CHF9.90
Download steht sofort bereit
Der Mensch ist das mitfühlendste, klügste, fantasiebegabteste, humorvollste Tier auf diesem Planeten. Er hat Kunstwerke von atemberaubender Schönheit hervorgebracht und raffinierteste Methoden entwickelt, um die Geheimnisse des Universums zu lüften. Nie zuvor gab es ein Lebewesen, das sich so aufopferungsvoll um Kranke und Schwache kümmerte, das so unermüdlich für Freiheit und Gerechtigkeit kämpfte - trotz aller Niederlagen. Über die dunkle Seite der Menschheit ist viel geschrieben worden, ihre Sonnenseite fiel meist unter den Tisch. Dieses Buch zeigt sie auf. Eine Liebeserklärung an unsere oft verkannte Spezies, die es wert ist, dass wir uns für sie engagieren, statt vorauseilend vor der Irrationalität der Welt zu kapitulieren.
Michael Schmidt-Salomon, Dr. phil., geboren 1967, ist freischaffender Philosoph und Schriftsteller sowie Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung. Er ist häufiger Interviewpartner in Presse, Funk und Fernsehen. Bei Piper erschienen von ihm 'Jenseits von Gut und Böse', 'Leibniz war kein Butterkeks' (mit Lea Salomon), 'Keine Macht den Doofen', 'Hoffnung Mensch' sowie zuletzt 'Die Grenzen der Toleranz'.
Autorentext
Michael Schmidt-Salomon, Dr. phil., geboren 1967, ist freischaffender Philosoph und Schriftsteller sowie Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung. Er ist häufiger Interviewpartner in Presse, Funk und Fernsehen. Bei Piper erschienen von ihm "Jenseits von Gut und Böse", "Leibniz war kein Butterkeks" (mit Lea Salomon), "Keine Macht den Doofen", "Hoffnung Mensch" sowie zuletzt "Die Grenzen der Toleranz".
Leseprobe
HUMANISMUS RELOADED:
DAS NEUE BILD DES MENSCHEN
Vor einigen Jahren fand ich in einer Tageszeitung eine kurze Notiz, die von den Erlebnissen eines US-Amerikaners erzählte, der sich und der Welt beweisen wollte, dass der Mensch von Grund auf »gut« sei. Er hatte sich vorgenommen, Hunderte von Kilometern zu marschieren - nur mit dem Notwendigsten ausgerüstet, in der Hoffnung, dass er auf Artgenossen träfe, die ihm bereitwillig unter die Arme greifen würden. Da die lokalen Medien recht ausführlich über das hoffnungsvolle Anliegen des guten Mannes berichteten, wurde ihm beim Start ein fröhlich jubelndes Publikum beschert.
Kaum aber hatte er die Stadtgrenze erreicht, erlebte er sein blaues Wunder. Es begann damit, dass ein Wagen neben ihm anhielt. Die beiden Insassen fragten ihn, ob er der Mann sei, der beweisen wolle, dass die Menschheit gut sei. Der ahnungslose Menschenfreund bejahte die Frage und womöglich hoffte er insgeheim, ein paar aufmunternde Worte oder vielleicht sogar eine kleine Weggabe zu erhalten. Doch weit gefehlt! Die beiden Männer sprangen aus dem Wagen, schlugen unseren Helden nach Leibeskräften zusammen, beraubten ihn all seiner Habseligkeiten und warfen ihn anschließend - als letzten Gipfel der Boshaftigkeit - über die Brücke in den mehrere Meter darunter liegenden Fluss. Glücklicherweise kam der amerikanische Menschenfreund letztlich doch noch mit einem »blauen Auge« davon: Passanten entdeckten ihn wenig später, leisteten Erste Hilfe und brachten ihn in ein Krankenhaus, wo er sich allmählich von den Strapazen seines gescheiterten Experiments erholte.
