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London, 1920: Für die 19-jährige Louisa geht ein Traum in Erfüllung. Sie bekommt eine Anstellung bei den Mitfords, der glamourösen und skandalumwitterten Familie aus Oxfordshire. Endlich kann sie der Armut und dem Elend der Großstadt entfliehen und dafür auf ein herrschaftliches Anwesen ziehen. Louisa wird Anstandsdame und Vertraute der sechs Töchter des Hauses, allen voran der 17-jährigen Nancy, einer intelligenten jungen Frau, die nichts mehr liebt als Abenteuer und gute Geschichten. Als Florence Nightingale Shore, eine Krankenschwester und Freundin der Familie, am helllichten Tag ermordet wird, beginnen Nancy und Louisa eigene Ermittlungen anzustellen. Schnell erkennen sie, dass nach den Wirren des Krieges jeder etwas zu verbergen hat.
Jessica Fellowes, bekannt durch ihre Begleitbücher zur weltberühmten Serie 'Downton Abbey', arbeitet als Journalistin und Referentin und war früher als stellvertretende Chefredakteurin von Country Life tätig. Sie ist die Nichte von Julian Fellowes, Schauspieler, Romanautor und Verfasser der 'Downton Abbey'-Drehbücher. Jessica Fellowes lebt mit ihrer Familie, einem Labradoodle und zwei Hühnern in Oxfordshire.
Autorentext
Jessica Fellowes, bekannt durch ihre Begleitbücher zur weltberühmten Serie "Downton Abbey", arbeitet als Journalistin und Referentin und war früher als stellvertretende Chefredakteurin von Country Life tätig. Sie ist die Nichte von Julian Fellowes, Schauspieler, Romanautor und Verfasser der "Downton Abbey"-Drehbücher. Jessica Fellowes lebt mit ihrer Familie, einem Labradoodle und zwei Hühnern in Oxfordshire.
Leseprobe
PROLOG
Um Viertel vor drei hielt das Taxi vor Victoria Station, und Florence Shore stieg aus. Normalerweise leistete sie sich keine derartigen Extravaganzen, doch diese hatte sie sich ihrer Meinung nach verdient. Bestens dazu passte ihr neuer Pelzmantel, ein Geburtstagsgeschenk, das sie sich selbst gemacht und tags zuvor zum ersten Mal getragen hatte, um ihre Tante, Baronin Farina, zu beeindrucken. Die Baronin hatte ihr nach dem Mittagessen chinesischen Tee und Ingwerkekse serviert und sich dafür entschuldigt, keinen Kuchen gebacken zu haben.
Nur zwanzig Stunden zuvor war Florence schon einmal hier am Bahnhof gewesen, als sie von dem Tagesausflug zu ihrer Verwandten in Tonbridge zurückgekehrt war; nun ging es wieder in fast dieselbe Richtung, nach St Leonards-on-Sea, wo ihre gute Freundin Rosa Peal über einer Teestube wohnte. Und abgesehen von ihrem Geburtstag und dem Pelzmantel - Grund genug, ein Taxi zu nehmen, statt mit zwei Bussen von Hammersmith quer durch die Stadt zu gondeln -, war da noch das Gepäck, das sie dabeihatte: eine Dokumententasche, ein großer Koffer, ihr Schminkköfferchen, Handtasche und Regenschirm. Zudem war sie erst vor zwei Monaten aus dem militärischen Dienst entlassen worden, weshalb sie kaum Gelegenheit gehabt hatte, mehr von dem Geld zu verschwenden, das sie vor fünf Jahren von ihrer Schwester geerbt hatte; von ihren Ersparnissen gar nicht zu reden. Florence winkte einen Gepäckträger heran - wenn er ihre Koffer ohne Murren schleppte, würde ein großzügiges Trinkgeld für ihn herausspringen.
»Zu Gleis neun, bitte«, sagte sie. »Zu den Dritte-Klasse-Waggons.« Ihre Luxusbereitschaft hatte durchaus Grenzen.
Florence rückte ihre elegante Pelzmütze zurecht und strich ihren langen Rock glatt. Die Vorkriegsmoden brachten ihre Figur besser zur Geltung als der neue Kleidungstil. Manchmal spielte sie mit dem Gedanken, auf das Korsett zu verzichten, doch das eine Mal, als sie ohne aus dem Haus gegangen war, hatte sie sich gefühlt, als würde sie nackt auf der Straße flanieren. Gewohnheitsmäßig klopfte sie auf ihre Handtasche und steuerte auf die Fahrkartenschalter zu. Sie hatte keine Zeit zu verlieren.
Im Bahnhof gab es auch ein Postamt, und sie überlegte kurz, ob sie in ihrer bisherigen Unterkunft Bescheid geben sollte, dass sie nicht zurückkommen würde, entschied sich dann aber dagegen. Das konnte sie auch nach ihrer Ankunft in St Leonards erledigen. Erleichtert stellte sie fest, dass beim Fahrkartenverkauf keine Schlangen anstanden, und reihte sich hinter einer gepflegten jungen Frau an Schalter sechs ein. Sie bewunderte die schlanke Figur und das glänzende hochgesteckte Haar, das halb unter einem breitkrempigen, mit einem marineblauen Satinband versehenen Hut hervorlugte. Noch war der modische Bob in der Hauptstadt nicht so verbreitet wie in Paris, allerdings würde es bestimmt nicht mehr lange dauern. Die Frau vor ihr kaufte eine Fahrkarte und schenkte Florence ein flüchtiges Lächeln, ehe sie sich auf den Weg machte.
Der Beamte mit der Mütze hinter der Glasscheibe trug einen Vollbart. Kurz fragte sich Florence, seit wann die Eisenbahngesellschaft ihren Angestellten Bärte gestattete. Dann aber rief sie sich in Erinnerung, dass der arme Mann an der Front womöglich Gesichtsverletzungen erlitten hatte, die er kaschieren wollte. Entstellungen waren gang und gäbe, wie sie nur allzu genau wusste.
»Ja, Ma'am?«, sagte er. »Wohin soll's gehen?«
»Einmal dritter Klasse nach St Leonards, bitte. Rückfahrt in einer Woche.«
Er warf einen kurzen Blick auf ihren Orden und schaute sie an, als wolle er sagen: Sie sind eine von uns. Doch er meinte nur: »Gleis neun. Den Schnellzug um 15:20 Uhr kriegen Sie noch. In Lewes wird er geteilt - die vorderen Wagen gehen nach Brighton, die hinteren nach Hastings. Steigen Sie bitte hinten ein.«
»Ja, ja, ich weiß«, erwiderte Florence. »Trotzdem danke.«
»Das macht sechs