

Beschreibung
Vic Warshawski, Chicagoer Privatdetektivin und Spezialistin für Wirtschaftskriminalität ermittelt in ihrem zweiten Fall! Champ, ehemaliger Eishockey-Star und der Lieblingsvetter von Privatdetektivin Vic Warshawski, gerät im Hafen von Chicago in die Schiffsschr...Vic Warshawski, Chicagoer Privatdetektivin und Spezialistin für Wirtschaftskriminalität ermittelt in ihrem zweiten Fall! Champ, ehemaliger Eishockey-Star und der Lieblingsvetter von Privatdetektivin Vic Warshawski, gerät im Hafen von Chicago in die Schiffsschraube eines Getreidefrachters. 'Ein bedauerlicher Unfall' meint sein Arbeitgeber, eine angesehene Reederei. Doch Vic ist misstrauisch: Je weiter sie ihre Nase in die Frachtschwindeleien steckt, desto tiefer gerät sie zwischen die Fronten der großen Reeder... 'Vic ist die coole, starke Frau, von der wir alle ein bisschen träumen' Brigitte
Sara Paretsky, 1947 in Kansas geboren, gehört zu den Mitbegründerinnen der amerikanischen 'Sisters of Crime' und ist eine der renommiertesten Kriminalschriftstellerinnen weltweit. Sie wählte die Stadt zu ihrem Wohnort, die bis heute eine Hauptrolle in ihren Romanen spielt: Chicago. Dort lebt auch ihre berühmte Heldin Vic Warshawski.
Autorentext
Sara Paretsky, 1947 in Kansas geboren, gehört zu den Mitbegründerinnen der amerikanischen "Sisters of Crime" und ist eine der renommiertesten Kriminalschriftstellerinnen weltweit. Sie wählte die Stadt zu ihrem Wohnort, die bis heute eine Hauptrolle in ihren Romanen spielt: Chicago. Dort lebt auch ihre berühmte Heldin Vic Warshawski.
Leseprobe
Verlorene Liebesmüh
Als Eishockeyspieler hatte Champ bei den Hawks eine Menge Geld verdient. Einen beachtlichen Teil davon hatte er vor fünf Jahren in eine Eigentumswohnung in einem schicken Glaspalast am Lake Shore Drive nördlich der Chestnut Street investiert. Seither war ich einige Male dort gewesen, häufig mit einer Schar gutmütiger beschwipster Hockeyspieler.
Champs Anwalt, Gerald Simonds, übergab mir die Hausschlüssel sowie die Schlüssel für den Jaguar meines Vetters. Am Vormittag hatten wir uns mit seinem Testament befasst - einem Dokument, das höchstwahrscheinlich für weiteren Aufruhr unter den Tanten sorgen würde; denn Champ hatte den Löwenanteil seines Vermögens karitativen Einrichtungen und dem Pensionsfonds der Hockeyspieler-Witwen vermacht. Die Tanten wurden nicht einmal erwähnt. Mir selbst hinterließ er eine gewisse Summe mit der Aufforderung, nicht alles in Black Label anzulegen. Simonds legte seine Stirn missbilligend in Falten, als ich lachte. Er erklärte mir, dass er vergeblich versucht habe, Champ davon abzuhalten, diese Klausel einzufügen.
Gegen Mittag waren wir fertig. Für einen meiner Mandanten hatte ich zwar ein paar Kleinigkeiten im Bankenviertel zu erledigen, doch standen, abgesehen von einigen Gerichtsverhandlungen, im Augenblick keine interessanten Fälle an. Lediglich einen Mann musste ich noch aufspüren, der mit der Hälfte des Firmenvermögens einer Handelsgesellschaft verschwunden war, wozu auch eine Zwölf-Meter-Jacht gehörte. Nichts Eiliges also. Ich holte meinen Wagen - einen grünen Mercury Lynx - vom Parkplatz des Fort Dearborn Trust und fuhr los in Richtung Goldküste.
Wie in den meisten feudalen Wohnanlagen gab es auch in Champs Haus einen Portier, einen untersetzten Mann mittleren Alters, der bei meiner Ankunft gerade einer alten Dame aus ihrem Seville half und mir keine besondere Aufmerksamkeit schenkte. Ich musste ein bisschen mit den Schlüsseln herumprobieren, bis ich den richtigen für die Eingangstür fand.
Die Halle war nicht sehr groß. Einige Topfpflanzen und zwei cremefarbene Sofas standen herum, und über diesen hing ein Wandbehang. Ich studierte ihn eingehend, während ich auf den Lift wartete, und beglückwünschte mich dazu, dass ich in einem abgewohnten dreistöckigen Gebäude hauste, in dem es keine Miteigentümer gab, die über die Ausgestaltung der Halle zu befinden hatten.
Hinter mir glitt die Lifttür leise zurück. Eine Frau meines Alters im Jogginganzug trat heraus, gefolgt von zwei etwas älteren Damen, die sich darüber unterhielten, wo sie zu Mittag essen wollten. Ich sah auf die Uhr: Viertel vor eins. Wieso arbeiteten diese Leute eigentlich nicht an einem ganz gewöhnlichen Dienstag? Seltsam! Ich drückte auf die 22, und der Lift trug mich rasch und geräuschlos nach oben.
Auf jedem Stockwerk befanden sich vier Eigentumswohnungen. Champ hatte über eine Viertelmillion Dollar für seine Eckwohnung auf der Nordostseite ausgegeben. Sie war ungefähr hundertfünfzig Quadratmeter groß, mit drei Schlafzimmern und drei Bädern, eines davon - vom Hauptschlafraum zu erreichen - mit in den Boden eingelassener Wanne. Nach Norden wie nach Osten hatte man einen herrlichen Ausblick auf den Michigansee.
Ich schloss die Wohnungstür zu Nummer 22 C auf und ging direkt ins Wohnzimmer. Der hochflorige Teppiehboden verschluckte meine Schritte. Von der Glaswand der Ostseite waren die blaubedruckten Vorhänge zurückgezogen worden. Der Panoramablick verschlug mir den Atem - Wasser und Himmel verschmolzen zu einer riesenhaften graugrünen Kugel. Ich überließ mich dem überwältigenden Eindruck, bis ich ein Gefühl tiefen Friedens empfand. Plötzlich hatte ich das unbestimmte Empfinden, dass ich nicht allein in der Wohnung war. Schließlich nahm ich ein leichtes Geräusch wahr - das Rascheln von Papier.
Ich ging auf den Gang hinaus und stellte fest, dass das Geräusch von rechts kam. Zu meinem Termin mit Simonds hatte ich ein Kostüm angezogen und hoc
