehört. Und hier kommt nun der zweite Satz:
Es war dies in der Version Caetano Velosos, dessen Stimme Stine später, in Island, als die schönste des zwanzigsten Jahrhunderts bezeichnen sollte, womit sie nicht ganz unrecht hatte, bedenkt man das so frei schwebende und sanfte Timbre, das gelenkig alle Areale der Harmonie und der Seele mühelos zu erreichen vermag. Die Freiheit der Straße war so überwältigend, dass wir, Lissabon im Rücken, die Fenster hinunterkurbelten und laut johlend der Zukunft entgegenflogen. Als uns die Puste ausging, drückte Marcel eine Kassette in den Schlitz am Autoradio, und eine zaghafte Gitarre begann zu einem blubbernden Bongo-Rhythmus ein paar Töne zu zupfen, begleitet von einem kratzenden Cello, bis ich zum ersten Mal Caetanos Stimme hörte: Standing on the waters casting your bread / While the eyes of the idol with the iron head are glowing, und das glooooowing streckte er wackelnd und tremolierend in die Länge, sodass es den Anschein hatte, es ginge nahtlos in das blooooowing des nächsten Verses über, auch wenn da viele Wörter dazwischenlagen. Marcel sang mit, denn er konnte immer alle Texte aller Strophen aller Lieder auswendig und ich dagegen nie, nicht einmal die leichtesten und bekanntesten Refrains schafften es in meinen Kopf. Doch als Caetano dann mit dem Chorus loslegte: ohohohohoh Jokerman, und das ohohohohoh kein Ende nehmen wollte und wie das verzweifelte Jodeln eines liebestrunkenen Senners oder Seemanns aus den Lautsprechern dröhnte, stimmte ich einfach ein, auch wenn ich das Lied noch nie zuvor gehört hatte, und die portugiesische Frühlingsluft wirbelte in unser Auto, und die Plattenbauten trauriger portugiesischer Vorstädte tanzten an uns vorbei. Jokerman dance to the nightingale tune.
Das war noch im letzten Jahrhundert, 1997, ich war in Lissabon gewesen, um dort an meiner Dissertation zum Einfluss der europäischen Philosophie auf den brasilianischen Modernismus zu arbeiten. Die Wiener Bibliotheken gaben zu diesem Thema nicht besonders viel her, also hatte ich ein Erasmus-Stipendium beantragt, in der irrigen Annahme, dass es in Portugal durch die sprachliche und historische Verbindung leichter wäre, zu einem brasilianischen Thema zu forschen. Ich hätte nach Berlin gehen sollen, wie ich ein paar Jahre später erkannte, als ich dort in drei Tagen