

Beschreibung
'Die Vorgehensweisen des geistigen Praktizierens sind identisch mit denen des künstlerischen Schaffens. Warum sollte man die Kunst nur denen überlassen, die man herkömmlich als Künstler bezeichnet? Es ist jedem überlassen, selbst ein poetisches Leben zu führen...'Die Vorgehensweisen des geistigen Praktizierens sind identisch mit denen des künstlerischen Schaffens. Warum sollte man die Kunst nur denen überlassen, die man herkömmlich als Künstler bezeichnet? Es ist jedem überlassen, selbst ein poetisches Leben zu führen, durch seine Handlungen, Gedanken und Gefühle Musik zum Ausdruck zu bringen, sein eigenes Gesicht zu zeichnen und zu lernen, sich selbst nach dem Bildnis Gottes zu formen.' Omraam Mikhaël Aïvanhov
Autorentext
Omraam Mikhaël Aïvanhov war ein großer Philosoph, geistiger Meister und Eingeweihter. Als warmherziger, einfühlsamer und humorvoller Lehrer war er ein lebendiges Vorbild, das durch sein selbstloses, zugängliches und brüderliches Verhalten überzeugte. Er strebte an, alle Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten - so wie ein Bergführer seine Kameraden sicher bis auf den höchsten Gipfel führt.
Das Gedankengut, das Omraam Mikhaël Aïvanhov verbreitet hat, bietet zahlreiche Methoden und einen klaren, begehbaren Weg zu größerer Vollkommenheit und mehr Lebensglück. In wohltuend einfacher Sprache erklärt er alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens und ist gerade bei den Fragen unserer heutigen Zeit wegweisend. Ob es um die Bewältigung des Alltags geht, um die Gesundheit, die Ethik, die Liebe, die Sexualität oder um tiefgründige, philosophische Themen - stets sind seine Antworten überraschend klar und hilfreich.
Leseprobe
Die Kunst und das Leben Teil I Erschaffen: Ein höheres Bewusstsein erreichen Soweit man in die Vergangenheit zurückblicken kann, sieht man, dass der Mensch den Wunsch zum Erschaffen hat. Einer seiner stärksten und hartnäckigsten Instinkte ist der Wille, ein Schöpfer zu sein, um seinem Himmlischen Vater zu gleichen, dem Schöpfer von Himmel und Erde, der ihn nach seinem Bild erschaffen hat. Die Kunst ist eine der deutlichsten Bestätigungen für das kreative Bedürfnis der Menschen. Man sieht es bei den primitivsten Völkern, wie es die Malereien an den Wänden von zahlreichen Höhlen auf allen Kontinenten beweisen. Und seht die Kinder: Schon wenn sie noch ganz klein sind, wollen sie etwas erschaffen, etwas herstellen, was sie dann glücklich zeigen. Es beginnt mit Zeichnen, Malbücher anmalen und Sandkuchen backen, Geschichten, Lieder, Tänze und Verkleidungen, sie benutzen alle möglichen Gegenstände als Musikinstrumente, usw. Die Kunst zeigt, dass das schöpferische Verlangen, das in allen Menschen vorhanden ist, sich nicht auf ein einfaches Nachahmen beschränkt, das die Erhaltung der Menschengattung sichert das wäre ein Instinkt, den bereits die Tiere haben. Es tritt wie ein Bedürfnis auf, das immer noch weitergehen, immer noch einen Schritt mehr machen, eine alte Form durch eine neue, bedeutungsvollere und passendere ersetzen will. Die schöpferische Macht des Menschen liegt höher als sein gewöhnliches Bewusstseinsniveau: Sie gehört zu der Welt der Seele und äußert sich als Fähigkeit, jene Realitäten, die ihn übertreffen, zu erforschen und wahrzunehmen sowie ihre Einflüsse und Elemente zu erfassen. Kreativ sein bedeutet, dass man sich selbst übertrifft und über seine Grenzen hinausgeht. Manche sprechen von Einbildung Meinetwegen, aber dann muss man verstehen, dass das, was man Einbildung nennt, nicht bedeutet, etwas, was nicht existiert, von Grund auf zu fabrizieren. Im Gegenteil, Einbildung ist die Fähigkeit, subtile Realitäten zu erfassen, die bereits vorhanden sind, um sie dann durch Worte, Formen, Farben, Bewegungen und Klänge wiederzugeben. Und wenn wir auf der Ebene der Umsetzung begrenzt sind denn zur Verwirklichung bedarf es einer Geschicklichkeit und einer Technik, die nicht jedem gegeben ist gibt es auf der Ebene der Gedanken, Gefühle und Wünsche keine Grenzen. Der Instinkt der Kreativität, den jedes Wesen in sich trägt, treibt es dazu, seine gewöhnlichen Fähigkeiten zu übertreffen