

Beschreibung
In der trügerischen Maiwärme Neapels geschieht ein perfides Verbrechen. Der zehnjährige Dodo, Enkel eines reichen Unternehmers, wird bei einem Schulausflug entführt. Kurz darauf erfolgt der Erpresseranruf. Die reiche Familie von Dodos Mutter soll ein Lösegeld ...In der trügerischen Maiwärme Neapels geschieht ein perfides Verbrechen. Der zehnjährige Dodo, Enkel eines reichen Unternehmers, wird bei einem Schulausflug entführt. Kurz darauf erfolgt der Erpresseranruf. Die reiche Familie von Dodos Mutter soll ein Lösegeld bezahlen. Inspektor Lojacono und sein Team haben eine harte Nuss zu knacken. Wer ist die blonde Frau, mit der Dodo zuletzt gesehen wurde? Die Familie des Kindes ist zerrüttet: Mutter und Vater leben getrennt, und auch das Verhältnis der Eltern zu dem reichen Großvater ist schlecht. Welche Rolle spielt der neue Lebensgefährte der Mutter, ein brotloser Künstler mit Spielschulden? Oder die Hausangestellte des Großvaters, voller Rachegelüste gegenüber dem undankbaren Mann, dem sie ihr Leben lang diente? Während Lojacono und seine Leute im Trüben stochern, harrt Dodo selbst mit seiner Batman-Figur im Arm in einem dunklen Zimmer aus. Er glaubt fest an Superhelden und seine Rettung ...
Maurizio de Giovanni wurde 1958 in Neapel geboren, wo er auch heute noch lebt. Er studierte Literatur und hat lange Zeit als Banker gerarbeitet. «Das Krokodil», der erste Fall in der Serie um Inspektor Lojacono, wurde 2012 mit dem wichtigsten Preis für italienische Kriminalromane, dem Premio Scerbanenco, ausgezeichnet. 'Frost in Neapel' ist der vierte Fall um Lojacono und seine Kollegen von Pizzofalcone. Maurizio de Giovanni ist einer der erfolgreichsten lebenden Krimiautoren Italiens. Seine Bücher erscheinen in zahlreichen Ländern, unter anderem in Frankreich, England und in den USA.
Autorentext
Maurizio de Giovanni wurde 1958 in Neapel geboren, wo er auch heute noch lebt. Er studierte Literatur und hat lange Zeit als Banker gerarbeitet. «Das Krokodil», der erste Fall in der Serie um Inspektor Lojacono, wurde 2012 mit dem wichtigsten Preis für italienische Kriminalromane, dem Premio Scerbanenco, ausgezeichnet. "Frost in Neapel" ist der vierte Fall um Lojacono und seine Kollegen von Pizzofalcone. Maurizio de Giovanni ist einer der erfolgreichsten lebenden Krimiautoren Italiens. Seine Bücher erscheinen in zahlreichen Ländern, unter anderem in Frankreich, England und in den USA.
Leseprobe
3
Kommissar Luigi Palma hob den Blick von den Papieren auf seinem Schreibtisch und versuchte, dem Stimmengewirr im Nebenraum etwas halbwegs Verständliches zu entnehmen.
Er hatte es sich zur Regel gemacht, die Tür zu seinem Büro nie ganz zu schließen, um seinen Mitarbeitern das Gefühl zu geben, jederzeit ansprechbar zu sein. Doch hier in Pizzofalcone führte eine der beiden Türen direkt in das Gemeinschaftsbüro, zu dem er die ehemalige Kantine hatte umbauen lassen. Jetzt, fürchtete er, sie könnten glauben, er wollte sie permanent im Auge behalten. Womit seine eigentliche Absicht ins Gegenteil verkehrt worden wäre: Statt ein Primus inter Pares zu sein, eine Art großer Bruder, der koordiniert statt kommandiert, erschiene er ihnen wie ein argwöhnischer Galeerenaufseher, der ihre Gespräche belauscht.
Was auch immer er tat, es konnte so oder so ausgelegt werden. Er hatte gewusst, dass es kein einfacher Job werden würde; sogar der Polizeipräsident hatte ihm bei ihrer letzten Unterredung, als er ihm die Stelle anbot, im selben Atemzug davon abgeraten. Er habe eine vielversprechende Karriere vor sich, früher oder später würde sich bestimmt ein Posten mit mehr Prestige und weniger Unannehmlichkeiten finden, bei dem er seine Fähigkeiten unter Beweis stellen könne.
Doch Palma war nie den bequemsten Weg gegangen, er liebte Herausforderungen, und de facto hatte er kaum etwas zu verlieren. Das konnte der Polizeipräsident freilich nicht ahnen.
Seine Karriere interessierte Palma weit weniger, als sein hohes Arbeitspensum vermuten ließ. Die Wahrheit war einfach: Es gab in seinem Leben nichts anderes.
Seine Eltern waren vor ein paar Jahren verstorben, kurz hintereinander. Palma bezeichnete sich stets als «Kind von späten Eltern»; sein Vater hatte bei seiner Geburt die 50 bereits überschritten, und auch seine Mutter war über 40 gewesen. Sein älterer Bruder hatte das Down-Syndrom gehabt und war mit 20 gestorben - ein plötzliches Loch in ihrer Mitte, ein stiller Schmerz, der sie für immer begleiten sollte. Palma hätte selbst gerne Kinder gehabt, doch seine Exfrau, eine Ärztin, ging so auf in ihrem Beruf, dass für Kinder kein Platz war. Ohne dass sie es wollten, hatten sie sich immer mehr voneinander entfernt, und so hatte der Entschluss, sich zu trennen und später sogar scheiden zu lassen, für beide eine Erleichterung bedeutet.
An dem Punkt hatte Palma begonnen, sich nach anderen Frauen umzusehen. Er war ein gefühlvoller Mann, warmherzig und kommunikativ, der keine Eltern mehr hatte und es auch nicht zu einer eigenen Familie gebracht hatte. Wohin das Schicksal uns eben führt ...
Da er eine Führungspersönlichkeit war und gut Teams anleiten konnte, war sein Beruf an die Stelle einer Familie getreten. Natürlich war dies nicht unbemerkt geblieben, und am Ende hatten sie ihm einen Posten als Stellvertretender Kommissar in einem ruhigen Wohnbezirk angeboten. Weil sein Vorgesetzter schwer erkrankte und ständig ausfiel, war er innerhalb kürzester Zeit zum jüngsten Leiter einer Polizeidienststelle in der ganzen Stadt avanciert.
Als der Leitende Kommissar sich, um sein allerletztes Gefecht auszutragen, in den frühzeitigen Ruhestand versetzen ließ, war Palma davon ausgegangen, auch offiziell in seine Fußstapfen zu treten. Das wäre ebenso im Sinne seiner Mitarbeiter gewesen, darunter viele ältere Kollegen, die seine ehrliche, bescheidene Art zu schätzen wussten. Doch da auf dieser Welt nun mal weder die Logik noch die Gerechtigkeit regiert, hatte eine Kollegin aus einer anderen Stadt, die mehr Meriten gesammelt hatte und größeres Wohlwollen in Rom genoss, das Rennen gemacht.
Nicht Wut oder Neid hatten ihn dazu bewogen, seine Stelle aufzugeben. Er wusste einfach, dass es nicht möglich sein würde, die Effizienz des Kommissariats aufrechtzuerhalten. Es war unabdingbar, dass er ging. Wäre er geblieben, hätten die Kollegen die neue Chefin