Wie lautet die »Moral von der Geschicht'«? Sollen wir davon ausgehen, dass der Mensch im Kern eine »Bestie« ist, der man nicht ungestraft über den Weg trauen darf? Nun, eine solche Interpretation wäre zweifellos verkürzt, denn sie ignoriert die Hilfeleistungen, die dem verletzten Menschenfreund eben auch zuteilwurden. Lernen kann man aus der Anekdote jedoch, dass man mit einem »blauäugigen« Humanismus, der die Realitäten verkennt, nicht allzu weit kommen wird.
Denn die Natur ist kein Wunschkonzert. Der Mensch wird nicht gut, freundlich, hilfsbereit (wahlweise auch gottesfürchtig, asketisch, monogam), nur weil wir dies von ihm erhoffen. Gehen wir von falschen anthropologischen Voraussetzungen aus, werden unsere Pläne zwangsläufig scheitern. Wir benötigen daher eine realistische Sicht auf den Menschen - auch wenn uns das Spiegelbild, das uns die Forscher vor die Nase halten, nicht immer gefallen mag.
Da jede Weltanschauung ein eigenes Bild vom Menschen zeichnet, ist kaum ein Gebiet der Wissenschaft ideologisch so hart umkämpft wie das der Anthropologie (Lehre vom Menschen). Umso wichtiger ist es, dass wir uns darum bemühen, der Frage nach dem Wesen des Menschen möglichst vorurteilsfrei zu begegnen. Auf jeden Fall sollten wir uns davor hüten, wissenschaftliche Prinzipien bloß deshalb aufzugeben, weil wir selbst Gegenstand der Untersuchung sind.
Ein solcher vorurteilsfreier Blick fällt nicht nur religiösen Menschen schwer. Auch nichtreligiöse Humanisten haben ihre liebe Not damit, all die narzisstischen Kränkungen zu verkraften, die die wissenschaftliche Forschung der menschlichen Selbstverliebtheit zugefügt hat. Eine besondere Herausforderung stellt dabei die Aufhebung der »sakrosankten Trennlinie« dar, die der klassische Humanismus zwischen Mensch und Tier gezogen hatte. Schon Cicero (106-43), der Urvater des Humanismus, hatte die besondere »Würde« des Menschen in scharfer Abgrenzung zum Tier begründet. Doch ebendiese Abgrenzung wurde durch die evolutionsbiologische Forschung zunehmend obsolet.[1] Der nackte Affe »Ehemals suchte man zum Gefühl der Herrlichkeit des Menschen zu kommen, indem man auf seine göttliche Abkunft hinzeigte: dies ist jetzt ein verbotener Weg geworden, denn an seiner
Inhalt
Vorwort: Abschied vom Zynismus
Teil 1: DIE BEDRÄNGTE SPEZIES
Kapitel 1 Das tragische Tier: Von den Nöten des Menschseins
Die Erfahrung des Absurden
Die Widrigkeiten des Lebens
Die Ungerechtigkeit der Welt
Der Seufzer der bedrängten Kreatur
Kapitel 2 Humanismus reloaded: Das neue Bild des Menschen
Der nackte Affe
Die Wurzeln der menschlichen Kultur
Aufstieg und Fall des Humanismus
Huxleys Alternative
Hoffnung jenseits der Illusionen
Teil 2: DIE UNTERSCHÄTZTE SPEZIES
Kapitel 3 Das kluge Tier: Den Geheimnissen des Universums auf der Spur
Was die Welt im Innersten zusammenhält
Das Rätsel des Lebens
Die Evolution von Sein und Bewusst-Sein
Kapitel 4 Das erfinderische Tier: Die Technologie des guten Lebens
Vom Faustkeil zum Smartphone
Eine kurze Geschichte der Medizin
Kapitel 5 Das sinnliche Tier: Die Wunderwelt der Kunst
Der Sinn des Schönen
Der Klang des Lebens
Kapitel 6 Das ethische Tier: Der Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit
Das Wunder der Empathie
Emanzipation und Fortschritt
Teil 3: HOFFNUNG MENSCH
Kapitel 7 Quo vadis, Menschheit? Eine Welt im Umbruch
Logik der Zerstörung
Wege aus der Krise
Kapitel 8 Der Glaube an die Menschheit: Ein humanistisches Credo
Hoffnung Mensch
Die große Konversion
Danksagung
Anmerkungen
Personenregister