und setzt es mit anderen Regionen und anderen Welten, die mit höheren Geschöpfen bevölkert sind, in Verbindung. Dank dieses Teils seiner selbst gelingt es ihm, weiterzugehen und höher zu steigen, um dort gewisse, völlig neue Elemente aufzunehmen und Kinder in die Welt zu setzen, die mit Eigenschaften begabt sind, die es selbst nicht besitzt. Aber es kann auch Meisterwerke in der Kunst und in den Gedanken erschaffen, die es selbst übertreffen. Denn oft ist das Werk größer als sein Erschaffer. Da habt ihr eine ganz gewöhnliche Person vor euch, und ihr hättet sie nicht beachtet, wenn man euch nicht gesagt hätte, dass sie ein Dichter, Komponist, Bildhauer oder Maler ist, dessen Werke die ganze Welt bewundert. Alle menschlichen Wesen besitzen das Bedürfnis nach Kreativität, aber nur wenige sind in der Lage, mit den höheren Regionen der Seele und des Geistes in Berührung zu treten. Selbst für viele Künstler bleibt die kreative Handlung nur auf der Ebene der Instinkte. Sie sind angetrieben sich auszudrücken, das ist alles. Manche stellen mit größtem Ernst irgendwelche selbst entwickelte Theorien auf, aber das sind sehr persönliche, sehr begrenzte Konzepte! Das kann man keine »Kreation« nennen. Die wahre Kreation beginnt mit der Kenntnis der Gesetze der psychischen und der spirituellen Welt, die magische Gesetze sind. Das setzt voraus, dass man die Modelle in der göttlichen Welt nimmt, und dazu muss man sich üben. In welcher Richtung muss man sich üben? Das werdet ihr gleich verstehen. Wie kommt es, dass die Erde, die im Winter kahl, nackt und unfruchtbar ist, sich im Frühling und Sommer mit üppiger Vegetation aus so unterschiedlichen Formen, Farben und Düften bedeckt? Eben, weil sie sich in diesen Jahreszeiten in einer Lage befindet, wo sie das Licht und die Wärme der Sonne besser empfängt und bestimmte Elemente aufnimmt, die sie selbst nicht herstellen kann. Sobald sie diese Elemente besitzt, beginnt sie ihre Arbeit und gibt bunte, duftende, leckere und nahrhafte »Meisterwerke«, die sie allen Geschöpfen schenkt. Ebenso müssen die Menschen lernen, sich der geistigen Sonne zuzuwenden und mit ihr eine Verbindung zu knüpfen, wenn sie in der Lage sein wollen, Werke zu schaffen, die die zukünftigen Generationen noch inspirieren sollen. Warum betrachten wir morgens den Sonnenaufgang? Damit wir lernen, Werke zu erschaffen, die der Sonne gleichen: Belebende Werke, voller Licht und Wärme. Durch ihr Licht, ihre Wärme und ihr Leben, bringt sie uns in Kontakt mit der Kraft, die wir Gott - den Schöpfer - nennen, der selbst Licht, Wärme und Leben ist; und dank des Austausches, den wir mit Ihm führen, werden wir selbst Schöpfer, genau wie Er. Genau wie das Gebet und die Meditation, zieht uns die Betrachtung des Sonnenaufgangs aus unserem gewöhnlichen Bewusstseinszustand: Wir sind gezwungen, weiterzugehen, uns über uns selbst hinweg zu heben, damit wir mit Bereichen in Kontakt kommen, von denen wir verschwommen vermuten, dass sie unsere wahre Heimat sind. Derjenige, der ein wahrhaftiger Schöpfer werden will, der darf nicht nur auf der Ebene der fünf Sinne stehenbleiben, sondern muss dank seiner subtilen Körper versuchen, sich mit der göttlichen Welt zu verbinden, aus der er dann seine Inspiration erhält. Man spricht von »inspirierten« Künstlern, ohne jedoch immer genau zu wissen, was das bedeutet. Die Inspiration ist der Eintritt und die Gegenwart eines spirituellen Geschöpfs im menschlichen Wesen. Die Wesenheit, die der Mensch anzuziehen vermochte, nimmt Besitz von ihm, und führt durch ihn hindurch das aus, was er allein mit seinen eigenen Mitteln nicht hätte verwirklichen können. Solange ein menschliches Wesen auf dem gewöhnlichen Niveau seines Bewusstseins bleibt, ist es ihm unmöglich, große Werke zu erschaffen, aber wenn es lernt, sehr weit fortgeschrittene Wesen anzuziehen, können diese es besuchen und ihm die Strömungen und den Hauch einer anderen Welt übergeben. Die Künstler, Architekten, Bildhauer, Maler, Musiker, Dichter, Philosophen usw. der Vergangenheit haben deshalb derartige Meisterwerke hervorgebracht, weil sie bestimmte Gesetze des geistigen Lebens kannten. Bevor sie…