Jakobus gehört zu den häufig übersehenen und oft missverstandenen großen Gestalten aus der Anfangszeit des Christentums. Als Bruder von Jesus stand er ihm während seines irdischen Wirkens ablehnend gegenüber. Als unerwarteter Auferstehungszeuge gehörte er jedoch seit Beginn zur Gemeinde in Jerusalem. Deren Leitung hatte er für rund 20 Jahre inne, ehe er im Jahr 62 als Gesetzesübertreter in Jerusalem gesteinigt wurde. Dennoch gilt er als Verfechter eines am jüdischen Gesetz orientierten Judenchristentums und als Hauptgegner des Paulus und der gesetzesfreien Heidenmission. Der mit ihm verbundene Jakobusbrief fristet seit Luthers berühmter Vorrede als 'stroherne Epistel' zu Unrecht ein Randdasein. Das Hauptanliegen des Jakobus war es, den Glauben an Jesus als Messias Israels und die Zugehörigkeit zu Israel als Gottes erwähltem Volk miteinander zu verbinden. Die Kirche seit dem 4. Jahrhundert entschied sich jedoch gegen diesen Weg: Man konnte nur entweder Jude oder Christ sein, und dies wirkt bis heute nach. Die weit verbreitete Unsicherheit im Umgang mit jüdischen Christen motiviert dazu, noch einmal neu auf den Herrenbruder Jakobus zu schauen.
Autorentext
Roland Deines, Dr. theol. habil., Jahrgang 1961, studierte in Basel, Tübingen und Jerusalem, und lehrt seit 2008 Neues Testament an der Universität von Nottingham in England. Seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen beschäftigen sich mit den Pharisäern, dem Matthäusevangelium und methodischen Fragen im Umgang mit Gottes Handeln in der Geschichte.Er gehört zur Projektleitung des 'Corpus Judaeo-Hellenisticum Novi Testamentum', dem Herausgeberkreis für die Neubearbeitung des 'Evangelischen Lexikons für Theologie und Gemeinde' und ist Koordinator für das 'Deichmann Program for Jewish and Christian Literature of the Hellenistic-Roman Era' an der Ben Gurion University of the Negev in Beer Sheva, Israel.
Zusammenfassung
Jakobus gehort zu den haufig ubersehenen und oft missverstandenen groen Gestalten aus der Anfangszeit des Christentums. Als Bruder von Jesus stand er ihm wahrend seines irdischen Wirkens ablehnend gegenuber. Als unerwarteter Auferstehungszeuge gehorte er jedoch seit Beginn zur Gemeinde in Jerusalem. Deren Leitung hatte er fur rund 20 Jahre inne, ehe er im Jahr 62 als Gesetzesubertreter in Jerusalem gesteinigt wurde. Dennoch gilt er als Verfechter eines am judischen Gesetz orientierten Judenchristentums und als Hauptgegner des Paulus und der gesetzesfreien Heidenmission. Der mit ihm verbundene Jakobusbrief fristet seit Luthers beruhmter Vorrede als 'stroherne Epistel' zu Unrecht ein Randdasein. Das Hauptanliegen des Jakobus war es, den Glauben an Jesus als Messias Israels und die Zugehrigkeit zu Israel als Gottes erwhltem Volk miteinander zu verbinden. Die Kirche seit dem 4. Jahrhundert entschied sich jedoch gegen diesen Weg: Man konnte nur entweder Jude oder Christ sein, und dies wirkt bis heute nach. Die weit verbreitete Unsicherheit im Umgang mit jdischen Christen motiviert dazu, noch einmal neu auf den Herrenbruder Jakobus zu schauen.
Inhalt
INHALT Vorwort 13 A EINFUHRUNG 1. Moralist, Karrierist, Judenchrist 17 1.1 Jakobus als Gegner der heidenchristlichen Mission 18 1.2 Kann man Jude und Christ zugleich sein? 23 1.3 Jakobus als »Jack of all trades?« 25 1.4 Der Brief des Jakobus vergessen, an den Rand gedrangt und wieder neu entdeckt 28 2. Jakobus als Reprasentant des Judenchristentums 38 2.1 Ferdinand Christian Baur als Begrunder des »historisch-kritischen« Bildes von Jakobus und des Judenchristentums 41 2.2 Jakobus in den Pseudoklementinen 43 2.3 Der Ehrentitel »der Gerechte« und die damit verbundenen Vorstellungen 49 2.3.1 Der Gerechte 49 2.3.2 Jakobus als Nasiraer 52 2.3.3 Jakobus als Hohepriester und Furbitter fur sein Volk 55 2.3.4 Ergebnis 57 B JAKOBUS IM NEUEN TESTAMENT 1. Aus funf mach drei: Wie aus den Brudern Jesu seine Vettern wurden 59 1.1 Der Apostel Jakobus, Sohn des Zebedaus (Jakobus maior) 59 1.2 Der Apostel Jakobus, Sohn