

Beschreibung
In 19 Minuten kann man das Gras in seinem Vorgarten mähen, die Haare färben oder einen Kuchen backen. Man kann die Wäsche für eine fünfköpfige Familie falten. 19 Minuten kostet es, von der Grenze zu Vermont nach Sterling, New Hampshire, zu fahren. In 19 Minute...In 19 Minuten kann man das Gras in seinem Vorgarten mähen, die Haare färben oder einen Kuchen backen. Man kann die Wäsche für eine fünfköpfige Familie falten. 19 Minuten kostet es, von der Grenze zu Vermont nach Sterling, New Hampshire, zu fahren. In 19 Minuten kann man die Welt zum Stillstand bringen oder einfach aus ihr herausfallen. 19 Minuten kostet es, Rache zu nehmen. Das hat der 17-jährige Peter Houghton getan. Noch weiß niemand in Sterling, wofür, doch mit diesem unaussprechlichen Akt der Gewalt ist die Welt des kleinen Ortes für immer aus den Angeln gehoben. Josie Cormier, die Tochter der Richterin, hat das Massaker an der Schule überlebt. Sie wäre die beste Zeugin. Aber sie kann sich nicht erinnern, was geschehen ist. Mehr unter: Picoult, geboren 1967 auf Long Island, studierte in Princeton Creative Writing und in Harvard Erziehungswissenschaften.1992 veröffentlichte sie ihren ersten Roman und gehört heute zu den beliebtesten amerikanischen Erzählerinnen weltweit. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Hanover, New Hampshire.
Vorwort
Mutig, radikal und bewegend.
Autorentext
Jodi Picoult, geboren 1967 auf Long Island, studierte in Princeton Creative Writing und in Harvard Erziehungswissenschaften.1992 veröffentlichte sie ihren ersten Roman und gehört heute zu den beliebtesten amerikanischen Erzählerinnen weltweit. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Hanover, New Hampshire.
Leseprobe
TEIL EINS Wenn wir nie die Richtung ändern, steht schon vorher fest, wo unser Weg enden wird. CHINESISCHES SPRICHWORT Wenn Du das hier liest, bin ich hoffentlich tot. Man kann das, was geschehen ist, nicht ungeschehen machen; man kann kein Wort zurücknehmen, das einmal ausgesprochen wurde. Du wirst über mich nachdenken und Dir wünschen, Du hättest mir die Sache ausreden können. Du wirst Dir das Hirn zermartern, was Du besser gesagt oder getan hättest. Und ich sollte Dir wahrscheinlich versichern: Du musst Dir keine Vorwürfe machen, es ist nicht Deine Schuld, aber das wäre gelogen. Wir wissen beide, dass ich nicht von allein an diesen Punkt gelangt bin. Du wirst auf meiner Beerdigung weinen. Du wirst sagen, es hätte nicht so weit kommen müssen. Du wirst Dich so verhalten, wie alle es von Dir erwarten. Aber wirst Du mich vermissen? Entscheidender noch - werde ich Dich vermissen? Wollen wir wirklich die Antwort darauf haben? 6. März 2007 In neunzehn Minuten kann man den Rasen vor dem Haus mähen, sich die Haare färben, Brötchen backen, sich vom Zahnarzt eine Füllung machen lassen oder die Wäsche für eine fünfköpfige Familie zusammenlegen. Neunzehn Minuten dauert die Fahrt mit dem Auto von der Grenze Vermonts nach Sterling in New Hampshire. In neunzehn Minuten kann man einem Kind eine Gutenachtgeschichte vorlesen oder einen Ölwechsel machen lassen. Man kann eine Meile gehen. Man kann einen Saum nähen. In neunzehn Minuten kann man die Welt anhalten oder einfach von ihr abspringen. In neunzehn Minuten kann man Rache nehmen. Alex Cormier war spät dran, wie üblich. Zweiunddreißig Minuten dauerte die Fahrt von ihrem Haus in Sterling bis zum Kammergericht in Grafton County, New Hampshire, und das auch nur, wenn sie sich in Orford nicht ans Tempolimit hielt. Sie hastete auf Strümpfen nach unten, die Pumps in der einen Hand, die Akten, die sie übers Wochenende bearbeitet hatte, in der anderen. In der Diele drehte sie sich das volle, kupferrote Haar zu einem Knoten und steckte es im Nacken fest. Im Spiegel sah sie jetzt die Person, die sie draußen sein musste. Alex war seit genau vierunddreißig Tagen Richterin am Kammergericht. Nach fünf Jahren als Bezirksrichterin hatte sie geglaubt, der neue Posten würde ihr weniger Probleme bereiten. Aber mit vierzig war sie in ganz New Hampshire noch immer die Jüngste in ihrem Amt und musste nach wie vor beweisen, dass sie unparteiisch Recht sprach - bei einer ehemaligen Pflichtverteidigerin argwöhnten die Staatsanwälte stets, sie würde die Verteidigung bevorzugen. Alex war Richterin geworden, weil sie den ehrlichen Wunsch hatte, dafür zu sorgen, dass jeder Angeklagte bis zum Beweis seiner Schuld als unschuldig zu gelten hatte. Sie hätte nie geglaubt, dass ihr selbst dieses Recht nicht eingeräumt wurde. Frischer Kaffeeduft lockte Alex in die Küche. Ihre Tochter saß über eine dampfende Tasse gebeugt am Tisch und las in einem Schulbuch. Josie sah hundemüde aus - ihre blauen Augen waren gerötet, die kastanienbraunen Haare zu einem unordentlichen Pferdeschwanz gebunden. »Bitte sag mir, dass du nicht die ganze Nacht auf warst«, sagte Alex. Josie hob nicht einmal den Blick. »Ich war nicht die ganze Nacht auf«, gehorchte sie. Alex goss sich einen Kaffee ein und setzte sich auf den Stuhl gegenüber ihrer Tochter. »Ehrlich?« »Ich hab gesagt, was ich sagen sollte«, erwiderte Josie. »Du hast nicht nach der Wahrheit gefragt.« Alex runzelte die Stirn. »Du solltest keinen Kaffee trinken.« »Und du solltest nicht rauchen.« Alex spürte, wie sie rot wurde. »Ich hab nicht -« »Mom«, seufzte Josie, »auch wenn du das Badezimmerfenster aufmachst, ich riech es an den Handtüchern.« Alex zog es vor, das Thema nicht weiter zu vertiefen. Immerhin war das Rauchen ihr einziges Laster. Für mehr hatte sie überhaupt keine Zeit. Sie wünschte, sie hätte mit Gewissheit sagen können, dass auch Josie keine Laster außer einer Tasse Kaffee zuviel am Tag ha