

Beschreibung
Schon immer ist Reinhold Messner weiter gegangen als alle anderen. Früh ließ er das Tal seiner Südtiroler Kindheit hinter sich, bestieg alle 14 Achttausender und durchquerte zu Fuß die größten Sand- und Eiswüsten der Erde. Was aber beflügelt diesen Erfolgsmens...Schon immer ist Reinhold Messner weiter gegangen als alle anderen. Früh ließ er das Tal seiner Südtiroler Kindheit hinter sich, bestieg alle 14 Achttausender und durchquerte zu Fuß die größten Sand- und Eiswüsten der Erde. Was aber beflügelt diesen Erfolgsmenschen? Und woher schöpft er Kraft und Phantasie, sich immer wieder neu zu erfinden? Kritisch und offen stellt der 'Spiegel'-Reporter Thomas Hüetlin ihm die entscheidenden Fragen zu einem 'Leben am Limit'.
Reinhold Messner, 1944 in Südtirol geboren, gelangen zahlreiche Erstbegehungen und die Besteigung aller 14 Achttausender sowie die Durchquerung Grönlands und der Antarktis zu Fuß. Mittlerweile widmet er sich vor allem seinen Messner Mountain Museen (MMM) sowie Film- und Buchprojekten. Zuletzt erschienen bei MALIK u. a. seine Autobiografie, der SPIEGEL-Bestseller 'Über Leben', und der große Bildband 'm4 Mountains - Die vierte Dimension', der in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entstand, sowie die Neuausgabe von 'Vertical - 170 Jahre Kletterkunst' (mit Simon Messner), der Band 'Mord am Unmöglichen' und die aktualisierte Fassung von 'Torre - Schrei aus Stein'. Seine besondere Aufmerksamkeit gilt heute dem Narrativ der Schlüsselgeschichten des Alpinismus.
Vorwort
Das Haben ist langweilig. Die Herausforderung ist wichtig.
Autorentext
Reinhold Messner, 1944 in Südtirol geboren, gelangen zahlreiche Erstbegehungen und die Besteigung aller 14 Achttausender sowie die Durchquerung Grönlands und der Antarktis zu Fuß. Mittlerweile widmet er sich vor allem seinen Messner Mountain Museen (MMM) sowie Film- und Buchprojekten. Zuletzt erschienen bei MALIK u. a. seine Autobiografie, der SPIEGEL-Bestseller "Über Leben", und der große Bildband "m4 Mountains - Die vierte Dimension", der in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entstand, sowie die Neuausgabe von "Vertical - 170 Jahre Kletterkunst" (mit Simon Messner), der Band "Mord am Unmöglichen" und die aktualisierte Fassung von "Torre - Schrei aus Stein". Seine besondere Aufmerksamkeit gilt heute dem Narrativ der Schlüsselgeschichten des Alpinismus.
Leseprobe
STURM UND EIS
Zum Höhenbergsteigen kam ich durch Zufall. Ich war Student, als ich 1969 zu einer Tiroler Anden-Expedition stieß, weil Kurt »Gagga« Schoißwohl, ein exzellenter Felskletterer, als Teilnehmer ausfiel. Ich wollte damals Hoch- und Tiefbauingenieur werden. Als ich ein gutes Jahr später, nach einer tragisch verlaufenen Nanga-Parbat-Expedition, nach Amputationen von Zehen und Fingerkuppen, an die Universität von Padua zurückkam, fand ich mich im Studium nicht mehr zurecht. Also wurde ich Höhenbergsteiger. Beim Felsklettern, vor allem wegen der Schmerzen im rechten Ringfinger, behindert, konzentrierte ich mich fortan ganz auf die großen Gebirge der Erde. Ich reiste viel, auch als Gruppenführer, um mein Leben finanzieren zu können, erzählte in Büchern und Vorträgen von meinen Expeditionen, wurde bald zum Stellvertreter für eine abenteuerlustige Generation von Bergsteigern und Reisenden, die entweder zu geringe Mittel oder zu wenig Können hatten, um selbst in jene Höhen zu steigen, die nur wenigen zugänglich waren. Ich wollte Erfahrungen machen und davon berichten. Mir ging es dabei immer um Ungewißheit, diesen Schwebezustand zwischen Leben und Tod, auch um die Hilflosigkeit des Menschen am oberen Ende der Welt.
Ich beklage mich nicht, daß Abenteuer heute mit Kick verwechselt werden, das Klettern, Sport und das Höhenbergsteigen Tourismus wird, sogar der Mount Everest zur Ware verkommen ist. Buchbar für die großen Ferien. Animation, Versicherung, Sauerstoffdepot am Gipfel inklusive. Eines aber ist gewiß: Ohne Eigenverantwortung und Ausgesetztsein sind auch in eisigen Höhen keine Erfahrungen zu haben, die über Verhaltensmuster im Kindergarten hinausgehen.
H 1969 haben Sie zum ersten Mal die Alpen verlassen und eine Expedition in die Anden mitgemacht. Wie hat dies Ihre Karriere verändert?
M Die spektakuläre Seite war für mich unwichtig. An Karriere habe ich nicht gedacht. Daß ich in diesem Augenblick einen bürgerlichen Lebensweg endgültig aufgegeben habe, ist wichtiger. Ich war an der Uni ja völlig unglücklich. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich versäume mein Leben. Indem ich mit allem guten Willen versuchte, meinen Ingenieur zu machen, zwang ich mich zu etwas, was ich nicht wollte. Und da rufen mich diese Innsbrucker Bergsteiger an. Drei Tage vor der Abfahrt nach Südamerika. Sie hatten ihre Expedition seit langem geplant. Ich wußte aber wenig von dieser Expedition. Nur, da war Sepp Mayerl dabei, mein Partner, Peter Habeler, der geniale Zillertaler Bergführer. Beide kannte ich von gemeinsamen Alpentouren. Es ist einer ausgefallen, hieß es, und ich könnte mitkommen. Ticket, Ausrüstung, alles vorhanden. Die Kleider würden mir ungefähr passen. Ich brauchte nichts zu bezahlen, es galt jetzt innerhalb von drei Tagen das Visum zu beschaffen. Die Anden-Expedition war das Richtige für mich. Ich kam nach Hause, trainiert, mit neuer Erfahrung, hatte zwei große Berge Yerupaja Grande und Chico (siehe »Die Freiheit aufzubrechen« TB/Piper) über neue Routen geklettert, und war hungrig auf die Alpen. Anschließend habe ich letzte Tabus im alpinen Bergsteigen gebrochen. Die Droites-Nordwand im Mont-Blanc-Gebiet war zu dieser Zeit, 1969, die schwierigste Eiswand der Alpen. Sie war nur dreimal geklettert worden und keine Besteigung war ohne Sturz gelungen. Die Erstbegeher hatten sechs Tage gebraucht, die schnellsten drei Tage. Ich hatte die Wand mit meinem Bruder 1965 schon versucht. Wir hatten Angst. Also Rückzug. Seither hatte sie niemand mehr klettern können.
H R