des Alphaus (Jakobus minor) 65 1.3 Jakobus, der Vater des Apostels Judas (Lk 6,16; Apg 1,13b) 67 1.4 Jakobus der Kleine und seine Mutter Maria (Mk 15,40) 70 1.5 Jakobus, der Bruder des Herrn (Gal 1,19) 73 1.6 Identifikationsversuche: Der Herrenbruder als Stiefbruder oder Vetter Jesu 74 1.6.1 Das Bruderpaar Jakobus und Joses (Mk15,40) als Bruder Jesu 75 1.6.2 Die Herrenmutter Maria als »immerwahrende Jungfrau« 79 1.6.3 Jakobus als leiblicher, jungerer Bruder Jesu (Helvidius) 82 1.6.4 Jakobus als Vetter Jesu (Hieronymus) 84 1.6.5 Ein Pladoyer fur Hieronymus 91 1.6.6 Jakobus als Sohn des Josef und alterer Stiefbruder Jesu (Epiphanius) 96 1.7 Das Zeugnis des »Protevangelium des Jakobus« 98 2. Jakobus und die Bruder Jesu: Die Jesusfamilie in den Evangelien 103 2.1 Ein peinlicher Bruder 104 2.1.1 Ruckholversuch I: Mk 3,20f. 104 6 2.1.2 Ruckholversuch II: Mk 3,3134 107 2.2 »Ist dieser nicht ... der Sohn der Maria, und ein Bruder des Jakobus ...?« 111 2.3 Kindernamen als Spiegel der Familientheologie 114 2.4 Jakobus in Kapernaum? Eine ratselhafte Notiz bei Johannes 119 2.4.1 Die Hochzeit zu Kana und der Umzug nach Kapernaum 121 2.4.2 Der Weg von Jerusalem zuruck nach Kapernaum 124 2.4.3 »Denn seine Bruder glaubten nicht an ihn« (Joh 7,5) 129 2.5 Der Widerspruch der Familie gegen Jesus: Ein erstes Resumee 130 3. Jakobus in den Briefen des Paulus 135 3.1 Jakobus als Auferstehungszeuge 137 3.1.1 Jakobus als Auferstehungszeuge im 1. Korintherbrief 138 3.1.2 Jakobus als Auferstehungszeuge im Hebraerevangelium 141 3.2 Jakobus im Galaterbrief (1,19; 2,9.12) 146 3.2.1 Der Herrenbruder als Apostel (1,19) 147 3.2.2 Jakobus als »Saule« der Jerusalemer Gemeinde (2,9) 149 3.2.2.1 Die Situation des Paulus bei der Abfassung des Galaterbriefs 151 3.2.2.2 Der »Beschneidungskonvent« aus der Sicht des Paulus 153 3.2.2.3 Jakobus als einer der »Saulen« und »Angesehenen« 157 3.2.3 Jakobus als »Bollwerk« bei Hegesipp 160 3.2.4 Jakobus und der Streit zwischen Paulus und Petrus in Antiochien (2,12) 162 3.2.5 Religiose und politische Konflikte als Hintergrund des antiochenischen Zwischenfalls 165 3.2.5.1 Die politischen und sozialen Spannungen in Jerusalem 166 3.2.5.2 Jakobus als Gemeindeleiter zwischen den Fronten 169 3.2.6 Am Ende Bruch oder Versohnung? 172 3.3 Chronologie und Datierungsfragen 176 3.4 Jakobus als Wandermissionar? (1Kor 9,5) 179 3.4.1 Verheiratete Apostelpaare 180 3.4.2 Verkundigungsreisen von Jesusverwandten bei Julius Africanus 182 3.4.3 War Jakobus verheiratet? 184 4. Jakobus in der Apostelgeschichte 187 4.1 Die Vorbereitung: Familiengeschichten imLukasevangelium 187 4.2 Die Familie Jesu als Teil der UrgemeindevonAnfangan 192 4.3 Von der Peripherie ins Zentrum (Apg 12,17) 194 4.3.1 Von Petrus zu Jakobus (Apg 12,17) 196 4.3.2 Der Sturz des Agrippa und die »Inthronisation« des Jakobus 198 4.3.3 Die Vorbereitung der beschneidungsfreien Mission unter den Volkern 200 4.4 Zwischen Beschneidungsbeschluss und Apostelkonvent: Die abschließende Klarung der grundsatzlichen Fragen 202 4.5 Das Schlichtungstreffen (»Apostelkonzil«) in Apg 15 205 4.6 Die Rede des Jakobus vor den Aposteln 210 4.6.1 Die heilsgeschichtliche Perspektive der Rede des Jakobus 213 4.6.1.1 Die Erwahlung der Heiden 213 4.6.1.2 Die wiedererrichtete »Hutte Davids« 214 4.6.2 Eine Gemeinde aus Israel und den Volkern 218 4.7 Die Jakobusklauseln 220 4.7.1 Gotzendienst 222 4.7.2 Unzucht 223 4.7.3 Die Vermeidung von Blut 225 4.7.4 Das Ergebnis Der Brief an die Gemeinden 226 4.7.5 Zusammenfassung 229 4.8 Die letzte Begegnung von Jakobus und Paulus 230 4.8.1 Die Entwicklung nach dem Schlichtungskonvent 231 4.8.2 Der Besuch bei Jakobus 234 4.8.3 Die Uberbringung der Spende 236 4.8.4 Streit um Paulus 238 4.8.5 Das Festhalten am Jerusalemer Kompromiss 241 5. Der Jakobusbrief als Quelle fur den historischen Jakobus 244 5.1 Bildungstraditionen in der Jesusfamilie 249 5.1.1 Lesenund Schreiben 249 5.1.2 Familienspezifische Bildungstraditionen 251 5.2 Die fehlende »Gesetzlichkeit« als …